Blood Work

Auch wenn „Dirty Harry“ Eastwood immer älter wird und es eigentlich etwas ruhiger angehen lassen könnte, bleibt sein Tatendrang als Schauspieler und Regisseur ungebrochen. „Blood Work“ stellte 2002 die bereits 23. Regiearbeit von Clint Eastwood dar, obwohl er erst im Alter von 41 Jahren auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen begonnen hatte. Die Verfilmung des Bestsellers von Michael Connelly bietet einen packenden Whodunit-Thriller, setzt sich aber auch mit den Fragen des Alterns auseinander.
Auf der Jagd nach dem sogenannten Code-Killer erleidet FBI-Agent McCaleb (Clint Eastwood) einen Herzinfarkt. Der Mann, der nach seiner blutigen Tat wieder einen Zahlen-Code für McCaleb an der Wand im Haus seiner Opfer hinterlassen hatte, hat sich unter die Schaulustigen und Medien am Tatort gemischt und durch seine Schuhe die Aufmerksamkeit des erfahrenen Profilers auf sich gezogen. Bei der Verfolgung bricht McCaleb aber an einem Maschendrahtzaun erschöpft zusammen. Nachdem er ein Spenderherz bekommen hat und pensioniert worden ist, verbringt er seinen ruhigen Lebensabend auf einer Yacht, wobei ihm nur sein Bootsnachbar Buddy Noone (Jeff Daniels) Gesellschaft leistet. Als McCaleb allerdings eines Tages Besuch von Graciella Rivers (Wanda De Jesus) bekommt, werden nicht nur seine Ermittler-Instinkte reaktiviert, sondern vor allem an sein Gewissen appelliert, denn Graciella ist die Schwester der Frau, dessen Herz nun in McCalebs Brust schlägt. Der Raubüberfall, bei dem Gloria erschossen worden ist, wurde nämlich noch immer nicht aufgeklärt. McCaleb übernimmt den Job zunächst nur widerwillig, aber sobald er die Überwachungsbänder von dem Überfall und einem ebenso unaufgeklärten Überfall vor einem Geldautomaten gesichtet hat, drängt sich McCaleb ein Verdacht auf, dem er mit seinem Nachbarn Buddy, Detective Jaye Winston (Tina Lifford) und den beiden Beamten Arrango (Paul Rodriguez) und Waller (Dylan Walsh) nachgeht. McCalebs Kardiologin Dr. Fox (Anjelica Huston) ist von McCalebs Tatendrang aber alles andere als begeistert …
Clint Eastwood hat schon in vorangegangenen Filmen wie „In the Line of Fire“ (1993), „Ein wahres Verbrechen“ (1999) und „Space Cowboys“ (2000) alternde Helden gespielt, die es noch einmal wissen wollen. Bei „Blood Work“ stammt der Antrieb eher aus einem Pflichtgefühl der Familie gegenüber, der er sein eigenes Leben zu verdanken hat. Zwar wirkt die Eröffnungssequenz nicht allzu glaubwürdig, wenn McCaleb von den Medien belauert wird, als er einen neuen Tatort begutachtet, an dem der Code-Killer wieder eine persönliche Nachricht an ihn hinterlassen hat, und McCaleb allein dem mutmaßlichen Täter hinterherläuft, während seine jüngeren Kollegen Arrango und Waller nur staunend zusehen. Eastwood erweist sich dann aber als gewissenhafter Geschichtenerzähler, der sich viel Zeit nimmt, seine Figur des Mannes mit dem zweiten Herzen und dabei auch Gefühle für die attraktive Schwester der Frau zu entwickeln, der er sein neues Leben verdankt. Abgesehen von der Tatsache, dass Eastwoods Filmfrauen immer jünger werden, je älter er als Filmemacher wird, erzählt „Blood Work“ einen packenden Kriminalfall, der nach etwas behäbigem Verlauf zum Finale hin mächtig an Fahrt aufnimmt. Eastwood überzeugt hier einmal mehr sowohl als handwerklich souverän agierender Regisseur als auch unaufgeregt agierender Hauptdarsteller, dessen Motive und Handlungen stets nachvollziehbar bleiben, selbst die Affäre mit Gabriella. Dank der gut ausgewählten Nebendarsteller wie Jeff Daniels („Pleasantville“, „2 Tage in LA“), Anjelica Huston („Die Addams Family“, „Die Ehre der Prizzis“) und Tina Lifford („Hostage – Entführt“, „Scandal“), der soliden Kameraführung von Tom Stern („Mystic River“, „Der fremde Sohn“) und dem jazzigen Score von Lennie Niehaus („Perfect World“, „Space Cowboys“) gefällt „Blood Work“ nicht nur eingefleischten Eastwood-Fans, sondern auch dem üblichen Thriller-Publikum.
"Blood Work" in der IMDb

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