Abgerechnet wird zum Schluss

Durch seine langjährigen Arbeiten beim Fernsehen an Serien wie „Rauchende Colts“, „Westlich von Santa Fe“ und „The Westerner“ ist Sam Peckinpah dem Western-Genre auch im Kino lange Zeit verbunden gewesen, hat mit „Sacramento“ (1962) den Spät-Western mitbegründet und mit „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ (1969) schließlich einen gewalttätigen Klassiker des Genres inszeniert, der gleichermaßen einen Abgesang auf das Genre darstellte. Insofern erscheint es nur konsequent, dass er mit „Abgerechnet wird zum Schluss“ (1970) einen ganz anderen Ton anschlug und eine ungewöhnliche Rache-Story mit teils frivolem Humor präsentierte.

Inhalt: 

Nachdem sich der Traum vom Reichtum durch Gold nicht erfüllt hat, irren die drei Freunde Cable Hogue (Jason Robards), Bowen (Strother Martin) und Taggart (L.Q. Jones) durch die Wüste von Arizona. Als das Wasser knapp wird, entschließen sich Bowen und Taggart, Cable Hogue ohne Wasser und Pferd seinem Schicksal zu überlassen. Cable Hogue ist nach vier Tagen ohne Wasser schon am Ende seiner Kräfte und bereit, seinem Schöpfer gegenüberzutreten, da entdeckt er einen feuchten Fleck im Sand, gräbt und stößt schließlich auf eine Wasserstelle. Nun reift in ihm ein Plan: Er kauft das scheinbar wertlose Stück Land für 2,50 Dollar, leiht sich weitere hundert Dollar vom Bankier Ben Fairchild (Slim Pickens) und will eine Verpflegungsstation in der Wüste errichten. Schließlich kommen an der Straße die Postkutschen vorbei – und hoffentlich irgendwann auch die beiden Männer, die Cable Hogue in der Wüste verdursten lassen wollten. Doch erst einmal investiert er einen Teil seines Geldes in die Dienste der Prostituierten Hildy (Stella Stevens), mit der er eine festere Beziehung eingeht, wohlwissend, dass Hildy nach San Francisco gehen will, um sich einen reichen Mann zu angeln. Doch ebenso wie der junge, sexgierige Reverend Joshua (David Warner) begleitet sie Cable Hogue zu seinem Stück Land, das sich schnell als sehr profitabel erweist. Nach ein paar Jahren macht sich das Warten für Cable Hogue bezahlt, als Bowen und Taggart eines Tages tatsächlich aus einer der Postkutschen steigen …

Kritik: 

Im Original heißt Sam Peckinpahs „Abgerechnet wird zum Schluss“ nicht von ungefähr viel passender „The Ballad of Cable Hogue“, denn nach seinen recht rüden Western „Gefährten des Todes“, „Sacramento“, „Major Dundee“ und „The Wild Bunch“ präsentiert sich dieses Werk von seltenen Ausnahmen abgesehen tatsächlich als Ballade eines Mannes, der dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen ist und sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmann mausert, der zudem mit einer Prostituierten eine glückliche Beziehung eingeht. Dabei verschwindet der Rachegedanke schnell im Hintergrund, und Peckinpah nimmt sich viel Zeit, am Beispiel seines Helden aufzuzeigen, wie sich der alte Westen verabschiedet und das Leben von Geschäftsleuten bestimmt wird, die ihr Vermögen durch verschiedene Arten von An- und Verkäufen machen.
Es ist eine Zeit, in der auch die Postkutschen von Automobilen verdrängt werden und Raststationen wie Cable Springs überflüssig werden lassen. Was für wortwörtlich schwerwiegende Folgen diese Zeitenwende für Cable Hogue hat, muss er in dem melancholischen Ende am eigenen Leib erfahren. Peckinpah erzählt den von ihm erstmals auch selbst produzierten Film in einem gemächlichen Tempo, konzentriert sich ganz auf Cable Hogue, der von Jason Robards („Julius Caesar“, „Die Unbestechlichen“) mit raubeiniger Herzlichkeit verkörpert wird.
An seiner Seite glänzen vor allem Stella Stevens („Die Höllenfahrt der Poseidon“, „Der verrückte Professor“) als offenherzige Liebesdame mit Geschäftssinn und David Warner („Titanic“, „Die Mächte des Wahnsinns“) als lüsterner Reverend, dessen Figur am meisten für die nicht immer geschmackvollen Gags herhalten muss, in denen es um seine manipulativen Bemühungen geht, seine fleischlichen Gelüste auch bei trauernden Frauen zu befriedigen.
„The Ballad of Cable Hogue“ glänzt aber nicht nur durch die darstellerischen Leistungen, sondern natürlich einmal mehr auch durch die strahlenden Bilder von Kameramann Lucien Ballard („Getaway“, „Die Rechnung ging nicht auf“) und den vielfarbigen Score von Jerry Goldsmith („Bandolero“, „100 Gewehre“), der von einigen Songs untermalt wird, die er zusammen mit Sänger und Texter Richard Gillis komponiert hat.
"Abgerechnet wird zum Schluss" in der IMDb

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