Paris, Texas
Wie Wim Wenders selbst einmal befand, war „Paris, Texas“ (1984) sein zweiter Film und alle anderen davor gemeinsam die Voraussetzung dafür, dieses Meisterwerk zu inszenieren. Es war indes eine schwierige Geburt. Der Autorenfilmer, der nach Amerika ging, um „seinen“ Amerika-Film zu drehen, verzweifelte daran, das gewünschte Projekt nicht realisieren zu können, ohne das er nicht nach Europa hätte zurückkehren können. Also ließ er sich von den Gedichten des Schauspielers und (Bühnen-)Autors Sam Shepard inspirieren und ebnete in langen gemeinsamen Gesprächen den Weg zu einem epochalen Road-Movie-Drama, das vor allem durch die großartigen Darstellungen von Harry Dean Stanton, dem jungen Hunter Carson, Dean Stockwell und Nastassja Kinski begeistern sollte.
Ein nahezu verdursteter Mann (Harry Dean Stanton) landet nach seinem Spaziergang durch die texanische Wüste in dem runtergekommenen Kaff Devil’s Graveyard und wird vom örtlichen Doc (Bernhard Wicki) notdürftig aufgepeppelt. Da sein Patient kein Wort von sich gibt, durchstöbert er dessen Brieftasche und findet eine Visitenkarte. Die Nummer, die er anruft, führt ihn zu Travis‘ – so der Name des Fremden – Bruder Walt (Dean Stockwell), der sich von Los Angeles gleich auf den Weg macht, um den seit vier Jahren verschollenen Bruder abzuholen. Da sich Travis weigert, in ein Flugzeug zu steigen, bestreiten die beiden Brüder die Rückfahrt in einem Mietwagen, aber es dauert eine ganze Weile, bis Travis sein Schweigen bricht. Bis dahin erzählt Walt seinem Bruder, dass Travis‘ Sohn Hunter (Hunter Carson) bei ihnen lebt, seit Travis und seine Ex-Frau Jane (Nastassja Kinski) einfach verschwunden sind, und jetzt sieben Jahre alt ist. In Los Angeles angekommen, nähern sich Travis und Hunter vorsichtig einander an. Schließlich beschließt Travis, sich mit Hunter auf die Suche nach Jane zu machen …
In dem halbstündigen Interview, das Roger Willemsen mit Wim Wenders zum Film führt, das auf der nun veröffentlichten Blu-ray als Bonus-Material erhältlich ist, beschreibt Wenders sehr eindringlich, dass er „Paris, Texas“ nie so hätte machen können, wenn er nicht a) all seine vorangegangenen Filme verwirklicht hätte, b) direkt zuvor nicht eine so wichtige Erfahrung gemacht hätte, mit Schauspielern am Theater zu arbeiten und c) mit seinem Freund Sam Shepard nicht so lange darüber gesprochen hätte, was die beiden Autorenfilmer miteinander verbindet und welche Art von Geschichte sie gemeinsam erzählen könnten.
Ausgangspunkt und Zentrum der Geschichte sollte die völlig in sich zerrissene Figur Travis stehen, der auf schmerzliche Weise wieder versucht, die Familienverhältnisse wieder ins Lot zu bringen. Am Ende bringt er dafür ein großes Opfer, doch die Reise bis dahin hat nicht nur ihn selbst geläutert, sondern auch das Publikum gefesselt. Der Film wird vor allem, wie auch Wenders nicht müde wird zu betonen, von seinen Darstellern getragen. Der ewige Nebendarsteller Harry Dean Stanton („Alien“, „The Green Mile“) spielt die Rolle seines Lebens und weiß allein durch seine Mimik die Sprachlosigkeit wettzumachen, die ihn lange Zeit befallen hat. Nastassja Kinski („Katzenmenschen“, „In weiter Ferne, so nah!“) taucht zwar erst spät auf, bildet aber das adäquate Pendant zu Travis‘ trauriger Gestalt. Beide Figuren sind nicht dort, wo sie eigentlich sein sollten, finden aber auch nicht wirklich zueinander. Als Bindeglied fungieren ihr gemeinsamer Sohn, der von Hunter Carson mit einer überreifen Leistung verkörpert wird, und Travis‘ Bruder Walt, für dessen Rolle sich der Immobilienmakler niedergelassene Dean Stockwell wieder reaktivieren ließ, nachdem er keine guten Rollen mehr bekommen hatte. Sie alle füllen ihre Rollen vollkommen aus und verleihen ihren Figuren Charisma und Menschlichkeit. Eingebettet hat Wenders seine Geschichte von der vertrackten Odyssee eines verstörten Mannes in die berauschend karge Kulisse von Amerikas Südwesten, perfekt untermalt von den spröden Gitarrenklängen Ry Cooders. All das zusammen ergibt ein zeitloses Meisterwerk, das zurecht mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde.
"Paris, Texas" in der IMDb
Ein nahezu verdursteter Mann (Harry Dean Stanton) landet nach seinem Spaziergang durch die texanische Wüste in dem runtergekommenen Kaff Devil’s Graveyard und wird vom örtlichen Doc (Bernhard Wicki) notdürftig aufgepeppelt. Da sein Patient kein Wort von sich gibt, durchstöbert er dessen Brieftasche und findet eine Visitenkarte. Die Nummer, die er anruft, führt ihn zu Travis‘ – so der Name des Fremden – Bruder Walt (Dean Stockwell), der sich von Los Angeles gleich auf den Weg macht, um den seit vier Jahren verschollenen Bruder abzuholen. Da sich Travis weigert, in ein Flugzeug zu steigen, bestreiten die beiden Brüder die Rückfahrt in einem Mietwagen, aber es dauert eine ganze Weile, bis Travis sein Schweigen bricht. Bis dahin erzählt Walt seinem Bruder, dass Travis‘ Sohn Hunter (Hunter Carson) bei ihnen lebt, seit Travis und seine Ex-Frau Jane (Nastassja Kinski) einfach verschwunden sind, und jetzt sieben Jahre alt ist. In Los Angeles angekommen, nähern sich Travis und Hunter vorsichtig einander an. Schließlich beschließt Travis, sich mit Hunter auf die Suche nach Jane zu machen …
In dem halbstündigen Interview, das Roger Willemsen mit Wim Wenders zum Film führt, das auf der nun veröffentlichten Blu-ray als Bonus-Material erhältlich ist, beschreibt Wenders sehr eindringlich, dass er „Paris, Texas“ nie so hätte machen können, wenn er nicht a) all seine vorangegangenen Filme verwirklicht hätte, b) direkt zuvor nicht eine so wichtige Erfahrung gemacht hätte, mit Schauspielern am Theater zu arbeiten und c) mit seinem Freund Sam Shepard nicht so lange darüber gesprochen hätte, was die beiden Autorenfilmer miteinander verbindet und welche Art von Geschichte sie gemeinsam erzählen könnten.
Ausgangspunkt und Zentrum der Geschichte sollte die völlig in sich zerrissene Figur Travis stehen, der auf schmerzliche Weise wieder versucht, die Familienverhältnisse wieder ins Lot zu bringen. Am Ende bringt er dafür ein großes Opfer, doch die Reise bis dahin hat nicht nur ihn selbst geläutert, sondern auch das Publikum gefesselt. Der Film wird vor allem, wie auch Wenders nicht müde wird zu betonen, von seinen Darstellern getragen. Der ewige Nebendarsteller Harry Dean Stanton („Alien“, „The Green Mile“) spielt die Rolle seines Lebens und weiß allein durch seine Mimik die Sprachlosigkeit wettzumachen, die ihn lange Zeit befallen hat. Nastassja Kinski („Katzenmenschen“, „In weiter Ferne, so nah!“) taucht zwar erst spät auf, bildet aber das adäquate Pendant zu Travis‘ trauriger Gestalt. Beide Figuren sind nicht dort, wo sie eigentlich sein sollten, finden aber auch nicht wirklich zueinander. Als Bindeglied fungieren ihr gemeinsamer Sohn, der von Hunter Carson mit einer überreifen Leistung verkörpert wird, und Travis‘ Bruder Walt, für dessen Rolle sich der Immobilienmakler niedergelassene Dean Stockwell wieder reaktivieren ließ, nachdem er keine guten Rollen mehr bekommen hatte. Sie alle füllen ihre Rollen vollkommen aus und verleihen ihren Figuren Charisma und Menschlichkeit. Eingebettet hat Wenders seine Geschichte von der vertrackten Odyssee eines verstörten Mannes in die berauschend karge Kulisse von Amerikas Südwesten, perfekt untermalt von den spröden Gitarrenklängen Ry Cooders. All das zusammen ergibt ein zeitloses Meisterwerk, das zurecht mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde.
"Paris, Texas" in der IMDb
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