Das Boot

Der 1941 im ostfriesischen Emden geborene und während des Zweiten Weltkriegs in Mecklenburg aufgewachsene Wolfgang Petersen hatte in den 1970er Jahren die „Tatort“-Filme wie „Blechschaden“, „Strandgut“, „Nachtfrost“ und vor allem den Klassiker „Reifezeugnis“ (1977) mit Klaus Schwarzkopf, Christian Quadflieg, Judy Winter und Nastassja Kinski in den Hauptrollen inszeniert, ehe er sich 1981 des autobiografischen Romans „Das Boot“ von Lothar-Günther Buchheim annahm und ihn als gut 150 Minuten langen Kinofilm umsetzte. Das für damalige Verhältnisse mit einem fetten Budget von 32 Millionen DM ausgestattete Anti-Kriegs-Drama wurde vor allem in den USA ein großer Erfolg und mit sechs Oscar-Nominierungen bedacht. Es war für Drehbuchautor/Regisseur Wolfgang Petersen, Kameramann Jost Vacano und Schauspieler Jürgen Prochnow die Eintrittskarte für Hollywood und für viele weitere Schauspieler der Beginn ihrer Karriere in der deutschen Filmlandschaft. 1985 folgte noch ein sechsteiliger Fernsehfilm mit 309 Minuten Laufzeit, 1997 ein Director’s Cut mit gut 200 Minuten Länge. 

Inhalt: 

La Rochelle im Herbst 1941. In der französischen Hafenstadt bereitet sich die deutsche U-Boot-Flotte auf den nächsten Kriegseinsatz vor. Während Hitler versucht, die Briten mit einer Handelsblockade auszuhungern, zeigt sich diese überraschend gut gerüstet, um der an sich als überlegen geltenden deutschen Flotte im Atlantik zu trotzen. Am letzten Abend vor dem Auslaufen lassen es die Männer in der „Bar Royal“ noch ordentlich krachen. Während der betrunkene Kapitänleutnant Thomsen (Otto Sander) eine peinliche Rede hält, ist sein Wehrmacht-kritischer Kollege Henrich „Der Alte“ Lehmann-Willenbrock (Jürgen Prochnow) weitaus nüchterner unterwegs. Zusammen mit gut fünfzig mehr oder weniger motivierten Soldaten und dem Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer) läuft der Kapitänleutnant (Kaleu) am folgenden Morgen, begleitet von fröhlicher Musik, mit der U-96 aus dem französischen Hafen aus und begibt sich auf eine Mission mit – für die Mannschaft - unbekanntem Ziel. An den ersten Tagen auf See gewöhnen sich die Soldaten an die örtlichen Gegebenheiten. Der zivile Neuling Werner stellt vor allem fest, dass es in dem eng bemessenen Raum keine Privatsphäre gibt, dass sich zwei Männer in der Regel mit dem Schichtwechsel eine Koje teilen. Die Langeweile droht die Männer zu zermürben, doch dann wird die U-96 ins Kampfgeschehen gezogen. Nachdem sie eine britische Frachterflotte ausgemacht und einige Schiffe torpediert hat, wird das Boot vom Geleitschutz der Flotte bombardiert. Die U-96 wird dabei so schwer getroffen, dass sie auf den Meeresboden sinkt… 

Kritik: 

Mit „Das Boot“ hat Wolfgang Petersen, der Buchheims Roman selbst als Drehbuch adaptierte, einen Klassiker des deutschen Kinos inszeniert, der bis heute der erfolgreichste deutsche Film in den USA ist. Das ist vor allem der authentischen Atmosphäre zu verdanken, die Petersen und sein Kameramann Jost Vacano („Starship Troopers“, „Total Recall“) vor allem im Inneren des U-Boots erzeugen. Entsprechend der räumlichen Enge ist die Kamera stets nah bei den Figuren dran und macht den Schweiß, die Angst, die psychische Belastung, die Hektik bei Alarm, durch Bomben gewirkten Detonationen und Schäden an Boot und Besatzung fast körperlich spürbar. Petersen bleibt dicht an der Romanvorlage dran, lässt die Mannschaft überwiegend sehr sympathisch mit den üblichen Vorurteilen, Träumen und Frotzeleien unter Männern erscheinen. 
Jürgen Prochnow („Mächte des Wahnsinns“, „Dune - Der Wüstenplanet“) brilliert dabei als erfahrener Kapitän, der seinen Sarkasmus gegenüber dem Führer und der Wehrmacht kaum verhehlen kann – vor allem in Anwesenheit eines regimetreuen Kriegsberichterstatters. Aber auch Herbert Grönemeyer als zunächst euphorischer U-Boot-Debütant, Klaus Wennemann als bis zur Erschöpfung arbeitende Leitende Ingenieur und Erwin Leder als psychisch labiler Chefmaschinist Johann sorgen mit ihren starken Darstellungen für große emotionale Momente. 
Für weitere, meist beim Theater beschäftigte Schauspieler wie Heinz Hoenig, Uwe Ochsenknecht, Jan Fedder, Martin Semmelrogge, Claude-Oliver Rudolph, Ralf Richter und Oliver Stritzel war „Das Boot“ der Anfang ihrer Film- und Fernsehkarriere. 
Das Grauen des Krieges macht sich aber nicht nur durch die Emotionen der Mannschaft auf der U-96 bemerkbar, sondern gerade in den wenigen Szenen, die sich außerhalb des Bootes abspielen, wenn etwa die Besatzung eines sinkenden britischen Zerstörers ihrem Schicksal überlassen wird. Vor allem bleibt das erschütternde Finale lange im Gedächtnis des Betrachters. 

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