The Highwaymen
Der amerikanische Filmemacher Kevin Costner hat immer wieder während seiner langjährigen Hollywood-Karriere sowohl vor als auch hinter der Kamera gern mit den charismatischen Typen sympathisiert, die auf ihre Weise für Recht und Ordnung sorgen, ob als Revolverheld in Lawrence Kasdans „Wyatt Earp“ oder als FBI-Agent Eliot Ness, der in Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“ Al Capone das Handwerk legt. In John Lee Hancocks Krimi-Drama „The Highwaymen“, das in diesem Jahr durch den Streaming-Anbieter Netflix produziert wurde, schlüpft er einmal mehr in die für ihn maßgeschneiderte Rolle des Texas Rangers, der dem populären Gangster-Pärchen Bonnie und Clyde das Handwerk legen soll.
Während das brutale Gangsterpärchen Bonnie Parker (Emily Brobst) und Clyde Barrow (Edward Bossert) von der Bevölkerung wie Stars vergöttert wird, hat die texanische Gouverneurin Ma Robinson (Kathy Bates) 1934 genug von den tödlichen Raubzügen der beiden, die bereits zehn Polizisten und drei Zivilisten auf dem Gewissen haben. Als die Gangster auch noch einen Freund von der Eastham Prison Farm befreien und dabei weitere Wächter töten, sieht sich Robinson genötigt, dem Vorschlag des betroffenen Gefängnisdirektors Lee Simmons (John Carroll Lynch) zu folgen und den pensionierten Texas Ranger Frank Hamer (Kevin Costner) zu reaktivieren, denn bislang ist es dem Großaufgebot von Polizei und FBI nicht gelungen, das durch die Staaten fliehende Paar zu stellen. Hamer holt dazu seinen alten Weggefährten Maney Gault (Woody Harrelson) an seine Seite, dem es im Gegensatz zu Hamer seit der Auflösung der Texas Rangers nicht so gut ergangen ist.
Doch es ist weniger die Aussicht auf die 130 Dollar Lohn für den einmaligen Job, sondern die Rückkehr zur Zusammenarbeit mit seinem alten Freund, der Gault mitmachen lässt. Allerdings ergeht es den beiden alternden Männern anfangs genauso wie den routinierten Cops und Special Agents, denn Bonnie und Clyde scheinen ihren Verfolgern immer mehr als nur einen Schritt voraus zu sein, wobei sie auf den Rückhalt der Bevölkerung zählen können. Das Blatt wendet sich erst, als Hamer eine Verbindung zu den Familien der Gangster herstellt …
Mit dem biografischen Krimi-Drama „Bonnie und Clyde“ schuf Arthur Penn 1967 einen Klassiker, in dem Warren Beatty und Faye Dunaway das von der Bevölkerung abgöttisch verehrte Gangster-Paar verkörperten, das bei seiner Flucht vor der wachsenden Polizeimeute immer mehr in Bedrängnis geriet, bis es schließlich in eine tödliche Falle tappte. John Lee Hancock („Saving Mr. Banks“) erzählt die bekannte Geschichte in „The Highwaymen“ aus der entgegengesetzte Perspektive, nämlich aus der Sicht der verantwortlichen Politiker, Strafvollzugsbeamten, vor allem aber aus der Sicht der reaktivierten Texas Rangers Frank Hamer und Maney Gault.
Kurz skizziert Hancock das soziale Umfeld und damit auch die gewaltigen Unterschiede zwischen dem wohlsituierten Hamer und dem in ärmlichen Verhältnissen lebenden Gault. Ihre Jagd nach Bonnie und Clyde inszeniert Hancock als recht entspannt wirkendes Road Movie, bei dem der zunehmende Frust der Texas Rangers ebenso zum Ausdruck kommt wie die ablehnende Haltung der Bevölkerung ihnen gegenüber. Bonnie und Clyde treten dabei kaum in Erscheinung, so richtig erst in dem Showdown, als ihre Gesichter in Großaufnahmen die Erkenntnis widerspiegeln, dass ihre Reise zu einem unumkehrbaren Ende gekommen ist. In einer der interessantesten Szenen versucht Clydes Vater Hamer davon zu überzeugen, dass sein Sohn nicht mit einer schwarzen Seele geboren worden sei und eigentlich Musiker werden wollte, aber seit dem Diebstahl eines Huhns vom Gesetz gejagt worden sei, worauf Hamer ihm erzählt, wie er zu den Texas Rangers gekommen ist.
Später erzählt auch Maney Gault in einer Pokerrunde von seinem Schlüsselerlebnis und dem Vorfall, bei dem er an Hamers Seite in einer Nacht über fünfzig Banditen über den Haufen geschossen hat. Für Hamer und Gault sind Bonnie und Clyde letztlich auch nicht mehr als Gauner, die ihrer gerechten Strafe zugeführt werden müssen. Hancock demonstriert auf der anderen Seite zwar, wie Bonnie und Clyde von den Massen verehrt werden (zu den Beerdigungen der beiden Promi-Gangster kamen über 15.000 bzw. 20.000 Menschen!), doch treten die Objekte der öffentlichen Bewunderung nur ganz am Rande auf, um jeder Romantisierung, die Arthur Penn noch in „Bonnie und Clyde“ vollzogen hat, vorzubeugen.
Da der Ausgang der Geschichte bekannt ist, baut „The Highwaymen“ über die etwas zu lang geratene Spielzeit letztlich keine Spannung auf, sondern fokussiert sich ganz auf die beiden taffen Texas Rangers, die zwar schon bessere Tage gesehen haben, aber in ihrer wichtigen Mission zu alter Stärke zurückfinden. Kevin Costner („Waterworld“, „Der mit dem Wolf tanzt“) und Woody Harrelson („True Detective“, „No Country for Old Men“) sind als charismatische Jäger so überzeugend, dass sie locker den Film auf ihren Schultern tragen. Darüber hinaus gelingt Hancock vor allem ein atmosphärisch stimmiges Gesellschaftsportrait, das von den unaufdringlichen Kompositionen, die Thomas Newman („The Green Mile“, „Passengers“) beigesteuert hat, wunderbar unterstützt wird.
"The Highwayman" in der IMDb
Während das brutale Gangsterpärchen Bonnie Parker (Emily Brobst) und Clyde Barrow (Edward Bossert) von der Bevölkerung wie Stars vergöttert wird, hat die texanische Gouverneurin Ma Robinson (Kathy Bates) 1934 genug von den tödlichen Raubzügen der beiden, die bereits zehn Polizisten und drei Zivilisten auf dem Gewissen haben. Als die Gangster auch noch einen Freund von der Eastham Prison Farm befreien und dabei weitere Wächter töten, sieht sich Robinson genötigt, dem Vorschlag des betroffenen Gefängnisdirektors Lee Simmons (John Carroll Lynch) zu folgen und den pensionierten Texas Ranger Frank Hamer (Kevin Costner) zu reaktivieren, denn bislang ist es dem Großaufgebot von Polizei und FBI nicht gelungen, das durch die Staaten fliehende Paar zu stellen. Hamer holt dazu seinen alten Weggefährten Maney Gault (Woody Harrelson) an seine Seite, dem es im Gegensatz zu Hamer seit der Auflösung der Texas Rangers nicht so gut ergangen ist.
Doch es ist weniger die Aussicht auf die 130 Dollar Lohn für den einmaligen Job, sondern die Rückkehr zur Zusammenarbeit mit seinem alten Freund, der Gault mitmachen lässt. Allerdings ergeht es den beiden alternden Männern anfangs genauso wie den routinierten Cops und Special Agents, denn Bonnie und Clyde scheinen ihren Verfolgern immer mehr als nur einen Schritt voraus zu sein, wobei sie auf den Rückhalt der Bevölkerung zählen können. Das Blatt wendet sich erst, als Hamer eine Verbindung zu den Familien der Gangster herstellt …
Mit dem biografischen Krimi-Drama „Bonnie und Clyde“ schuf Arthur Penn 1967 einen Klassiker, in dem Warren Beatty und Faye Dunaway das von der Bevölkerung abgöttisch verehrte Gangster-Paar verkörperten, das bei seiner Flucht vor der wachsenden Polizeimeute immer mehr in Bedrängnis geriet, bis es schließlich in eine tödliche Falle tappte. John Lee Hancock („Saving Mr. Banks“) erzählt die bekannte Geschichte in „The Highwaymen“ aus der entgegengesetzte Perspektive, nämlich aus der Sicht der verantwortlichen Politiker, Strafvollzugsbeamten, vor allem aber aus der Sicht der reaktivierten Texas Rangers Frank Hamer und Maney Gault.
Kurz skizziert Hancock das soziale Umfeld und damit auch die gewaltigen Unterschiede zwischen dem wohlsituierten Hamer und dem in ärmlichen Verhältnissen lebenden Gault. Ihre Jagd nach Bonnie und Clyde inszeniert Hancock als recht entspannt wirkendes Road Movie, bei dem der zunehmende Frust der Texas Rangers ebenso zum Ausdruck kommt wie die ablehnende Haltung der Bevölkerung ihnen gegenüber. Bonnie und Clyde treten dabei kaum in Erscheinung, so richtig erst in dem Showdown, als ihre Gesichter in Großaufnahmen die Erkenntnis widerspiegeln, dass ihre Reise zu einem unumkehrbaren Ende gekommen ist. In einer der interessantesten Szenen versucht Clydes Vater Hamer davon zu überzeugen, dass sein Sohn nicht mit einer schwarzen Seele geboren worden sei und eigentlich Musiker werden wollte, aber seit dem Diebstahl eines Huhns vom Gesetz gejagt worden sei, worauf Hamer ihm erzählt, wie er zu den Texas Rangers gekommen ist.
Später erzählt auch Maney Gault in einer Pokerrunde von seinem Schlüsselerlebnis und dem Vorfall, bei dem er an Hamers Seite in einer Nacht über fünfzig Banditen über den Haufen geschossen hat. Für Hamer und Gault sind Bonnie und Clyde letztlich auch nicht mehr als Gauner, die ihrer gerechten Strafe zugeführt werden müssen. Hancock demonstriert auf der anderen Seite zwar, wie Bonnie und Clyde von den Massen verehrt werden (zu den Beerdigungen der beiden Promi-Gangster kamen über 15.000 bzw. 20.000 Menschen!), doch treten die Objekte der öffentlichen Bewunderung nur ganz am Rande auf, um jeder Romantisierung, die Arthur Penn noch in „Bonnie und Clyde“ vollzogen hat, vorzubeugen.
Da der Ausgang der Geschichte bekannt ist, baut „The Highwaymen“ über die etwas zu lang geratene Spielzeit letztlich keine Spannung auf, sondern fokussiert sich ganz auf die beiden taffen Texas Rangers, die zwar schon bessere Tage gesehen haben, aber in ihrer wichtigen Mission zu alter Stärke zurückfinden. Kevin Costner („Waterworld“, „Der mit dem Wolf tanzt“) und Woody Harrelson („True Detective“, „No Country for Old Men“) sind als charismatische Jäger so überzeugend, dass sie locker den Film auf ihren Schultern tragen. Darüber hinaus gelingt Hancock vor allem ein atmosphärisch stimmiges Gesellschaftsportrait, das von den unaufdringlichen Kompositionen, die Thomas Newman („The Green Mile“, „Passengers“) beigesteuert hat, wunderbar unterstützt wird.
"The Highwayman" in der IMDb
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