Postman

Mit seinem dreistündigen Regiedebüt „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) avancierte Hollywood-Star Kevin Costner („The Untouchables: Die Unbestechlichen“, „JFK – Tatort Dallas“) auf einmal auch zu einem versierten Regisseur, heimste er doch gleich sieben Oscars für seinen Edelwestern ein. Seither hat er sich in seinen eigenen Filmen weiterhin mit Gründungsmythen beschäftigt, ging mit den dystopischen Dramen „Waterworld“ (der zum Zerwürfnis zwischen Co-Produzent und Hauptdarsteller Costner mit Regisseur Kevin Reynolds führte und den Costner am Ende selbst fertigstellte) und „Postman“ allerdings fürchterlich an den Kinokassen baden und kam auch bei der Kritik schlecht weg. Dabei wartet das wiederum drei Stunden lange Science-Fiction-Epos „Postman“ (1997) mit einigen schönen Ideen und Szenen auf. 

Inhalt:

Nach einem auch mit Nuklearwaffen bestrittenen Bürgerkrieg sind die Vereinigten Staaten im Jahre 2013 verwüstet und nach der Zerstörung des Capitols ohne politische Führung. Während sich die wenigen Überlebenden in festungsartig gesicherten Siedlungen zusammengefunden haben, zieht der selbsternannte General Bethlehem (Will Patton) mit seinen schwerbewaffneten Gefolgsleuten durch das Land und terrorisiert die Bevölkerung mit einer Mischung aus moderner Diktatur und feudalen Regeln und beutet sie aus. Als ein namenloser Fremder (Kevin Costner) mit seinem Maultier in einer dieser Siedlung als Shakespeare-Darsteller auftritt, um sich etwas zu essen zu verdienen, wird er gegen seinen Willen von Bethlehem und seinen Holnisten rekrutiert, die sein Maultier zu einer fleischigen Mahlzeit verarbeiten, doch gelingt ihm wenig später die Flucht. 
Auf der Suche nach Schutz vor dem Regen findet der Wanderer Unterschlupf in einem Autowrack. Die alte Postuniform des skelettierten Beamten wärmt den Mann und bringt ihn auf eine Idee. Er gibt sich fortan an als Postbote der Wiederhergestellten Vereinigten Staaten aus und bringt die Briefe aus dem ebenfalls im Autowrack gefundenen Sack unter die Leute. In der von Sheriff Briscoe (Daniel van Bargen) angeführten Siedlung Pineview misstraut die Bevölkerung zunächst dem Fremden, doch als einer der Briefe ihren Empfänger findet, bekommt der sogenannte „Postman“ nicht nur zu essen, sondern auch ein Zimmer und ein warmes Bad. 
Auf einer Feier wird der Postman von der hübschen Abby (Olivia Williams) angesprochen und gebeten, mit ihr ein Kind zu zeugen, da ihr Mann nach einer Masern-Erkrankung unfruchtbar sei und Leihvaterschaften innerhalb des Ortes problematisch wären. Da der Sheriff überzeugt davon ist, dass der Fremde ein Betrüger sei, soll der Postman die Stadt am folgenden Tag verlassen. Zuvor schläft der Postman allerdings nach anfänglichem Sträuben mit Abby, ernennt eher aus Verlegenheit den jungen Ford Lincoln Mercury (Larenz Tate) zum Postboten und nimmt am folgenden Morgen auch einen Brief des Sheriffs mit auf seine Reise, nicht ahnend, dass Ford von der Idee des Postdienstes als Symbol der Erneuerung so begeistert ist, dass er im ganzen Land weitere Postboten rekrutiert und so zur Verständigung unter den weit versprengten Bürgern des Landes sorgt. 
Als Bethlehem von der vermeintlichen Wiederhergestellten Vereinigten Staaten erfährt, beschließt er, mit aller Härte gegen den Postman und seine Gefolgsleute vorzugehen… 

Kritik: 

Die Verfilmung von David Brins gleichnamigem Roman ähnelt auf frappierende Weise „Waterworld“, nur dass die Welt in der Zukunft nicht überflutet, sondern ausgetrocknet ist. Kevin Costner spielt in „Postman“ ebenso wie in „Waterworld“ den einsilbigen Einzelgänger, der den Kontakt zu den Menschen nur sucht, um sein eigenes Überleben durch Tausch und Nahrungsaufnahme zu sichern. 
Und was die schwer bewaffneten Smokers unter Dennis Hoppers Führung in „Waterworld“ waren, verkörpert in „Postman“ Will Patton als ehemaliger Vertreter für Kopiergeräte, der in dem Bürgerkrieg die Chance sah, sein Potential als despotischer Anführer auszuschöpfen. 
Costner und sein Kameramann Stephen F. Windon („House of Wax“, „G.I. Joe – Die Abrechnung“) nehmen sich in dem Drei-Stunden-Epos viel Zeit, die dystopische Welt einzufangen, und finden teilweise beeindruckende Bilder, wenn Costner beispielsweise mit seinem Maultier ein verlassenes Tankstellen-Häuschen untersucht und sich vorstellt, auf dem natürlich nicht funktionierenden Fernseher einen Film anzuschauen, wenn er voller Freude über ein gefundenes Feuerzeug ein Feuerchen zum Wärmen in dem alten Postauto entfacht oder wenn er in Tom Petty als Bürgermeister einer weiteren Siedlung in den Bergen als Berühmtheit wiedererkennt. 
Jenseits der beeindruckenden Bilder und guter darstellerischer Leistungen entbehrt „Postman“ allerdings weiterer Stärken. Stattdessen gefällt sich der offensichtlich selbstverliebte Kevin Costner einmal mehr als zunächst zögerlicher, aber verständnisvoller Heilsbringer, der die Herzen schöner Frauen erobert, redliche Anhänger um sich zu scharen versteht und die Skeptiker zum Schweigen bringt, allerdings auch zum schwer zu ertragenen Pathos neigt. 
Mit dem erneuten Debakel an den Kinokassen schien Costners Regiekarriere ein für allemal beendet worden zu sein, doch 2003 meldete er sich eindrucksvoll mit dem Western „Open Range“ zurück.

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