Matrix Reloaded

Im Jahr 1999 gelang den Wachowski-Geschwistern (damals noch Larry und Andy, nach ihrem jeweiligen transgender-outing nun Lana und Lilly) mit dem Science-Fiction-Action-Thriller „Matrix“ ein echter Super-Coup, verstanden sie es doch, das Action-Genre nicht nur durch die bahnbrechend choreografierte Special-Effects und Kampfszenen, sondern auch durch eine klug durchdachte, auf postmoderne Weise verdichtete philosophisch geprägte Geschichte zu revolutionieren. 
Der Film spielte weltweit mehr als das Siebenfache der geschätzten 63 Millionen Dollar Produktionskosten an den Kinokassen ein und ebnete den Wachowskis den Weg zur Realisierung einer Trilogie, die vier Jahre nach „Matrix“ mit „Matrix Reloaded“ fortgesetzt und noch im selben Jahr mit „Matrix Revolutions“ beendet wurde. „Matrix Reloaded“ setzte dabei vor allem auf mehr Action, kehrt aber immer wieder zu der nicht immer leicht zu folgenden philosophischen Grundidee der „Matrix“-Geschichte zurück. 

Inhalt: 

Nachdem sich Neo (Keanu Reeves) als Auserwählter in Zion, der letzten Zuflucht der Menschheit tief im Erdinneren, bewährt hat und vor allem durch seine Liebe zu Trinity (Carrie-Anne Moss) Energie und Selbstbewusstsein gewinnt, steht ihm die nächste Herausforderung bevor, denn als bekannt wird, dass 250.000 Wächter der Maschinen darauf programmiert worden sind, sich nach Zion hin durchzugraben und die dort noch lebenden Menschen zu töten, sieht sich der Senat gezwungen, schnell eine Verteidigungsstrategie zu entwickeln. 
Während Morpheus (Laurence Fishburne), der fest an die Erfüllung der Prophezeiung des Orakels (Gloria Foster) glaubt, noch immer das Vertrauen der Massen genießt und den Bürgern Zions Hoffnung macht, dass nicht zuletzt durch Neo der Krieg gegen die Maschinen bald beendet werde, plädiert Commander Lock (Harry J. Lennix), der die Verteidigung Zions koordiniert und mit Morpheus Ex-Geliebten Niobe (Jada Pinkett Smith) liiert ist, dafür, nicht ein Schiff für die Verteidigung zu entbehren. Morpheus gelingt es, den Ältestenrat davon zu überzeugen, mit seinem Schiff Nebuchadnezzar zur Matrix vorzudringen, und bekommt sogar zwei Begleitschiffe zugeteilt, darunter das von Niobe kommandierte Schiff Logos. 
In der Matrix trifft Neo einmal mehr auf das Orakel und muss entscheiden, ob er der Frau trauen kann. Direkt nach dem Treffen muss sich Neo mit einer Vielzahl von Duplikaten des abtrünnigen Agenten Smith (Hugo Weaving) auseinandersetzen. Zusammen mit Morpheus und Trinity macht sich Neo auf die Suche nach dem verschwundenen Schlüsselmacher (Randall Duk Kim), doch dazu müssen sie dem abgeklärten Merowinger (Lambert Wilson) einen Besuch abstatten. Das Treffen läuft zunächst nicht nach ihren Vorstellungen, doch dann führt sie Persephone (Monica Bellucci), die von ihrem Mann nur noch abgestoßen ist, zum Schlüsselmacher, den Trinity in Sicherheit vor den Schergen des Merowingers und der Agenten zu bringen versucht. Mittlerweile graben sich die Wächter immer dichter an Zion heran… 

Kritik: 

Gut 300 Millionen Dollar bekamen die Wachowski-Geschwister zur Verfügung, um „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ zu realisieren, wobei aus Kostengründen beide Filme direkt hintereinander weg gedreht wurden und – dies schon mal vorab – „Matrix Reloaded“ auch mit einem klassischen Cliffhanger versehen wurde, damit das Publikum auch ja für den Abschluss der Trilogie ins Kino geht. Das Konzept dürfte aufgegangen sein, zumal sich „Matrix Reloaded“ nur mit dem Vorwissen von „Matrix“ verstehen und genießen lässt. 
Das höhere Budget schlägt sich vor allem in einem größeren Figuren-Arsenal wieder, mit dem vor allem Zion mehr Profil erhält. Wir bekommen tiefere Einblicke in die persönlichen Beziehungen von Neo und Trinity, zwischen Operator Link (Harold Perrineau) und seiner Familie sowie zwischen Niobe, Morpheus und Commander Lock, aber auch in die Gesellschafts- und Regierungsstruktur in der letzten Bastion der Menschheit. Die Massenszenen zu Morpheus‘ eindrucksvoller Rede und die anschließende Party ist dabei ebenso gelungen in Szene gesetzt wie die wieder einmal beeindruckenden Action-Sequenzen. 
Keanu Reeves darf als Neo noch mehr seine erworbenen und perfektionierten Kung-Fu-Fähigkeiten unter Beweis stellen, wenn er sich gegen eine ganze Armada von Agent-Smith-Agenten, den Beschützer des Orakels und den kampferprobten Schergen des Merowingers behaupten muss. Das Prunkstück unter den Action-Szenen stellt aber fraglos die gut viertelstündige Verfolgungsjagd auf dem Highway dar, die neben den eingestreuten Kampfszenen zwischen Morpheus und einem Agenten, Nahkämpfen im Auto und Schusswechseln vor allem Trinitys wilden Ritt auf einem Motorrad zelebriert. 
Action-Freunde, deren Erwartungen nach dem ersten „Matrix“-Film in die Höhe geschnellt waren, werden in dieser Hinsicht bestens bedient. Spaß machen auch die verschiedenen neu eingeführten Nebenfiguren, auch wenn ihnen nicht immer der Raum zugestanden wird, den sie verdient hätten, Niobe und Commander Lock beispielsweise, aber zumindest Lambert Wilson als der Merowinger und Monica Bellucci als dessen nach echten Gefühlen lechzende Frau Persephone nutzen ihre kurzen Auftritte perfekt, um nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. 
Dagegen gerät das philosophische Konstrukt, mit dem in „Matrix“ noch die Welt zwischen der programmierten Matrix, die die darin lebenden Menschen für real halten, und den Überbleibseln der echten Welt in Zion, in den Hintergrund. Erst mit dem Auftritt des Architekten (Helmut Bakaitis) kehrt die philosophische Komponente in den Film zurück, wirft spannende Fragen auf, die aber in ihrer Komplexität zu kurz angerissen werden, um nachzuhallen. 
„Matrix Reloaded“ ist fraglos ein temporeiches Spektakel, das vor allem ein Wiedersehen mit den charismatischen Figuren Neo, Trinity und Morpheus sowie überbordende Action bietet, dazu die gewohnt coolen Outfits und einen treibenden Techno-Soundtrack, aber an die Klasse von „Matrix“ reicht der Film nicht heran. 

Kommentare

Beliebte Posts