American Beauty

Bevor Steven Spielberg Sam Mendes nach Amerika holte, hatte der aktuelle Bond-Regisseur („Skyfall“) bereits eine erfolgreiche Theater-Karriere in England hinter sich. Nach zwei Fernsehfilmen lieferte er 1999 mit „American Beauty“ ein Leinwand-Debüt ab, das nicht nur verdientermaßen mit fünf Oscars (u.a. für den besten Film, die beste Regie und den besten Hauptdarsteller) prämiert wurde, sondern bis heute als die ultimative Abrechnung mit dem amerikanischen Traum gilt.
Lester Burnham (Kevin Spacey) hat in seinem Leben eigentlich alles erreicht, wovon ein Amerikaner nur träumen kann, einen gut bezahlten Job, ein schickes freistehendes Haus in einer gepflegten Vorstadtsiedlung, eine attraktive Frau (Annette Bening) und eine fast erwachsene Tochter (Thora Birch). Allerdings ist sich Lester durchaus der Tatsache bewusst, dass er ein kompletter Spießer-Langweiler ist und sowohl von seiner Familie verachtet wird. Als er jedoch Angela (Mena Suvari) kennenlernt, die Freundin seiner Tochter, ergeht er sich in erotischen Fantasien und tut alles, um sie wahr werden zu lassen: er betreibt Fitness in der Garage, joggt mit den schwulen Nachbarn und schmeißt seinen Job, wobei er noch kaltschnäuzig eine fette Abfindung erpresst, die er gleich in einen jugendlichen Sportwagen investiert. Bei dem gerade zugezogenen Nachbarsjungen Ricky (Wes Bentley) deckt er sich mit bestem Gras ein und fühlt sich fortan wie ein neuer Mensch. Gleichermaßen irritiert wie abgestoßen von Lesters Lebenswandel stürzt sich seine Frau Carolyn, die verzweifelt in der Immobilien-Branche Fuß zu fassen versucht, in eine Affäre mit dem egomanischen Immobilien-Star Buddy Kane (Peter Gallagher), während Tochter Jane sich auf merkwürdige Weise von Ricky angezogen fühlt, der sie ständig mit der Kamera filmt. Doch die emotionalen Irrungen und Wirrungen bleiben nicht ohne Folgen, zumal Rickys Vater, der emotional labile Marine Frank Fitts (Chris Cooper), kritisch beäugt, was sich bei den Burnhams so alles tut …
Bereits die gelungene Eröffnungssequenz gibt den Ton von „American Beauty“ an, wenn die Kamera von oben langsam in das schicke Vorstadtviertel zoomt und Lester Burnham lapidar aus dem Off verkündet, dass er in einer Woche tot sein wird. Aber das wisse er jetzt natürlich noch nicht. Während sich der Zuschauer also fragt, auf welche Weise Lester wohl sterben wird, zerflückt Sam Mendes mit seinem vorzüglichen Ensemble lustvoll die Illusion eines sorgenfreien Lebens in den schicken Gegenden des vornehmen Bürgertums. Trotz der ernüchternden Demontierung aller Klischees vom großartigen amerikanischen Traum sprüht der Film vor melancholisch-leisem Humor. Das ist vor allem Alan Balls („Six Feet Under“, „True Blood“) großartigem Drehbuch zu verdanken, aber auch den äußerst differenzierten Darstellungen des ausgesuchten Ensembles, wobei gerade die jungen Schauspieler Thora Birch („The Hole“), Wes Bentley („Die Tribute von Panem“) und Mena Suvari („American Pie“) den bekannten Namen in nichts nachstehen.
Die exquisite Kameraarbeit des 2003 verstorbenen Veterans Conrad L. Hall („Kaltblütig“, „Der Marathon-Mann“) und der verspielte Score von Thomas Newman („Grüne Tomaten“, „Skyfall“) runden ein Meisterwerk ab, das Sam Mendes den Weg ebnete für weitere Highlights wie „Road To Perdition“, „Zeiten des Aufruhrs“ und schließlich „Skyfall“.
"American Beauty" in der IMDb

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