Der Sturm

Mit der Kinoversion seines erfolgreichen Fernseh-Sechsteilers „Das Boot“ (1981) hat der ehemalige „Tatort“-Regisseur Wolfgang Petersen auch Hollywood auf sich aufmerksam gemacht, wo der im ostfriesischen Emden geborene Filmemacher Blockbuster wie die Verfilmung von Michael Endes Jugendbuch-Klassiker „Die unendliche Geschichte“, „In the Line of Fire“ und „Outbreak“ ablieferte. Im Jahre 2000 kehrte er mit dem Katastrophen-Thriller „Der Sturm“ wieder ins Gewässer zurück, wenn auch oberhalb der Meeresoberfläche. Sein auf wahren Begebenheiten beruhende Film glänzt dabei eher durch die spektakulären Szenen im Wasser als durch schauspielerische Finesse. 

Inhalt: 

Für den erfahrenen Schiffskapitän Billy Tyne (George Clooney) läuft es seit einiger Zeit nicht so rund. Als er mit der Andrea Gail, dem Schwertfischfangschiff des geizigen Geschäftsmanns Bob Brown (Michael Ironside), und seiner Mannschaft in den Heimathafen Gloucester, Massachusetts, einläuft, muss er sich von dem Schiffseigner hämische Kommentare wegen der mageren Ausbeute anhören. Auch sein Kumpel Bobby Shatford (Mark Wahlberg) zeigt sich von den etwas mehr als zweitausend Dollar, die ihm Brown aushändigt, enttäuscht, hat er doch wenigstens mit dreitausend gerechnet. Schließlich will er mit seiner Freundin Christina (Diane Lane) doch ein eigenes Heim beziehen. Billy will die Schmach nicht auf sich beruhen lassen und will schon in wenigen Tagen erneut mit der Andrea Gail auslaufen, obwohl die Saison eigentlich vorbei ist. Linda Greenlaw (Mary Elizabeth Mastrantonio), die mit ihrem Schiff weitaus erfolgreicher ist und sich zu Billy sehr hingezogen fühlt, ist ebenso wenig wohl bei dem Gedanken, dass er noch einmal rausfährt, wie Christina, die für sich und Bobby bereits eine gemeinsame Wohnung gefunden hat. 
Zusammen mit den Tagelöhnern Bobby, Dale „Murph“ Murphy (John C. Reilly), David „Sully“ Sullivan (William Fichtner), Alfred Pierre (Allen Payne) und Mike „Bugsy“ Moran (John Hawkes) treibt es Billy bei zunehmend schlechtem Wetter und enttäuschend magerer Beute über die Neufundlandbank hinaus bis in das östlich gelegene Flemish Cap. Zwar fangen die Männer jetzt mehr Fische und freuen sich schon über ihre prall gefüllte Lohntüte, doch der kräftiger werdende Sturm setzt der Andrea Gail und ihren Männern ordentlich zu. Sie vertrauen aber auf Billys Erfahrung und Gespür, der auf die Orkanwarnungen, die ihm Linda zugefaxt hat, nicht reagiert… 

Kritik: 

Wolfgang Petersen hat die Katastrophe, die sich 1991 ereignet und etlichen Seeleuten das Leben gekostet hat, nach einem Drehbuch von Sebastian Junger und William D. Wittliff („Der schwarze Hengst“, „Legenden der Leidenschaft“) inszeniert und sich ganz auf die einmalige Sturmfront, die als „Halloween Storm“ in die Geschichte eingegangen ist, und den Überlebenskampf der Männer auf der Andrea Gail konzentriert. 
Petersen und seine Autoren skizzieren die Figuren nur kurz an, deuten hier die romantischen Gefühle von Linda für ihren Kapitänskollegen Billy, dort die Zukunftspläne von Bobby und Christina an, während der Konflikt zwischen Sully und Murph nach ein paar Sticheleien auf dem Boot auch auf handgreifliche Weise ausgetragen wird. Doch die Spannung wird bei dem Kampf des Bootes gegen die stürmische See generiert, und hier erweist sich Petersen als Meister seines Fachs. 
Um sich nicht nur auf die Ereignisse auf der Andrea Gail zu beschränken, gerät auch noch ein kleines Segelboot in Seenot, und ein Rettungshubschrauber gerät bei dem Sturm ebenfalls in höchste Bedrängnis. Männer gehen über Bord und können nicht immer geborgen werden, die Launen der Natur erweisen sich letztlich als zu übermächtig. Bei all der Dramatik auf See hätte den beteiligten Figuren ein wenig mehr Kontur nicht geschadet. So bezieht „Der Sturm“ seine ganze Klasse aus den vorzüglich inszenierten Sturmszenen, die zwar überwiegend im Studio und am Computer entstanden sind, aber sehr wirklichkeitsnah wirken. Da bleibt selbst für Hollywood-Star George Clooney nur eine Nebenrolle übrig. 

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