The Informer

Gangster haben es dem in Rom geborenen Schauspieler Andrea Di Stefano („Life of Pi“, „Eat Pray Love“) offenbar angetan, denn nach seinem Regiedebüt mit Benecio Del Toro glänzend besetzten Drogenboss-Biopic „Escobar – Paradise Lost“ (2014) legt er nun mit dem Knast- und Gangster-Drama „The Informer“ nach. Die Adaption des Romans der schwedischen Autoren Anders Roslund und Börge Hellström sprüht zwar nicht unbedingt vor Originalität, überzeugt aber durch den prominenten Cast und die straffe Inszenierung.
Als der ehrenhafte entlassene Special-Ops-Veteran Pete Koslow (Joel Kinnaman) seine Frau Sofia (Ana de Armas) vor einigen Rüpeln beschützen will und bei der Auseinandersetzung einen der Männer tötet, landet er wegen Totschlags im Knast, wo er sich einer Bande von polnisch-stämmigen Drogenhändlern anschließt. Um den Kopf der Bande, den „General“ genannten Klimek (Eugene Lipinski), zu fassen, holt das FBI Koslow vorzeitig aus dem Bau und heuert ihn als Informanten an. Sollte er Klimek ausreichend belasten können, wäre er wieder ein freier Mann und könnte zu Sofia und seiner Tochter zurückkehren. Doch das entscheidende Geschäft, bei dem Koslow verkabelt die Verhandlungen führt und das FBI-Team unter dem Kommando von Spezialagentin Wilcox (Rosamund Pike) im Wagen auf den Zugriff wartet, läuft aus dem Ruder. Der mutmaßliche Käufer des Stoffes entpuppt sich als Cop des NYPD und wird von Klimeks rechter Hand erschossen. Klimek macht Koslow für das verpatzte Geschäft verantwortlich und zwingt ihn zur Wiedergutmachung: Er soll gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen und so zurück in den Knast gehen, um dort die Drogengeschäfte neu zu organisieren. Das FBI will sich dieses Vorgehen zunutze machen und sichert Koslow einen Deal zu: Sobald er eine Liste mit Klimeks Kontaktleuten im Knast dem dortigen Direktor aushändigt, kommt er umgehend in eine Einzelzelle und kommt nach fünf Jahren frei, sieben Jahre früher, als wenn er seine ursprüngliche Haftstrafe absitzen müsste. Seine Familie würde sofort in einem Safe House untergebracht. Doch Wilcox‘ Chef Montgomery (Clive Owen) ist das Risiko eines Fehlschlags zu groß und zwingt Wilcox, ihren Informanten fallenzulassen, was schwer an ihrem Gewissen nagt. Und auch NYPD-Detective Grens (Common), der den Mord an seinem Kollegen aufklären will, sorgt mit seinen forschen Ermittlungen für Unruhe bei der zunehmend außer Kontrolle geratenen FBI-Aktion …
Die Grundidee in diesem Knast- und Gangster-Drama ist sicher nicht neu, aber wie ein erfahrener Ex-Elitesoldat in Sorge um seine Familie sich aus dem gefährlichen Spiel mit polnisch-stämmigen Drogendealern und FBI seiner Haut zu wehren versteht, ist nicht nur toll gespielt, sondern auch kurzweilig inszeniert. Dabei ragen vor allem zwei Figuren besonders heraus: Auf der einen Seite zieht Joel Kinnaman („RoboCop“, „Suicide Squad“) als fürsorglicher Familienvater und FBI-Spitzel wider Willen sofort die Sympathien des Publikums auf sich. Bei allem, was er tut, denkt er zuerst an das Wohl seiner Frau und Tochter, bereitet mit seiner sorgenvollen, aber taffen Frau einen Plan B vor, falls der mit dem FBI ausgehandelte Deal nicht funktionieren sollte.
Was er dafür in Kauf nimmt, wird vor allem deutlich, als er nach seiner vom FBI arrangierten vorzeitigen Entlassung schon wieder seine geliebte Familie im Stich lassen und zurück ins Gefängnis muss, wo er zwar auf seine alten Kumpels aus Klimeks Bande zählen kann, aber auch auf erbitterte Feinde einer rivalisierenden Band trifft. Di Stefano und sein Kameramann Daniel Katz („My Friend Dahmer“, „A Midsummer Night’s Dream“) fangen vor allem die bedrückende Stimmung im Gefängnis wunderbar ein. Auf der anderen Seite verkörpert Rosamund Pike („Gone Girl“, „Jack Reacher“) eine aufstrebende FBI-Spezialagentin, die sich nicht mehr auf die Rückendeckung ihres Chefs verlassen kann und zu ihrem Ehrenwort stehen will, das sie Koslow gegeben hat.
Das Ringen um ihre berufliche wie persönliche Integrität macht Pike auch ohne Worte überzeugend spürbar. Schließlich sorgt die spannungsreiche Konstellation der beiden Strafvollzugsbehörden von NYPD und FBI auf der einen Seite und die schwierige Gratwanderung, die Koslow zwischen FBI, Familie und Klimeks Drogenbande absolvieren muss, für Nervenkitzel. Dazwischen sorgen die obligatorischen, aber knackig inszenierten kämpferischen Auseinandersetzungen für wohl dosierte Action-Akzente in einem stark gespielten und souverän inszenierten Thriller-Drama, das Wild Bunch am 24. April auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.
"The Informer" in der IMDb

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