Outbreak - Lautlose Killer

Nachdem Wolfgang Petersen 1981 mit der Adaption von Lothar-Günther Buchheims Roman „Das Boot“ den erfolgreichsten deutschen Film in den USA abgeliefert und zehn Jahre später mit dem Neo-Noir-Thriller „Tod im Spiegel“ sein Hollywood-Regiedebüt gefeiert hatte, engagierte der frisch für seinen Spätwestern „Erbarmungslos“ Oscar-gekürte Clint Eastwood den Deutschen, um die Regie bei „In the Line of Fire – Die zweite Chance“ zu übernehmen. Derart geadelt konnte Petersen auch bei seinem nächsten Projekt aus dem vollen schöpfen. Sein Virus-Thriller wartet nicht nur mit Stars wie Dustin Hoffman, Morgan Freeman, Rene Russo und Donald Sutherland auf, sondern auch mit jeder Menge Spannung. 

Inhalt: 

Als im afrikanischen Zaire ein Virus entdeckt wird, das seine Opfer innerhalb weniger Stunden innerlich verbluten und sterben lässt, stellt der US-Virologe und Militärarzt Sam Daniels (Dustin Hoffman) fest, dass es sich um eine höchst aggressive, sich schnell verbreitende Ebola-Variante handelt. Zurück in den Staaten bittet Daniels seinen Freund und Vorgesetzten Brig. Gen. Billy Ford (Morgan Freeman) jedoch vergeblich, vorsorglich Katastrophenalarm auszulösen. Wenn das Virus tatsächlich so schnell zum Tode führt und niemand die vom Virus befallene Gegend verlassen hat, verfügt das Virus schließlich über keine Wirte mehr, über die es sich verbreiten kann. 
Doch die Rechnung geht nicht auf. Ein kleines Äffchen gelangt über ein Frachtschiff in die USA, spuckt dort angekommen zunächst einen Hehler an, kratzt dann einen Tierhändler und sorgt so für die Verbreitung des sogenannten Motaba-Virus. Daniels ahnt nicht, dass diese Ebola-Variante bereits 1967 in Zaire entdeckt worden ist und von Fords Vorgesetzten General McClintock (Donald Sutherland) als biologischer Kampfstoff gelagert wird. Als bekannt wird, dass das vermeintlich neue Virus in der amerikanischen Kleinstadt Cedar Creek verbreitet wird, widersetzt sich Daniels Fords Befehl und reist nicht nur mit seinen Assistenten Major Salt (Cuba Gooding Jr.) und Casey Schuler (Kevin Spacey) in das bereits vom Militär abgeriegelte Gebiet, sondern trifft dort auch auf seine ehemalige Kollegin und Frau Robby (Rene Russo), die gerade erst ihren neuen Job bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde (CDC) angetreten hat. Gemeinsam macht sich Daniels‘ Crew auf die fieberhafte Suche nach dem ursprünglichen Überträger des Virus, um einen Impfstoff herzustellen und der Seuche Einhalt zu gebieten... 

Kritik: 

In Zeiten von Ebola und Corona wirkt Wolfgang Petersens Katastrophenthriller nach einem Drehbuch von Robert Roy Pool („Armageddon – Das jüngste Gericht“, „Chicago Blues“) und Laurence Dworet („Berlín Blues“) erschreckend aktuell und zeigt auf, mit welchen Herausforderungen Mediziner und Forscher bei der Bekämpfung und Eindämmung eines tödlichen Virus zu kämpfen haben. Bei „Outbreak“ wird der Wettlauf mit der Zeit beim Auffinden des ursprünglichen Wirts noch durch die Konfrontation zwischen den Medizinern und dem Militär zugespitzt. 
Obwohl auch Daniels Militärangehöriger ist, steht für ihn nach vor der hippokratische Eid bei der Ausübung seines Berufs im Vordergrund, während sein Freund Billy Ford eher die militärische Befehlshierarchie befolgt. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden an verschiedenen Fronten kämpfenden Militärärzten zählen zu den großen Höhepunkten des Seuchen-Thrillers, zeigen Dustin Hoffman („Tootsie“, „Rain Man“) und Morgan Freeman („Im Netz der Spinne“, „Sieben“) doch hervorragende Leistungen, auch wenn ihre Figuren nicht besonders tief ausgelotet werden. Denn im Vordergrund steht natürlich die Spannung und die Action, wenn etwa Bewohner von Cedar Creek die militärisch kontrollierte Ausgangssperre durchbrechen wollen und gewaltsam zum Aufgeben ihres Plans gezwungen werden, wenn sich Daniels und Salt in einem kleinen Hubschrauber zwei Kampfhubschraubern stellen müssen und sich eine wilde Verfolgungsjagd mit ihnen liefern. Die menschliche Komponente bei der Auseinandersetzung um das Entwickeln eines Impfstoffes auf der einen Seite und der Bewahrung des Geheimnisses um einen effektiven biologischen Kampfstoff kommt bei der Action vielleicht etwas sehr kurz und beschränkt sich meist auf die Schicksale der vom Virus befallenen Einwohner von Cedar Creek. So wird nur angedeutet, warum sich Daniels und seine Frau letztlich haben scheiden lassen und unter welchem Druck die Freundschaft zwischen Daniels und Ford steht. 
Während der Plot gerade zum Ende hin zu sehr den Erzählkonventionen Hollywoods folgt, ist „Outbreak“ in filmtechnischer Hinsicht allererste Sahne. Das fängt bei den gut aufgelegten Darstellern an und geht über Petersens packende Inszenierung, Michael Ballhaus‘ („Sleepers“, „Gangs of New York“) stimmige Kameraarbeit bis zu James Newton Howards („The Village“, „Red Sparrow“) mitreißenden Score. Das macht alles in allem noch keinen großartigen Film, bietet aber kurzweiliges Popcorn-Spannungskino mit einem interessanten Konflikt, der jedoch recht zahm aufgelöst wird. 

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