Der Unsichtbare

Der britische Schriftsteller, Historiker und Soziologe H. G. Wells ist vor allem für seine beiden Science-Fiction-Klassiker „Der Krieg der Welten“ (1898) und „Die Zeitmaschine“ (1895) bekannt geworden, hat mit seinem Roman „The Invisible Man“ (1987) aber auch die Grundlage von einer ganzen Reihe von Monster-Filmen geschaffen, die die Universal Studios in den 1930er und 1940er Jahren um Horror-Ikonen wie Dracula, Frankenstein und den Wolfsmenschen produzierten. Leigh Whannells „Der Unsichtbare“ basiert zwar nur lose auf Wells‘ Vorlage, übernimmt aber ebenso wie schon John Carpenter in „Jagd auf einen Unsichtbaren“ und Paul Verhoeven in „The Hollow Man“ das Konzept eines Menschen, der durch wissenschaftliche Errungenschaften für seine Mitmenschen unsichtbar werden kann.

Inhalt: 

Um sich aus den Klauen ihres hochintelligenten, aber kontrollsüchtigen und gewalttätigen Freundes Adrian (Oliver Jackson-Cohen) zu befreien, plant die Architektin Cecilia Kass (Elisabeth Moss) ihre nächtliche Flucht aus der kameraüberwachten und alarmgesicherten Luxus-Villa am Strand und entkommt dabei knapp mit Hilfe ihrer Schwester Emily (Harriet Dyer), die sie zu sich nach Hause mitnimmt, wo sie fortan mit ihr, dem Cop James James (Aldis Hodge) und dessen Tochter Sydney (Storm Reid) zusammenlebt, ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen. Doch dann kommt die erlösende Nachricht, dass sich ihr Ex-Freund das Leben genommen hat. Sein Bruder Tom (Michael Dorman) fungiert als Nachlassverwalter und teilt Cecilia mit, dass sie fünf Millionen Dollar erbt, die in monatlichen Raten ausgezahlt werden – aber nur dann, wenn sie sich keines Verbrechens schuldig macht und nicht psychisch erkrankt.
Doch Cecilia wird das Gefühl nicht los, dass Adrian nach wie vor Teil ihres Lebens ist. In der Küche fängt eine Pfanne mit Eiern und Speck unerwartet Feuer, ihre Bettdecke wird nachts weggezogen, es zeichnen sich Fußabdrücke ab. Doch niemand glaubt Cecilias Theorie, dass Adrian seinen Tod nur vorgetäuscht hat und nun als Unsichtbarer versucht, sie in den Wahnsinn zu treiben, und als Sydney geschlagen wird, macht diese Cecilia dafür verantwortlich, so dass sie von James des Hauses verwiesen wird. Nach einem tödlichen Zwischenfall droht Cecilia sogar eine Gefängnisstrafe und damit der Verlust ihres Erbes …

Kritik: 

Der Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Leigh Whannell hat für Blumhouse Productions bereits „Insidious: Chapter 3 – Jede Geschichte hat einen Anfang“ und „Upgrade“ inszeniert und schien auch für Universals Reboot der Monster-Reihe aus den 1930er und 1940er Jahren auch der richtige Mann zu sein, nachdem Alex Kurtzmans Auftakt der „Dark Universe“-Reihe mit „Die Mumie“ 2017 fürchterlich gefloppt war und fortan kleinere Brötchen gebacken werden mussten. Tatsächlich imponiert zunächst nur das eindrucksvolle Luxusanwesen, in dem Cecilia mit ihrem verhassten Freund Adrian lebt und dem sie nicht früh genug entkommen kann. Whannell, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, legt viel Wert darauf, schon zu Anfang eine klaustrophobische Atmosphäre zu erzeugen, wenn er seine Protagonistin mit allergrößter Vorsicht dem Freund Beruhigungsmittel verabreicht, Überwachungs- und Alarmsysteme deaktiviert und selbst auf dem Handy das Schlafzimmer von Adrian überwacht. Dass sie auch in ihrer vorübergehenden Bleibe bei ihrer Schwester und ihrem Lebensgefährten nicht einen Fuß vor die Tür setzen mag, verdeutlicht, in welch angeschlagener psychischer Verfassung sich Cecilia.
Allerdings zieht sich das akzentuierte Auftreten des Unsichtbaren unnötig in die Länge. Dabei ist es allzu vorhersehbar, dass Cecilia nicht nur eines Verbrechens für schuldig befunden, sondern auch für geisteskrank erklärt werden soll. Immerhin sorgen einige raffiniert inszenierte Schockeffekte dafür, dass das Publikum wieder aus der vorübergehenden Lethargie erwacht, aber letztlich weist der Plot zu wenig Substanz auf, um über zwei Stunden hinweg mit Allerweltsgesichtern unterhalten zu können. Elizabeth Moss („Top of the Lake“, „The Handmaid’s Tale“) bringt die Verzweiflung ihrer Figur glaubwürdig zum Ausdruck, doch hält das Skript mit ihrer Darstellung leider nicht Schritt und bedient sich stattdessen wenig überzeugender Wendungen, um zum Finale hin noch etwas Spannung ins Spiel zu bringen. Auch die Art und Weise, wie der Unsichtbare zum Ende hin immer wieder bruchstückhaft an Gestalt gewinnt, ist wenig spektakulär ins Szene gesetzt. So bietet „Der Unsichtbare“ zwar handwerklich souverän inszenierten und gespielten Psycho-Horror, hinterlässt aber keinen nachhaltigen Eindruck.
"Der Unsichtbare" in der IMDb

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