Rumble Fish

Nach seinen weithin gefeierten Meisterwerken „Der Pate“ (1972), „Der Pate II“ (1974) und „Apocalypse Now“ (1979) verfilmte Francis Ford Coppola 1983 gleich zwei Jugendbücher von S.E. Hinton, „The Outsider“ und „Rumble Fish“. Während Coppola mit „The Outsiders“ einen eher klassischen Jugendfilm in der Tradition von „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955) präsentierte, war „Rumble Fish“ als „Kunstfilm für Kinder“ gedacht. Dreißig Jahre nach seiner Entstehung feiert Coppolas sehr persönlicher und streng stilisierter Film in der „Masterpieces of Cinema“-Reihe von Koch Media seine Blu-ray-Premiere.
Nachdem sein großer Bruder, der legendäre Motorcycle Boy (Mickey Rourke), die Stadt verlassen hat, versucht der überall aneckende Rusty James (Matt Dillon) eine Gang anzuführen, doch von seinen Kumpels Smokey (Nicolas Cage) und B.J. (Christopher Penn) bekommt er nur zu hören, dass die Zeit der Gangs längst vorbei sei und er ohnehin nicht die Persönlichkeit besäße, eine Gang zu leiten. So lässt sich Rusty James immer wieder auf Schlägereien ein und macht mit Mädchen herum, wofür weder seine Freundin Patty (Diane Lane), noch sein alkoholsüchtiger Vater (Dennis Hopper) Verständnis aufbringen. Sein Bruder taucht zum Glück immer dann auf, wenn Rusty James so richtig am Boden liegt, doch statt wieder eine Bande zu führen, geht der Motorcycle Boy lieber in die Tierhandlung und bewundert die bunten siamesischen Kampffische. Doch ohne die Führung seines großen Bruders steht Rusty James einsam auf verlorenem Posten …
Während der Dreharbeiten zu „The Outsiders“ las Coppola das Buch „Rumble Fish“ und beschloss, es gleich mitzuverfilmen, wobei er auf die gleiche Crew und die Hauptdarsteller Matt Dillon („Drugstore Cowboy“) und Diane Lane („Der Sturm“, „Man Of Steel“) zurückgriff. Der damals 27-jährige Mickey Rourke („Angel Heart“) und die „Apocalypse Now“-Stars Dennis Hopper („Easy Rider“, „Speed“) und Laurence Fishburne („The Matrix“-Trilogie) rundeten den Cast ebenso ab wie Coppolas Neffe Nicolas Cage (als Nicolas Coppola) in seiner ersten Rolle. Coppola entschied sich für eine sehr stimmungsvolle Schwarz-Weiß-Fotografie, die es ihm u.a. ermöglichte, Schatten direkt auf die Sets zu malen, um die Kontraste noch zu verstärken. Einzig die symbolträchtigen Kampffische hat er in leuchtenden Blau- und Rottönen gefilmt.
Mehr noch als die Geschichte ist es der Stil, der „Rumble Fish“ so sehenswert macht. Es geht um das Verrinnen der Zeit, die Rusty James noch bleibt, seit ihm in der Eröffnungsszene on Midget (Laurence Fishburne) die Nachricht übermittelt wird, dass er von einem gegnerischen Ganganführer getötet werden soll. Dieser Countdown wird nicht nur durch die Turmuhr ohne Zeiger und Tom Waits‘ Philosophieren über die Zeit symbolisiert, sondern auch in der Musik von The Police-Drummer Stewart Copeland aufgegriffen. Dazu arbeitet Coppola eindrucksvoll mit Zeitraffern und anderen visuellen Effekten. Von den Darstellern überzeugt vor allem Matt Dillon als raubeiniger und verzweifelter Rebell, der lernen muss, auch ohne seinen Bruder seinen Weg zu finden.
„Rumble Fish“ ist sicher nicht Coppolas bester Film, aber mit seinem bemerkenswerten Cast und der symbolschwangeren Bildsprache sicherlich stilistisch einer seiner interessantesten. Abgerundet wird die Blu-ray-Premiere durch ein kleines Making of und ein sehr interessantes Special zur Musik, in der Coppola, der den Score eigentlich selbst produzieren wollte, Komponist Copeland und Sounddesigner Richard Beggs die innovative Produktion des rhythmisch orientierten Scores erläutern.
"Rumble Fish" in der IMDb

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