Der Himmel über Berlin

Neben Rainer Werner Fassbinder („Angst essen Seele auf“) und Werner Herzog („Fitzcarraldo“) zählt Wim Wenders zu den wichtigsten Autorenfilmern in Deutschland, die in den 70er Jahren in die Fußstapfen von Fritz Lang („Metropolis“), F.W. Murnau („Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“) und schließlich Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) getreten sind. Nachdem sich Wenders mit Filmen wie „Alice in den Städten“ (1974), „Der amerikanische Freund“ (1977) und „Der Stand der Dinge“ (1982) in Deutschland etabliert hatte, konnte er mit „Paris, Texas“ (1984) seinen internationalen Durchbruch feiern. Drei Jahre später überraschte Wenders mit dem meisterhaft inszenierten Filmgedicht „Der Himmel über Berlin“, das nun von StudioCanal erstmals auf Blu-ray veröffentlicht worden ist.
Wie viele ihrer Kollegen bewegen sich die beiden Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) unsichtbar durch die Straßen von Berlin und lauschen ziellos den Gedanken und Gesprächen der Menschen. Vor allem Damiel sehnt sich danach, der schwerelosen Unendlichkeit seines Daseins zu entfliehen und die Last eines irdischen Lebens zu spüren, den Geschmack von Kaffee und den Geruch von Zigaretten, den Schmerz und die Liebe. Auf seinen Streifzügen bleibt er schließlich bei der Akrobatin Marion (Solveig Dommartin) hängen, die mit ihrem Zirkus gerade vor dem letzten Auftritt in diesem Jahr und vor einer ungewissen Zukunft steht. Auch sie ist voller Sehnsucht – nach einem Mann. Nachdem Damiel sein Engel-Dasein gegen eine menschliche Existenz eingetauscht hat, begegnen sich die beiden Suchenden bei einem Nick-Cave-Konzert …
Zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem österreichischen Schriftsteller Peter Handke, mit dem Wenders bereits bei seinen beiden Fernsehproduktionen „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1970) und „Falsche Bewegung“ (1975) zusammengearbeitet hatte, entwickelte der Filmemacher ein eher skizzenhaftes Drehbuch, das weniger einer konventionellen Dramaturgie folgte, sondern auf Handkes Dialogen und Gedichten basierte und eher lose zusammenhängenden Ideen. So entstand ein überwiegend in kunstvollem Schwarz-Weiß inszeniertes, fragmentarisch zusammengesetztes Drama, das gleichermaßen von den Nöten und Sehnsüchten der Engel und den Menschen erzählt. Da die Sprache einen so wesentlichen Teil des Films einnimmt, ist von dem Zuschauer bei der über zweistündigen Laufzeit stets höchste Aufmerksamkeit gefordert, aber dafür wird er mit einem wunderbar poetischen Werk belohnt, das dazu ein eindrucksvolles Portrait der 1987 noch geteilten Hauptstadt, Peter Falk as himself und als ehemaligen Engel sowie einen Soundtrack präsentiert, der mit In-Film-Auftritten und Tracks von Nick Cave & The Bad Seeds, Crime and The City Revolution, Tuxedomoon, Minimal Compact, Sprung aus den Wolken und Die Haut die spannende Indie-Szene der damaligen Zeit einfängt.
"Der Himmel über Berlin" in der IMDb

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