Peppermint - Angel of Vengeance

Pierre Morel hat bereits als Kameramann bei den Luc-Besson-Produktionen „The Transporter“, „Unleashed – Entfesselt“ und „War“ gelernt, wie man effektvoll einen Action-Thriller inszeniert. Mit seinen eigenen Regiewerken „96 Hours“, „From Paris with Love“ und „The Gunman“ demonstrierte er eindrucksvoll, dass er das Gelernte stilsicher auch in Eigenregie umsetzen konnte. Mit „Peppermint – Angel of Vengeance“ kehrt er zu den Wurzeln von „96 Hours“ zurück, nur dass jetzt mit Jennifer Garner eine Frau die Rolle des Racheengels einnimmt.
Nachdem sich die Bankerin Riley North (Jennifer Garner) mit der Mutter einer Klassenkameradin ihrer Tochter Carly (Cailey Fleming) angelegt hat, muss sie nach einem langen Arbeitstag frustriert feststellen, dass niemand zur Geburtstagsparty ihrer Tochter gekommen ist, weil die Mutter, mit der sie sich morgens vor der Schule gestritten hat, kurzerhand zu einer Parallelparty in ihrem mondänen Domizil eingeladen hat. Als Wiedergutmachung besuchen Riley und ihr Mann Chris (Jeff Hephner) mit ihrer zehnjährigen Tochter den Rummel. Riley holt noch ein paar Servietten zu dem gerade gekauften Eis, als ein Trupp von tätowierten Männern aus einem Auto heraus mit Maschinenpistolen das Feuer auf Carly und Chris eröffnen. Riley wird zwar auch angeschossen, überlebt den Kugelhagel aber. Den zuständigen Ermittlern Stan Carmichael (John Gallagher) und Moises Beltran (John Ortiz) erklärt Riley, dass sie die Schützen identifizieren könne, doch der korrupte Richter Stevens (Jeff Harlan) lässt die Angeklagten wieder laufen. Wie Riley erfährt, wäre ihr Mann beinahe in einen Raubüberfall auf den Unterweltboss Diego Garcia (Juan Pablo Raba) verwickelt gewesen, doch sagte er seinem Kumpel telefonisch seine Teilnahme ab. Für Garcia schien allein die Überlegung, sich an seinem Besitz zu vergreifen, Grund genug für eine finale Vergeltungsaktion.
Als Riley feststellen muss, dass ihrer Familie keine Gerechtigkeit widerfahren wird, verschwindet sie für fünf Jahre von der Bildfläche, lässt sich überall in der Welt in Kampfkünsten und an Waffen ausbilden und kehrt unentdeckt wieder zurück, um von einem schwarzen Transporter in einer üblen Gegend von Los Angeles ihre Rache zu planen. Mann für Mann räumt sie mit den Gangstern auf, die ihrer Familie ohne besonderen Grund das Leben genommen haben. Das bringt nicht nur das FBI in Gestalt der Agentin Lisa Inman (Annie Ilonzeh) auf den Plan, sondern führt auch bei den zuständigen LAPD-Ermittlern zur Vermutung, dass Garcia einen Informanten bei der Polizei haben muss …
Nachdem jahrelang nichts von ihm auf der großen Leinwand zu sehen gewesen war, scheint sich Pierre Morel für sein nächstes Projekt nach „The Gunman“ (2015) mit altbewährtem Konzept zurückmelden zu wollen. Doch „Peppermint – Angel of Vengeance“ kopiert eher schlecht als recht die Story eines einzelnen Rächers im Kampf gegen eine ganze Bande von richtig bösen Jungs. Liam Neeson nahm man als Ex-CIA-Agent Brian Mills noch die handwerklichen und taktischen Geschicke ab, mit denen er in der Unterwelt aufräumte. Dass sich eine biedere Bankangestellte innerhalb von fünf Jahren zu einer unaufhaltbaren Kampfmaschine entwickelt, mutet etwas lächerlich an. Das trifft auch auf die Methoden von LAPD und FBI zu, die weder Garcias Geschäfte noch Rileys blutige Vendetta in den Griff bekommen. Einziger Lichtblick in dem hanebüchen konstruierten und extrem bleihaltigen Actioner ist Jennifer Garner („Daredevil“, „Operation: Kingdom“). Auch wenn ihr kompromissloser Rachefeldzug im Verlauf jeglicher Logik entbehrt, macht es Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie keuchend, schwitzend und zielstrebig die Bösewichter ausschaltet, die ihrem Leben jeglichen Sinn entzogen haben. Wem die krude Story nicht zu übel aufstößt und einfach nur geradlinig inszenierte Action mit Frauenpower genießen möchte, liegt bei „Peppermint – Angel of Vengeance“ goldrichtig, ansonsten ist von diesem Machwerk eher abzuraten.
"Peppermint - Angel of Vengeance" in der IMDb

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