Clip

Nach einigen kleineren Rollen als Schauspielerin legt die 1983 in Belgrad geborene Maja Milos mit „Clip“ ihr Langfilmregiedebüt vor. Darin schildert sie die trostlose Geschichte einer Heranwachsenden, die jenseits ihrer Familie ihr Glück in einer hoffnungslosen Beziehung zu einem ihrer coolen Klassenkameraden sucht.
So oft es geht, vermeidet es Jasna (Isidora Simijonovic), sich in der familiären Wohnung aufzuhalten. Ihr schwerkranker Vater hütet meist das Bett, die überforderte und ständig gereizte Mutter will das Mädchen in die Pflege des Kranken einspannen. Also zieht Jasna leichtbekleidet los, um mit ihren Freundinnen Spaß zu haben und jede Party zu besuchen, die sich in Belgrads trister Gegend anbietet. Dort hat sie es besonders auf ihren Klassenkameraden Djole (Vukasin Jasnic) abgesehen, auf den alle Mädchen zu fliegen scheinen und der stets mit Fluppe in der einen, einer Flasche Bier in der anderen Hand den coolen Macho raushängen lässt. Jasna interessiert ihn nicht wirklich, aber für den einen oder anderen Blowjob und ein Nümmerchen lässt er sie schon mal gnädig vor sich niederknien. Obwohl Jasna jedes Mal von ihren Begegnungen enttäuscht zurückgelassen wird, kann sie sich nicht von ihrem egoistischen Schwarm losreißen …
Die junge Filmemacherin Maja Milos präsentiert mit „Clip“ eine interessante Mileustudie, in der die junge Protagonistin stellvertretend für eine Jugend steht, die sich von der eigenen Familie unverstanden fühlt und über die eigenen Zukunftsaussichten ziemlich desillusioniert ist. Verzweifelt sucht Jasna ihr Glück im Hier und Jetzt, hält möglichst viel auf kleinen Videos fest, die sie mit ihrem Smartphone filmt, probiert Drogen und macht die ersten sexuellen Erfahrungen, wobei sie sich in neue Abhängigkeiten begibt.
Dieser trostlose Alltag wird in rauen, authentischen Bildern festgehalten, wobei die expliziten Sexszenen in Großaufnahme eine Nähe andeuten, die der Realität nie standhält. Am Ende jeder sexuellen Handlung wird Jasna einfach wortlos oder mit einem erniedrigenden Spruch von ihrem Schwarm zurückgelassen, worauf sie ihre Traurigkeit und Enttäuschung in noch mehr Alkohol ertränkt. Die serbischen Pop-Songs, zu denen das Mädchen mit ihrer Clique tanzen, handeln ebenfalls von enttäuschten Liebesbeziehungen und rücken das dokumentierte Einzelschicksal in einen größeren Kontext.
 „Clip“ ist in seiner expliziten Direktheit ein extrem verstörendes Drama, das vor allem durch die Isidora Simijonovics glaubhafte Darstellung der Jasna zu überzeugen versteht.
"Clip" in der IMDb

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