Das Osterman-Weekend

Sam Peckinpah hat es nie leicht gehabt in Hollywood, wollte der als „Bloody Sam“ bekannte Autor und Regisseur seinen Filmen doch immer einen persönlichen Stempel aufdrücken, den die Produzenten aber zunehmend auch vertraglich verboten. Als 1977 „Convoy“ entstand, überzog Peckinpah nicht nur – wie so oft - Zeitplan und Budget, sondern wurde in der Post-Produktionsphase auch noch gefeuert. Dass er nach seinem bekannten Alkoholproblem und einem Herzinfarkt überhaupt noch mal in den Regiestuhl zurückkehrte, hat er seinem Lehrmeister und Fan Don Siegel („Dirty Harry“, „Flucht von Alcatraz“) zu verdanken, der sich dafür einsetzte, dass Peckinpah die Roman-Vorlage von Robert Ludlum zu „Das Osterman-Weekend“ verfilmen durfte.

Inhalt: 

In seiner Fernsehshow „Face to Face“ deckt der populäre Reporter John Tanner (Rutger Hauer) regelmäßig Skandale auf, in die vor allem hohe Regierungs- und Militärvertreter verwickelt sind, weshalb auch der langjährige CIA-Chef Maxwell Danforth (Burt Lancaster) wenig begeistert davon ist, dass sein erfahrener Agent Laurence Fassett (John Hurt) ausgerechnet Tanner dafür gewinnen will, die Verbindungen seiner drei Freunde Bernie Osterman (Craig T. Nelson), Joseph Cardone (Chris Sarandon) und Dick Tremayne (Dennis Hopper) zum KBG aufzudecken. Danforth arrangiert ein Treffen mit Tanner, bei dem Fassett den TV-Reporter mit Videobändern überzeugt, dass seine Freunde, die er einmal jährlich mit ihren Familien zum sogenannten „Osterman-Weekend“ trifft, Dreck am Stecken haben. Bevor seine Gäste eintreffen, lässt Fassett, der den auf Video festgehaltenen Mord an seiner Frau noch nicht verwunden hat, das luxuriöse Tanner-Anwesen mit einem modernen Überwachungssystem ausstatten. Doch die drei Freunde, die bereits im Vorfeld des Treffens den Verdacht gehegt haben, dass sie von Regierungsseite überwacht werden, sorgen bei dem anfänglich ausgelassenen Wochenende schnell für schlechte Stimmung. Dafür sorgt auch Fassett, der mit sorgsam geplanten Videoeinspielungen vor allem Cardone nervös und angriffslustig macht, während Fernseh-Produzent Osterman mit seiner besonnenen Art Tanner auf seine Seite zu ziehen versucht. Als Tanner jedoch im Kühlschrank den Kopf seines Hundes entdeckt – der sich zum Glück als Atrappe entpuppt -, sucht er Fassett in seiner Operationszentrale auf dem Gelände auf und will die Operation sofort beenden. Dabei wird er allerdings von Osterman beobachtet, der von den CIA-Leuten eliminiert werden soll. Doch nicht nur Osterman weiß sich zu verteidigen …

Kritik: 

Robert Ludlum hat sich spätestens mit der auf seinen Büchern basierenden, mit Matt Damon in der Hauptrolle extrem erfolgreich verfilmten Reihe um Jason Bourne als Experte des Spionage-Thrillers erwiesen, aber bereits in „Das Osterman-Weekend“ seine Qualitäten in diesem Genre unter Beweis gestellt. Die Drehbuch-Adaption von Alan Sharp („Der weite Ritt“, „Rob Roy“) fängt die komplexe Romanhandlung allerdings nur unzureichend ein. Die eigentliche CIA-Operation, nämlich die drei Tanner-Freunde im Verlauf des Osterman-Wochenendes der Spionage für den KGB zu überführen, wird ohnehin fast zur Nebensache. In den Fokus gerät nämlich schnell die aufreibende psychologische Konstellation zwischen Fassett und Tanner auf der einen und zwischen Fassett und seinen (vermeintlichen?) Freunden auf der anderen Seite.
Peckinpah nutzte bereits 1983 das Thema der Überwachungstechnologie, das ein Jahr später in Michael Radfords Adaption von George Orwells Dystopie-Klassiker „1984“ ebenfalls mit John Hurt in der Hauptrolle eine tragende Rolle spielen sollte, um eine Atmosphäre von Verlust der Privatsphäre, Paranoia, Angst und geschickter Manipulation zu erzeugen. Dabei profitiert der Film vor allem von den Hauptdarstellern, unter denen neben Rutger Hauer („Blade Runner“, „Der Tag des Falken“) vor allem John Hurt als undurchsichtiger CIA-Agent, Craig T. Nelson („Poltergeist“, „Silkwood“) und Burt Lancaster (der während der Dreharbeiten seinen 70. Geburtstag feierte) überzeugen, während Dennis Hopper („Easy Rider“, „Blue Velvet“) als Schönheitschirurg mit einer kokainsüchtigen Frau (Helen Shaver) kaum Profil gewinnt und unter den Frauen, die viel nackte Haut zeigen dürfen, nur Meg Foster („Sie leben!“, „Masters of the Universe“) als Tanners taffe Frau Ali Kontur entwickelt. Im actionreichen Finale kommt schließlich der vertraute Peckinpah-Stil zum Tragen, wenn die Kugeln fliegen und die Opfer in Zeitlupe zu Boden gehen.
Auch wenn „Das Osterman-Weekend“ sicher nicht der beste Film ist, mit dem sich Peckinpah von der Filmbühne verabschieden sollte (er starb 1984), unterhält der Thriller über weite Strecken auf hohem Niveau.
"Das Osterman-Weekend" in der IMDb

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