Troja

Nach seinem auch international erfolgreichen U-Boot-Drama „Das Boot“ (1981) stand für den ehemaligen „Tatort“-Regisseur Wolfgang Petersen (u.a. verantwortlich für „Reifezeugnis“) das Tor nach Hollywood ganz weit auf. Nach seinem Einstand mit dem Neo-Noir-Thriller „Tod im Spiegel“ folgten Star-besetzte Blockbuster wie „In the Line of Fire – Die zweite Chance“ (1993), „Outbreak – Lautlose Killer“ (1995) und „Der Sturm“ (2000). Als Ridley Scott mit „Gladiator“ (2000) bewiesen hatte, dass historische Schlachtenfilme wieder ein Publikum finden, ließ sich Petersen von Homers „Ilias“ und der darin beschriebenen Schlacht um Troja inspirieren, um im Jahr 2004 mit imposanten Massenszenen und Stars wie Brad Pitt, Eric Bana, Orlando Bloom und Brian Cox „Troja“ wieder auferstehen zu lassen. 

Inhalt: 

In Sparta wird der kürzlich ausgehandelte Friedensvertrag zwischen Troja und Sparta mit einem feucht-fröhlichen Fest gefeiert. Der trojanische Prinz Paris (Orlando Bloom), der mit seinem älteren Bruder Hektor (Eric Bana) an den Feierlichkeiten teilnimmt, nutzt die Zeit einmal mehr, um Helena (Diane Kruger), die Frau des spartanischen Königs Menelaos (Brendan Gleeson), zu beglücken. Als Hektor und Paris am folgenden Tag mit ihrem Schiff die Heimreise antreten, muss Hektor mit Schrecken feststellen, dass sein unbedachter Bruder seine Geliebte mit an Bord geschmuggelt hat. Obwohl er weiß, dass er damit einen Krieg heraufbeschwört, lässt Hektor das Schiff nicht wie zunächst geplant umkehren, sondern die Fahrt nach Troja fortsetzen. Dort wird auch Helena von dem betagten König Priamos (Peter O’Toole) herzlich empfangen. Aber natürlich kann Menelaos die Schmach nicht auf sich sitzen lassen und bittet seinen Bruder Agamemnon (Brian Cox), den machthungrigen König von Mykene, um Unterstützung. Nachdem er nahezu alle griechischen Stadtstaaten unterworfen hat, sieht Agamemnon nun die günstige Möglichkeit, die als unüberwindbar geltenden Mauern von Troja einzunehmen. Allerdings bereitet ihm sein größter Held, Achilles (Brad Pitt), große Sorgen, denn der interessiert sich nur dafür, unsterblichen Ruhm zu erlangen. So zieht er mit seinen treuen Anhängern nach Troja, obwohl ihm seine Mutter Thetis (Julie Christie) prophezeit hat, dort unterzugehen. Als die Griechen unter Achilles‘ Führung und dessen Myrmidonen die trojanische Küste erobern, nimmt der unerschrockene Krieger Paris’ Cousine Briseis (Rose Byrne) gefangen und trifft zum ersten Mal auf Hektor, lässt diesen aber kampflos zurück nach Troja ziehen, da er sich mit Hektor auf dem Schlachtfeld messen will. 
Agamemnon zeigt sich neidisch auf Achilles’ Ruhm unter seinen Kriegern und beansprucht Briseis für sich, worauf der gedemütigte Achilles sich weigert, weiter gegen die Trojaner zu kämpfen. Der Angriff der Griechen auf die Stadt scheitert an Hektor, dem es während der Schlacht zudem gelingt, Ajax zu bezwingen, den zweitgrößten Krieger Griechenlands. Erst als Odysseus (Sean Bean), Agamemnons klügster Gefolgsmann, eine Idee entwickelt, um die als unüberwindlich erscheinenden Mauern der Trojaner zu überwinden, scheint sich Agamemnons Traum von der Herrschaft über die Ägäis zu erfüllen… 

Kritik: 

Wolfgang Petersen und sein Drehbuchautor David Benioff („25 Stunden“, „Drachenläufer“) machen keinen Hehl daraus, sich nur vage von Homers „Ilias“, der Schilderung eines neunjährigen Abschnitts des Trojanischen Krieges, den die Verfilmung nicht nur auf einen Monat heruntergebrochen, sondern dabei auch die Beteiligung der Götter eliminiert hat. So erscheint das gut 175 Millionen Dollar teure Historien-Epos als actionreiche Schlacht um Ruhm und Ehre, aber auch um die Gunst der Frauen. Für das ehemalige, aus Hildesheim stammende Model Diane Kruger (eigentlich Heidkrüger) bedeutete „Troja“ der Durchbruch als Schauspielerin, obwohl von ihr wenig mehr abverlangt wird, als sehr schön auszusehen und sich mit schmerzvollem Blick um ihren Geliebten zu sorgen, der Troja durch seine Liebe zu ihr in so große Not manövriert hat. 
„Troja“ ist vor allem ein Film über die Gier nach Macht und Ruhm und bekommt durch die Eliminierung der Götter eine nach wie vor sehr aktuelle Note. An Dramatik ist das im Director’s Cut mehr als dreistündige Epos kaum zu überbieten. Auf der einen Seite kann Agamemnon nicht auf seinen stärksten Krieger bauen, weil dieser auf eigene Rechnung kämpft. Auf der anderen Seite kann Hektors nicht verhindern, dass sein Vater eher auf die Götter vertraut als auf den gesunden Menschenverstand seines Sohnes, und Briseis ist zwar eigentlich Achilles‘ Gefangene, doch fühlt sie sich schnell zu dem charismatischen Krieger hingezogen. 
Bei all den starken Gefühlen, die hier im Spiel sind, bleibt die Action aber im Vordergrund. Die Schlachten haben Petersen und sein Kameramann Roger Pratt („12 Monkeys“, „Mary Shelleys Frankenstein“) mit imposanten Massenszenen eindrucksvoll in Szene gesetzt, dabei spritzt das Blut literweise auf dem Schlachtfeld. Brad Pitt trägt den Film durch seine charismatische Darstellung zwar nahezu allein auf seinen Schultern, doch die Charakterdarsteller Peter O’Toole („Lawrence von Arabien“, „Der Löwe im Winter“), Brian Cox („X-Men 2“, „Die Bourne Identität“) und Brendan Gleeson („Brügge sehen … und sterben?“, „Am Sonntag bist du tot“) verleihen dem epischen Drama auch die nötige Tiefe. Aber auch Eric Bana („Hulk“, „München“) und Sean Bean („Black Death“, „Der Herr der Ringe“-Trilogie) geben eine gute Figur ab, während Orlando Bloom („Königreich der Himmel“, „Der Herr der Ringe“-Trilogie) als verliebter Prinz recht blass bleibt. Von den weiblichen Darstellerinnen überzeugt vor allem Rose Byrne („Damages – Im Netz der Macht“, „Bad Neighbors“) als Gefangene/Geliebte von Achilles. 
Die prächtige Ausstattung und die packende Inszenierung machen „Troja“ zu einem unterhaltsamen Spektakel, auch wenn es nicht ganz an Ridley Scotts Meisterwerk „Gladiator“ heranreicht. 

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