Scary Stories to Tell in the Dark

Der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro hat bereits mit seinen Filmen „Pans Labyrinth“ (2006), „Crimson Peak“ (2015) und dem Drehbuch zu „Don’t Be Afraid of the Dark“ (2010) hinreichend seine Faible für atmosphärisch stimmigen Grusel unter Beweis gestellt. Für den von André Øvredal („The Autopsy of Jane Doe“) inszenierten Halloween-Gruselfilm „Scary Stories to Tell in the Dark“ zeichnet er nicht nur für Screen Story, sondern auch für die Produktion verantwortlich, was dem Film einen ebenso nostalgischen wie professionellen Look beschert.
Während sich einige junge Männer im örtlichen Rekrutierungsbüro begeistert für ihren militärischen Einsatz in Vietnam einschreiben, plant Stella (Zoe Margaret Colletti) mit ihren Freunden Chuck (Austin Zajur) und Auggie (Gabriel Rush) an Halloween des Jahres 1968 eine ganz besondere Expedition. Als Hexe, Pierrot und Spinnenmensch (den Auftrag für ein Spider-Man-Kostüm hat Chucks Mutter völlig fehlinterpretiert) verkleidet, spielen sie zunächst dem verhassten Rüpel Tommy (Austin Abrams) einen Streich, bevor sie dem nahegelegenen Spukhaus einen Besuch abstatten, aber leider sinnt Tommy auf Rache und verfolgt die Clique bis zum Autokino, wo sie sich im Auto des erst zugezogenen Ramón Morales (Michael Garza) verstecken, der nicht zuletzt wegen seiner Hautfarbe vom örtlichen Chief Turner (Gil Bellows) kritisch beobachtet wird. Als Stella, Chuck, Auggie und Ramón endlich das alte Gruselhaus erreichen, entdeckt Ramón bei der Erkundung der Räumlichkeiten eine Geheimtür, die zu einem Verlies führt, wo Stella auf ein handgeschriebenes Buch stößt, das einst Sarah Bellows gehört hat. Als angehende Schriftstellerin ist Stella sofort von den Geschichten fasziniert, die Sarah dort mit roter Tinte hineingeschrieben hat. Bei der Flucht vor Tommy und seinen Kumpels nimmt Stella kurzerhand das Buch mit und stellt fest, dass die darin befindlichen Geschichten nicht nur wahr werden, sondern noch weitergeschrieben werden und das Leben ihrer Freunde bedrohen …
Basierend auf der beliebten gleichnamigen Kindergruselbuchreihe von Alvin Schwartz haben Guillermo del Toro, seine Co-Autoren und Regisseur Øvredal mit „Scary Stories to Tell in the Dark“ eine wunderbar nostalgische Spukhaus-Geschichte in Verbindung mit angenehm schaurig inszenierten urbanen Legenden kreiert, die an sich wenig originell erscheinen und letztlich auf das vertraute „Zehn kleine Negerlein“-Prinzip hinauslaufen, aber vor allem durch die liebevoll charakterisierten Protagonisten überzeugen, die der Geschichte ein sympathisches Grundgerüst verleihen.
Angeführt von der Nachwuchsschriftstellerin Stella, die mit Sarah Bellows‘ Buch voller Gruselgeschichten eine wunderbare Inspirationsquelle findet und mit ihrer großen Brille auch schön nerdig aussieht und sich liebevoll um ihren depressiven Vater (Dean Norris) kümmert, verfügen auch ihre Freunde über herrlich skurrile Macken. Während Auggie sich in jedes Mädchen zu verlieben glaubt und so auch Chucks Schwester anschmachtet, die allerdings ausgerechnet mit Tommy ausgeht, kommt Chuck als freches Muttersöhnchen daher, der seine Freunde immer aufzuziehen versteht.
Die Gruseleffekte sind moderat in Szene gesetzt und werden durch das durchgängig schaurige Ambiente und Marco Beltramis („Mimic“, „Don’t Be Afraid of the Dark“) dezent arrangierten Score wundervoll unterstützt.
So ist „Scary Stories to Tell in the Dark“ eine zwar wenig originelle Mixtur aus bekannten Horror-Versatzstücken wie die lebendig gewordene Vogelscheuche im Maisfeld und dem Monster unter dem Bett, aber die für das Genre ungewöhnlich charismatischen Figuren und das liebevoll gestaltete Produktionsdesign sorgen für atmosphärisch stimmiges Halloween-Feeling.
"Scary Stories to Tell in the Dark" in der IMDb

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