Ekel

Ihren Job als Maniküre in einem Londoner Schönheitssalon übt die wunderschöne, aber überaus schüchterne Carol (Catherine Deneuve) gelangweilt bis apathisch aus, die Avancen eines gut situierten, attraktiven und geduldigen Verehrers steht sie eher verwirrt gegenüber, bis ein Kuss sie sogar mit Ekel erfüllt. Allein ihre lebenslustige Schwester Helen (Yvonne Furneaux) gibt ihr etwas Halt in ihrem Leben, auch wenn sie es missbilligt, dass Helens anderweitig verheirateter Liebhaber Colin (John Fraser) immer öfter bei ihr übernachtet und Carol sich nachts bei dem lustvollen Gestöhne ihrer Schwester die Ohren zuhalten muss. 
Als das Paar sich übers Wochenende den schiefen Turm von Pisa anschauen will, schließt sich Carol in der Wohnung ein und wird von ihren selbstzerstörerischen Visionen zur Doppelmörderin. 
Nach seinem international erfolgreichen, in Frankreich realisierten Debüt "Das Messer im Wasser" (1962) zog es den polnischen Filmemacher Roman Polanski nach London, wo er das ebenfalls in Schwarz-Weiß gedrehte Psycho-Thrillerdrama "Ekel" verwirklichte. Vor allem die zarte Catherine Deneuve, die mit der Darstellung der psychotischen Carol ihren Durchbruch feiern durfte, macht aus dem Film einen cineastischen Leckerbissen. Wie die in "Ekel" sprichwörtlich unnahbare Deneuve mit mal verträumten, mal gehetztem Blick ihre hier öde, dort bedrohliche Umwelt betrachtet oder gar nicht bewusst wahrnimmt, ist meisterhaft dargestellt. Unterstützt wird die superb aufspielende Deneuve durch Polanskis brillante Inszenierung, zu der vor allem die wechselhafte Geräuschkulisse zählt, die auf der einen Seite durch den abwechslungsreichen, mal nervös-lauten, dann einlullend-lieblichen Jazz-Score, auf der anderen Seite durch absolute Stille (in den albtraumhaften Visionen) und laute Umweltgeräusche (im Alltag) erzeugt wird. 
Auch die kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bilder sorgen für starke Stimmungen. Vor allem Carols Gang durch einen dunklen Korridor voller aus den Wänden ragender, nach ihr greifenden Hände bleibt dem Betrachter nachhaltig im Gedächtnis, aber auch die Analogie zwischen den sich auftuenden Rissen in den Wänden und Carols zunehmender geistiger Verwirrtheit, wie man sie aus Roger Cormans "Der Untergang des Hauses Usher" kennt, ist gekonnt umgesetzt. 
Das Arthouse-Label "Pierrot Le Fou" hat dieses Meisterwerk nun in einem edlen Dreier Digipak veröffentlicht, wobei der Hauptfilm jeweils auf Blu-ray und DVD enthalten ist, die einstündige englischsprachige, deutsch untertitelte Dokumentation "A British Horror Film" auf einer Bonus-DVD. 

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