Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia

Seit dem überwältigenden Erfolg seines Spät-Westerns „The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz“ (1969) war Sam Peckinpah ungemein produktiv, legte jedes Jahr mindestens einen Film vor, von den melancholischen Abgesängen auf den alten Westen mit „Abgerechnet wird zum Schluss“ (1970) und „Junior Bonner“ (1972) bis zu den Gewaltorgien von „Wer Gewalt sät“ (1971), „Getaway“ (1972) und „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ (1973). Mit „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ (1974) verlegte Peckinpah das Geschehen zwar nach Mexiko, doch bleibt er seinem Lieblingsthema auf vertraute Weise treu.

Inhalt: 

Als der mexikanische Großgrundbesitzer El Jefe (Emilio Fernández) von der Schwangerschaft seiner Tochter Theresa (Janine Maldonado) erfährt, lässt er ihr sogar den Arm brechen, um aus ihrem Mund den Namen des Vaters ihres Kindes zu erfahren – Alfredo Garcia. Laut verkündet El Jefe, dass er demjenigen, der ihm den Kopf von Alfredo Garcia bringt, eine Million Dollar zahlt. Schon machen sich die beiden Amerikaner Quill (Gig Young) und Sappensly (Robert Webber) auf den Weg und stoßen mit dem Barpianisten Bennie (Warren Oates) auf eine erste vielversprechende Quelle. Sollte er ihnen den gewünschten Kopf besorgen können, darf er sich auf eine Prämie von 10.000 Dollar freuen. Wie er von seiner Freundin Elita (Isela Vega) erfährt, die drei Tage und Nächte mit dem Gesuchte verbracht hat, ist dieser bei einem Autounfall verunglückt und in seinem Heimatdorf begraben. Bennie macht sich mit Elita auf den Weg.
Doch während die nichtsahnende Elita davon träumt, Bennie in einer Kirche zu heiraten und mit drei oder vier Werbespots so viel Geld zu verdienen, dass sie eine Kneipe pachten können, hat Bennie nur das Geld im Kopf. Erst unterwegs erfährt sie den wahren Grund der Reise, bleibt aber aus Liebe bei Bennie. Da dieser ahnt, dass der Kopf von Alfredo Garcia mehr wert ist als 10.000 Dollar, will er seine zahlreichen Kontrahenten aus dem Weg räumen und das begehrte Objekt persönlich zum eigentlichen Auftraggeber bringen. Doch mit der konsequenten Durchführung seines waghalsigen Plans löst er eine Kette tödlicher Ereignisse aus …

Kritik: 

Die Idylle trügt. Da liegt eine junge Frau am Rand eines wunderschönen Sees und streichelt ihren schon gut erkennbaren Babybauch, doch das Glück der werdenden Mutter währt nur kurz. Kaum wird sie von den Gehilfen ihres Vaters in die Kapelle auf dem Familien-Anwesen geführt, werden vor den Augen ihres strenggläubigen Vaters ihre Brüste entblößt und mit Gewalt der Name des Vaters des Ungeborenen herausgepresst. Was folgt, ist eine gewalttätige Odyssee durch staubige Straßen, die zahlreiche Opfer fordert, da es Bennie irgendwann nicht nur um die Belohnung für den Kopf von Alfredo Garcia, sondern auch um Rache an den zahlreichen unschuldigen Opfern geht, die auf der Jagd nach der wertvollen Trophäe sterben mussten.
Dass Bennie daran nicht ganz unschuldig ist, blendet er einfach aus und bleibt seiner Mission treu, den ewigen Status als Loser abzulegen und endlich ganz nach oben zu kommen. Da reichen eben die angebotenen 10.000 Dollar nicht aus. Peckinpah kennt bei seinem kompromisslosen Road-Movie keine Gefangenen und keine Kompromisse. Die religiöse Scheinheiligkeit des mächtigen El Jefe wird schon zu Beginn ad absurdum geführt, als er seine Tochter in dem kleinen Gotteshaus vor aller Augen zutiefst demütigt. Und auch als einer der Amerikaner in der Bar, in der Bennie Piano spielt, eine aufdringliche Frau mit einem knackigen Ellbogen-Check zu Boden schickt, macht Peckinpah klar, dass in dieser Geschichte nie lange gefackelt wird.
Gerade Bennie erweist sich als skrupellos, nicht nur alle Kopf-Jäger aus dem Weg zu räumen, sondern auch Randfiguren des Geschehens, die ihm irgendwie in die Quere kommen. Leider hinterlässt Bennie dabei auch Opfer, mit denen er nicht gerechnet hat und die seine Geldgier auch noch durch Rachegefühle antreiben lässt. Warren Oates („The Wild Bunch“, „In der Hitze der Nacht“) spielt den von Geldgier angetriebenen Barpianisten mit kraftvollen Gesten und starker Ausdruckskraft. An seiner Seite glänzt mit Isela Vega („Bis zum letzten Atemzug“) eine für einen Peckinpah-Film ungewöhnlich starke Frauenfigur, die die Tragik der Geschichte durch ihr Schicksal noch betont. Auch wenn die ebenso brutale wie die archaische Schönheit des Landes betonende Mexiko-Hommage ein Flop an der Kinokasse war, vereint „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ doch auf eindrückliche Weise die Kehrseite des American Way of Life, der nicht in die Freiheit führt, sondern Tod, Verderben und Wahnsinn bringt.
"Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia" in der IMDb

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