Der Leuchtturm
Obwohl der ehemalige Produktionsdesigner Robert Eggers erst 2015 mit dem Okkult-Horror-Streifen „The Witch“ auf der Kinoleinwand als Drehbuchautor und Regisseur debütierte, war der Film bei Publikum und Kritik so erfolgreich, dass er sich genügend Zeit nehmen und die richtigen Darsteller aussuchen konnte, um mit „Der Leuchtturm“ sein nächstes Projekt zu realisieren. Der mit Robert Pattinson („Twilight“-Trilogie, „Cosmopolis“) und Willem Dafoe („Van Gogh“, „Motherless Brooklyn“) glänzend besetzte Film bietet eine wahre Tour de Force mit verstörendem Lovecraft-Horror in ästhetischer Perfektion.
Während Wake von Beginn an dem Alkohol zugesprochen hat, kommt Winslow erst allmählich auf den Geschmack. So ergeben sich im Suff auch intimere Momente, in denen Wake altes Seemannsgarn zum Besten gibt und die beiden gemeinsam tanzen und lauthals Seemannslieder grölen. Doch auf diese Phasen trügerischer Harmonie folgt die Ernüchterung immer wieder schnell. Winslow leidet zunehmend unter Wahrnehmungsstörungen, entdeckt eine Nixe in den Felsen und den Kopf seines Vorgängers im Fischfangkorb. Als ausgerechnet zum Schichtwechsel ein Sturm aufzieht und die Ablösung auf sich warten lässt, spitzt sich die Beziehung zwischen den beiden Männern zu …
Doch bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg. Eggers richtet seine Geschichte vor allem auf Winslow aus, zeigt ihn bei der Verrichtung all der niederen und anstrengenden Arbeiten, macht die Frustration und Wut spürbar, wenn sein junger Protagonist im Regensturm die Schubkarre mit den Kohlen nicht mehr vor dem Umkippen bewahren kann, wie er von Wake drangsaliert wird, endlos den Boden zu schrubben oder seine Kochkünste zu loben. Erleichterung verschafft sich der junge Mann durch erotische Phantasien, wobei er mit einer Nixen-Holzfigur in der Hand masturbiert. Allerdings nehmen diese sexuellen Phantasien immer gruseligere Formen an. Den Monster-Horror à la Lovecraft webt Eggers stets subtil und kurz ein, als sei es nur eine halluzinatorische Erscheinung des zunehmend psychisch labileren Winslow. Pattinson dürfte sich spätestens mit dieser physisch wie psychisch herausfordernden Performance endgültig zu einem vielschichtigen Charakterdarsteller etabliert haben, wobei er von Willem Dafoe kongenial unterstützt wird. Wie der wildbärtige Dafoe längere Erzählpassagen rezitiert, seinen Gehilfen rücksichtslos herumkommandiert, dann aber wieder glaubwürdig Nähe aufbaut, vor allem aber seine Geheimnisse sorgfältig verschließt, macht die Beziehung zwischen den beiden Figuren so interessant.
„Der Leuchtturm“ bietet atmosphärisch dichte, subtil inszenierte, ästhetisch beeindruckende Horror-Unterhaltung mit zwei hervorragenden Darstellern, so dass man auf das nächste Werk von Eggers mehr als gespannt sein darf.
"Der Leuchtturm" in der IMDb
Inhalt:
In den 1890er Jahren treten der erfahrene Leuchtturmwärter Thomas Wake (Willem Dafoe) und sein neuer Gehilfe Ephraim Winslow (Robert Pattinson) ihre vierwöchige Schicht auf einer kleinen Insel vor der Küste von Maine an. Wie Winslow von seinem trinkfreudigen und herrschsüchtigen Chef auf Nachfrage erfährt, ist sein Vorgänger dem Wahnsinn verfallen und gestorben, und er selbst bekommt schnell einen Vorgeschmack auf das Schicksal, was ihn in der völligen Abgeschiedenheit auf dem Eiland erwartet. Während sein Chef sich nicht davon abbringen lässt, dass nur er selbst die Nachtschicht am Leuchtsignal übernimmt, wird der ehemalige Holzfäller dazu verdonnert, die schweren Arbeiten zu verrichten, die Kohle für das Feuer heranzukarren und in den Brennofen zu schaufeln, das Dach der heruntergekommenen Hütte auszubessern, die Böden zu schrubben und den Leuchtturm neu zu streichen.Während Wake von Beginn an dem Alkohol zugesprochen hat, kommt Winslow erst allmählich auf den Geschmack. So ergeben sich im Suff auch intimere Momente, in denen Wake altes Seemannsgarn zum Besten gibt und die beiden gemeinsam tanzen und lauthals Seemannslieder grölen. Doch auf diese Phasen trügerischer Harmonie folgt die Ernüchterung immer wieder schnell. Winslow leidet zunehmend unter Wahrnehmungsstörungen, entdeckt eine Nixe in den Felsen und den Kopf seines Vorgängers im Fischfangkorb. Als ausgerechnet zum Schichtwechsel ein Sturm aufzieht und die Ablösung auf sich warten lässt, spitzt sich die Beziehung zwischen den beiden Männern zu …
Kritik:
Mit „Der Leuchtturm“ präsentiert uns Drehbuchautor und Regisseur Robert Eggers einen vor allem in ästhetischer Hinsicht außergewöhnlichen Film. Gedreht mit altem Schwarz-Weiß-Film im 35mm Format und Kameralinsen aus den 1930er Jahren, entwickeln die nahezu quadratischen und kontrastreichen Bilder von Beginn an eine klaustrophobische Atmosphäre, die in einem Psycho-Kammerspiel mit Lovecraftscher Monströsität gipfelt. Es braucht nicht viel Zeit, bis der Zuschauer feststellt, dass der junge Winslow in seiner neuen Anstellung nicht viel zu lachen hat. Eggers zeigt den famos aufspielenden „Twilight“-Star Pattinson als unermüdliches Arbeitstier, als Mann, der davon träumt, durch seine Arbeit im Leuchtturm so viel Geld sparen zu können, um sich irgendwann ein eigenes Dach über dem Kopf leisten zu können.Doch bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg. Eggers richtet seine Geschichte vor allem auf Winslow aus, zeigt ihn bei der Verrichtung all der niederen und anstrengenden Arbeiten, macht die Frustration und Wut spürbar, wenn sein junger Protagonist im Regensturm die Schubkarre mit den Kohlen nicht mehr vor dem Umkippen bewahren kann, wie er von Wake drangsaliert wird, endlos den Boden zu schrubben oder seine Kochkünste zu loben. Erleichterung verschafft sich der junge Mann durch erotische Phantasien, wobei er mit einer Nixen-Holzfigur in der Hand masturbiert. Allerdings nehmen diese sexuellen Phantasien immer gruseligere Formen an. Den Monster-Horror à la Lovecraft webt Eggers stets subtil und kurz ein, als sei es nur eine halluzinatorische Erscheinung des zunehmend psychisch labileren Winslow. Pattinson dürfte sich spätestens mit dieser physisch wie psychisch herausfordernden Performance endgültig zu einem vielschichtigen Charakterdarsteller etabliert haben, wobei er von Willem Dafoe kongenial unterstützt wird. Wie der wildbärtige Dafoe längere Erzählpassagen rezitiert, seinen Gehilfen rücksichtslos herumkommandiert, dann aber wieder glaubwürdig Nähe aufbaut, vor allem aber seine Geheimnisse sorgfältig verschließt, macht die Beziehung zwischen den beiden Figuren so interessant.
„Der Leuchtturm“ bietet atmosphärisch dichte, subtil inszenierte, ästhetisch beeindruckende Horror-Unterhaltung mit zwei hervorragenden Darstellern, so dass man auf das nächste Werk von Eggers mehr als gespannt sein darf.
"Der Leuchtturm" in der IMDb
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