Der weiße Scheich

Nachdem Federico Fellini seine künstlerische Karriere mit Karikaturen zunächst für Zeitungen, dann auch für den Rundfunk begonnen hatte, wurde er - inspiriert durch Roberto Rossellini - als Drehbuchautor zu einem wichtigen Mitgestalter des italienischen Neorealismus und erhielt für seine Drehbücher zu „Rom – offene Stadt“ und „Paisà“ jeweils eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch. Bei seinem ersten Film „Lichter des Varieté“ (1950) teilte er sich die Regie noch mit Alberto Lattuada, ehe er im Alter von 32 Jahren mit „Der weiße Scheich“ (1952) seinen ersten eigenständigen Film vorlegte.
Die frisch verheirateten Wanda (Brunella Bovo) und Ivan (Leopoldo Trieste) verbringen ihre Hochzeitsreise in Rom, wo Ivans Onkel durch seine Beziehungen eine private Familienaudienz beim Papst im Vatikan für den folgenden Morgen arrangieren konnte. Während Ivan sich auf die eng getakteten Ausflüge und familiären Verpflichtungen mit einem Nickerchen im Hotelzimmer vorbereitet, kann es Wanda gar nicht erwarten, die nur wenige Gehminuten entfernte Redaktion der Fotoroman-Reihe „Der weiße Scheich“ aufzusuchen, wo sie ihrem Idol zu begegnen hofft, um ihm ein von ihr gezeichnetes Portrait zu überreichen. Die Redakteure sind so begeistert von Wandas Talent, dass sie eingeladen wird, das Team nach Fregene zu begleiten, wo einige Episoden der Romanreihe aufgezeichnet werden sollen. Während Wanda aber bei der Begegnung mit dem Schauspieler Fernando Rivoli (Alberto Sordi) eine bittere Enttäuschung erleben muss, hat Ivan im Hotel alle Mühe, seiner Familie die Abwesenheit seiner Frau zu erklären. Auf der Suche abenteuerlichen Suche nach ihr wird Ivan schließlich verhaftet …
Obwohl der mit dem routinierten Regisseur Alberto Lattuada realisierte Film „Lichter des Varieté“ kein Erfolg wurde, war Produzent Luigi Rovere so begeistert, dass er Fellini bat, am Drehbuch zu „Der weiße Scheich“ mitzuarbeiten und schließlich auch die alleinige Regie bei dem Projekt zu übernehmen, das auf einer Idee von Michelangelo Antonioni basiert. Fellini schildert in dem handlungsreichen Plot gerade mal 24 Stunden einer Hochzeitsreise, die das junge Paar aus der Provinz ins pulsierende Rom führt. Geschickt wechselt Fellini immer wieder die Perspektive zwischen Ivan und Wanda, die jeweils ihren eigenen Illusionen nachjagen, nur um am Ende zu erkennen, was das frisch verheiratete Paar an sich hat. Auch wenn es der Film schwer hat, einen Platz zwischen Satire und Komödie zu finden, lässt sich in „Der weiße Scheich“ doch schon der Charme späterer Fellini-Werke entdecken. Vor allem Brunella Bovo fängt durch ihre verträumt-schwärmerische Art die Sympathien des Publikums ein und zählt zu den großen Entdeckungen des Films, der übrigens auch den Beginn der fruchtbaren Beziehung zwischen Fellini und Komponist Nino Rota markierte.
"Der weiße Scheich" in der IMDb

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