Der Killer

Mit Meisterwerken wie „Sieben“, „The Game“, „Fight Club“, „Zodiac“ oder „Mank“ zählt David Fincher längst zur Créme de la Créme der Filmemacher. Nun präsentiert der versierte Regisseur mit der Netflix-Produktion „Der Killer“, der recht losen Verfilmung des französischen Comics „Le Tueur“, sein nächstes Juwel. 

Inhalt: 

Für seinen aktuellen Job hat sich ein namenloser Profikiller (Michael Fassbender) in einem leerstehenden WeWork-Büro in Paris eingerichtet und versucht, mit der zwangsläufigen Langeweile zurechtzukommen, die zwangsläufig mit der Warterei auf den richtigen Moment verbunden ist. Als sein Zielobjekt in der gegenüberliegenden Luxus-Penthouse-Wohnung endlich auftaucht, macht sich der Killer schussbereit, nimmt das Ziel ins Visier und wartet auf die Absenkung seines Herzschlags auf 60 Schläge pro Minute. Doch als er das Scharfschützengewehr abfeuert, trifft die Patrone nicht das eigentliche Ziel, sondern eine dominante Prostituierte im Lack-Kostüm, worauf der Killer überrascht von seinem Versagen blitzschnell seine Sachen zusammenpackt und mit seinem E-Motorroller das Weite sucht. 
Mit dem Versagen ist die Angelegenheit jedoch nicht erledigt, denn offenbar hat sein Auftraggeber nun Killer auf ihn angesetzt. Als er in sein Domizil in der Dominikanischen Republik zurückkehrt, findet er die einzige Person, die ihm am Herzen liegt, auf der Intensivstation des Krankenhauses. Der Killer, der sich immer wieder darauf besinnt, sich „an den Plan zu halten“ und keine Sache persönlich zu nehmen, denkt nur noch an Rache. Aus der Personenbeschreibung des Opfers entnimmt er den ersten Anhaltspunkt und sucht den Anwalt auf, der ihm den letzten Auftrag zugeschanzt hat. 
Von New Orleans aus geht es nach Florida und Chicago, doch die Säuberungsaktion verläuft nicht ganz wie geplant… 

Kritik: 

David Fincher ist für seinen Perfektionismus ebenso berühmt wie gefürchtet, müssen alle Szenen doch manchmal unzählige Male wiederholt werden, dass die Darsteller schon genervt sind – bis eben der Take im Kasten ist, der der Vision des passionierten Filmemachers entspricht. Dieser Perfektionismus ist auch in Finchers neuem Werk deutlich zu spüren. Dabei ist „Der Killer“ ebenso stringent in sechs Kapiteln und Epilog durchstrukturiert wie die Arbeitsmethoden der Titelfigur, die mit ihren Off-Kommentaren die Erzählung vorantreibt. 
Die Dialoge in „Der Killer“ bleiben nämlich darauf beschränkt, dass der Killer die für sein weiteres Vorgehen auf seiner Rachemission nötigen Informationen einholt. Dass es dabei nicht so rund läuft, wie schon der Auftakt vermuten ließ, macht den Reiz von „Der Killer“ aus und unterläuft damit auch geschickt die Erwartungen des Publikums. Das schlägt sich auch in der musikalischen Untermalung nieder. Auf der einen Seite hat das preisgekrönte Duo Trent Reznor und Atticus Ross, das seit „The Social Network“ Finchers Filme vertont, einen verstörend düsteren Score kreiert, der das gnaden- und emotionslose Töten adäquat untermalt. 
Auf der anderen Seite sind ganze elf Stücke von The Smiths zu hören, die mal dumpf aus den Kopfhörern des Killers zu hören sind, sich dann aber plötzlich in den Vordergrund des Soundtracks drängen. So hält Fincher geschickt die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf einem hohen Level. Dazu zählen auch die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten in den einzelnen Kapiteln und der Umgang mit den Opfern, die mal aus nächster Nähe erschossen, dann in einem brutalen Zweikampf ausgeschaltet werden müssen, bei dem auch der Killer nicht ohne Blessuren davonkommt. 
Mit Michael Fassbender („Prometheus – Dunkle Zeichen“, „Steve Jobs“) ist „Der Killer“ großartig besetzt, dazu ist Tilda Swinton („Suspiria“, „Snowpiercer“) in einer großartigen Nebenrolle zu sehen. Zusammen mit dem bereits erwähnten Soundtrack, der schicken Kameraarbeit von Erik Messerschmidt („Mank“, „Ant-Man“) und dem kongenialen Schnitt von Kirk Baxter („Gone Girl“, „The Social Network“) ist „Der Killer“ ein virtuos inszeniertes Thriller-Drama geworden, das lange nachhallt. 

Kommentare

Beliebte Posts