Das grüne Zimmer

Als einer der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague hat sich der französische Filmemacher François Truffaut (1932-1984) in seinen Werken stets mit bestimmten Aspekten des Lebens auseinandergesetzt und immer wieder seine eigene Biografie verarbeitet. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der 1978 entstandene Film „Das grüne Zimmer“, in dem Truffaut passenderweise auch die Hauptrolle übernommen hat und der von Koch Media nun auf DVD veröffentlicht wird. 
Der Tod ist für den Journalisten Julien Davenne (François Truffaut) zur Besessenheit geworden. Nachdem all seine Freunde an der Front während des Ersten Weltkriegs umgekommen sind und er wenig später auch seine über alles geliebte Frau Julie beerdigen musste, ist ihm die Welt der Toten näher als die der Lebenden. Für eine monatlich erscheinende Zeitung verfasst Davenne stets individuell ausgearbeitete Nachrufe, in seinem Zuhause, wo er mit seinem tauben Sohn und seiner Haushälterin lebt, hat er seiner verstorbenen Frau ein eigenes Zimmer eingerichtet, in dem er unzähliger Bilder, Schmuck und andere Erinnerungsstücke von ihr bewahrt. Mit der Auktionssekretärin Cécilia (Nathalie Baye) scheint er eine Verbündete gefunden zu haben, da auch sie um einen Verstorbenen trauert. Da sie jedoch auch die Lebenden zu lieben vermag, stößt die gegenseitige Zuneigung zwischen den beiden bald an ihre Grenzen. 
Obwohl Truffaut („Fahrenheit 451“, „Die letzte Metro“) immer mal wieder in eigenen wie Fremd-Produktionen als Schauspieler vor der Kamera zu sehen war, darf seine exponierte Darstellung in „Das grüne Zimmer“ als seine intimste und persönlichste betrachtet werden. In der Kapelle, die sein Alter ego Davenne restauriert und als Gedenkstätte für seine geliebten Toten einrichtet, sind unter der Beleuchtung unzähliger Kerzen die Portraits erinnerungswürdiger Toten zu sehen, die in Truffauts Leben eine vorbildhafte Rolle gespielt haben: Oscar Wilde, Marcel Proust und Maurice Jaubert, dessen Musik als auch den Filmscore darstellt. 
„Das grüne Zimmer“ ist längst nicht so bekannt wie die meisten von Truffauts oftmals in vielen Editionen erhältlichen und oftmals längst zu Klassikern avancierten Werken, aber mit seiner existentiellen Thematik zählt der kammerspielartige Film zu Truffauts intimsten Produktionen. 

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