Matrix

Bevor sich die US-amerikanischen Drehbuchautorinnen und Filmregisseurinnen Lana und Lilly Wachowski in den 2010er Jahren nacheinander offiziell als transgender outeten, sorgten sie im Jahr 1999 als Larry und Andy Wachowski mit dem Science-Fiction-Action-Feuerwerk „Matrix“ weltweit für Furore. Der Film machte nicht nur Keanu Reeves („Speed“, „Gefährliche Brandung“) zum Action-Star, sondern wurde mit seiner gelungenen Mischung aus spektakulären Action-Sequenzen und philosophischem Ansatz zum Vorbild für das Action-Kino der 2000er Jahre. 

Inhalt: 

Der bekannte Hacker Thomas „Neo“ Anderson (Keanu Reeves) wird in seiner dunklen Wohnung durch eine geheimnisvolle Botschaft auf seinem Computer-Bildschirm geweckt und wird angewiesen, „dem weißen Kaninchen“ zu folgen. Einen Augenblick später klingelt es an der Tür, Neo wickelt kurz ein Geschäft ab und entdeckt auf der Schulter einer Freundin seines Bekannten ein tätowiertes weißes Kaninchen. Daraufhin nimmt Neo doch noch die Einladung an, das Paar in eine Diskothek zu begleiten. Dort wird Neo von der berühmten Hackerin Trinity (Carrie-Anne Moss) angesprochen, die sich gerade erst vor zwielichtigen Agenten in Sicherheit bringen konnte. Ihre Warnung, dass sich Neo in großer Gefahr befinde, kommt allerdings zu spät, denn schon am nächsten Morgen tauchen die Agenten an Neos Arbeitsplatz auf und verhaften ihn. Beim anschließenden Verhör konfrontiert Agent Smith (Hugo Weaving) Neo mit seinen zahlreichen Cyberverbrechen, bietet ihm aber einen Straferlass an, sollte sich Neo bereit erklären, dem FBI bei der Ergreifung des gesuchten Cyber-Terroristen Morpheus (Laurence Fishburne) zu helfen. Neo zeigt dem Beamten nur den Stinkefinger, wird daraufhin aber mit einer neuartigen Wanze versehen, die sich ihren Weg durch Neos Bauchnabel in seinen Körper bahnt. 
Als Neo in seinem Bett erwacht, glaubt er zunächst, einen schrecklichen Alptraum erlebt zu haben, doch dann trifft er sich mit Trinity und ihren Gefährten, wobei ihm die Wanze mit einem speziellen Gerät entfernt wird. Trinity bringt Neo mit Morpheus zusammen, der Neo erklärt, dass die Welt, in der er zu leben glaubt, lediglich eine Simulation und er nur ein gefangener Sklave in dieser computergenerierten Traumwelt, der Matrix, sei. 
Morpheus stellt Neo vor die Wahl, durch Einnahme einer blauen Pille wieder in sein bisheriges Leben zurückzukehren oder durch Einnahme einer roten Pille die Wahrheit über die Matrix zu erfahren. Neo entscheidet sich für die rote Pille und erwacht nach einer kurzen Prozedur in der Realität. Neo erwacht in einer Art Hovercraft-Schiff und wird von Morpheus darüber aufgeklärt, dass die Menschheit vor langer Zeit einen Krieg gegen von ihr selbst erschaffene Maschinen mit künstlicher Intelligenz verlor. Der Versuch, den Himmel zu verdunkeln, um die Maschinen an der Sonnenenergiegewinnung zu hindern, führte allerdings dazu, dass die Maschinen nun menschliche Körper zur Energiegewinnung nutzten und die Computersimulation der Matrix entwickelten, um die Menschen unter Kontrolle zu halten. Ernährt werden diese intravenös, unter anderem mit den aufgelösten Leichen der Verstorbenen. Nur wenige Menschen leben noch in der Realität und leisten weiter Widerstand. 
Die Agenten in der Matrix sind Schutzprogramme, die gegen menschliche Rebellen wie Morpheus und Trinity vorgehen, die sich durch Telefonleitungen in die Matrix hacken, um Menschen zu befreien. Das ist allerdings mit einem hohen Risiko verbunden, denn wer in der Matrix stirbt, haucht auch in Wirklichkeit sein Leben aus. Morpheus sieht in Neo den „Auserwählten“, der laut dem mysteriösen Orakel die Matrix bezwingen wird. Doch bevor er dem Orakel vorgestellt wird, absolviert Neo an Bord der Nebuchadnezzar ein umfassendes Trainingsprogramm für den Kampf in der virtuellen Realität der Matrix. Morpheus lehrt ihn, dass in der Scheinwelt der Matrix physikalische Gesetze durch reine Willenskraft gebeugt oder sogar gebrochen werden können. Morpheus und seine Mannschaft begeben sich zusammen mit Neo in die Matrix, um diesen zum Orakel zu bringen. Dort wird ihm gesagt, dass er nicht der Auserwählte sei, sich Morpheus aber eines Tages aufgrund seiner Überzeugung für ihn opfern werde… 

Kritik:

Nachdem die Wachowski-Geschister 1996 mit ihrem Regiedebüt „Bound – Gefesselt“ einen ersten Achtungserfolg erzielen konnten, machte das Studio Warner Bros. über 60 Millionen Dollar locker, damit die Wachowskis ihren philosophisch angehauchten Science-Fiction-Action-Thriller „Matrix“ realisieren konnten. Auch wenn sich „Matrix“ als theologisch-philosophischer, postmodern-kunterbunter Mix aus griechischer Philosophie, Erkenntnistheorie, Gnostizismus, Zen-Buddhismus, Hinduismus und Jean Baudrillards Untersuchung des Verhältnisses von Realität, Symbolen und Gesellschaft darstellt, sind es vor allem die inszenatorischen Qualitäten, die „Matrix“ aus der Masse deutlich hervorheben. 
In dem geschickt konstruierten Spannungsfeld zwischen Schein und Sein, Willen und Naturgesetz, Freiheit und Unterdrückung thematisiert der Film den Kampf zwischen Menschen und ihrer Schöpfung, der von Künstlicher Intelligenz geschaffenen Kreaturen, die ihre Schöpfer zu ihrer Nahrungsquelle gemacht haben. Der thematische Überbau von „Matrix“ wird heruntergebrochen auf den Kampf zwischen übermenschlich starken FBI-Agenten, die in Agent Smith einen besonders hässlichen und hartnäckigen Vertreter ins Feld führt, und der von Morpheus kommandierten Nebuchadnezzar-Crew, die den Agenten wenig entgegenzusetzen hat. Wie Neo allerdings die Techniken des Kung-Fu erlernt und anwendet, bringt der Menschheit nicht nur die Hoffnung zurück, sondern ist durch die digitalisierten Effekte einfach berauschend anzusehen. 
Das hohe Tempo bei den Trainingseinheiten wird dann aber in einem atemberaubenden Showdown konterkariert, wenn die Wachowskis das Tempo radikal verlangsamen und den sogenannten Bullet-Time-Effekt hoffähig machten. Dazu gesellen sich ein aufwendiges Produktionsdesign, das eine Melange aus düsterer „Blade Runner“-Architektur, „Terminator“-ähnlichen apokalyptischen Zivilisationswüsten und ganz unterschiedlichen Elementen wie Ruinen viktorianischer Villen, stillgelegter U-Bahn-Stationen, modernen Diskotheken und unterirdischen Labyrinthen darstellt, ein grandioser Score von Don Davis, ein technoider Soundrack mit Tracks von Propellerheads, Rob D, Meat Beat Manifesto, The Prodigy und Rob Zombie und stilbildende Kostüme. 
Zwar folgten dann 2003 die Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“, doch konnten diese nicht mehr an die originelle Qualität von „Matrix“ anschließen, auch nicht der 2021 vierte Teil „Matrix Resurrections“

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