James Bond 007 - Liebesgrüße aus Moskau

Zwar haben die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman mit dem Erwerb der Rechte für die James-Bond-Romanreihe von Ian Fleming auch eine Verfilmung der Spionage-Romane geplant, doch schon der 1962 mit einem überschaubaren Budget von etwas über einer Million US-Dollar realisierte „James Bond - 007 jagt Dr. No“ übertraf mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 16 Millionen Dollar alle Erwartungen. Das Konzept eines Gentleman-Spions, dem vor exotischer Kulisse die Frauenherzen nur so zufliegen und der die weltgrößten Bösewichte zur Strecke bringt, wurde ein Jahr später mit doppeltem Budget, einer spannenderen Geschichte und den ersten bemerkenswerten Gadgets in „James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau“ noch verfeinert und etablierte Sean Connery endgültig als zugkräftigen Top-Leinwand-Spion.
Nachdem die Verbrecherorganisation SPECTRE (die in der deutschen Synchronisation zu PHANTOM wird) ihren Top-Wissenschaftler Dr. No verloren hat, sinnt die nun vom geheimnisvollen Blofeld geleitete Organisation auf Rache. Um den MI6-Spion James Bond 007 (Sean Connery) in die Falle zu locken, haben der in den Diensten von PHANTOM stehende Schachprofi Kronsteen (Vladek Sheybal) und die ehemalige KGB-Chefin Oberst Klebb (Lotte Lenya) einen Plan ausgetüftelt, dem britischen Top-Spion die begehrte sowjetische Dechiffriermaschine Lector anzubieten. Als Köder dient dabei die attraktive Tatiana Romanova (Daniela Bianchi), die im sowjetischen Konsulat in Istanbul täglich mit der Maschine arbeitet. Obwohl sich MI6-Leiter M (Bernard Lee) bewusst ist, dass es sich um eine Falle handelt, kann sich der britische Geheimdienst sich die Chance nicht entgehen lassen, an die begehrte Lector zu kommen. Als Bond in Istanbul eintrifft, versorgt ihn sein Kontaktmann Kerim Bey (Pedro Armendáriz) mit allen nötigen Informationen. Die beiden wissen jedoch nicht, dass nicht die Russen hinter der inszenierten Falle stecken, sondern PHANTOM. Zwar gelingt es Bond, die Lector tatsächlich in seinen Besitz zu bringen, doch im Orient-Express nach Jugoslawien warten auf Bond, Bey und Romanova bereits die nächsten Gefahren …
Nach dem überwältigenden Erfolg des ersten Bond-Abenteuers „Dr. No“ konnten die Filmemacher für die Fortsetzung natürlich aus dem Vollen schöpfen. Zwar muss James Bond ausnahmsweise auf das Casino und seinen Wodka-Martini verzichten, dafür wartet die Entwicklungsabteilung von Q (Desmond Llewelyn) mit ersten wirkungsvollen Gadgets wie einem mit Tränengas und Springmesser präparierten Aktenkoffer auf. Die hübschesten Frauen werfen sich nach wie vor in die Arme des weltmännisch auftretenden Agenten, der nicht nur in Istanbul und Venedig vor coolen Kulissen gegen die bösen Mächte der Welt kämpfen darf. Terence Young („Kalter Schweiß“, „Warte, bis es dunkel ist“), der bereits das erste Bond-Abenteuer verfilmen durfte, setzt in „Liebesgrüße aus Moskau“ aber nicht nur auf illustre Kulissen und schöne Frauen, sondern auch auf eine weitaus komplexere Spionage-Geschichte, in der die Sowjets, Briten, Türken und Bulgaren munter Katz und Maus miteinander spielen, auch wenn sich Young und der langjährige James-Bond-007-Drehbuchautor Richard Maibaum dabei einiger – wenn auch unterhaltsamer - Klischees bedienen. Die Bauchtanzeinlage und der öffentlich ausgetragene Kampf zweier schöner Zigeuner-Frauen um die Gunst ein und desselben Mannes zählt hier zu den sehenswerteren Einfällen. Aber auch die Action kommt hier nicht zu kurz, angefangen bei der packenden Eröffnungssequenz, als PHANTOM-Killer sich darin üben, James Bond umzubringen, aber auch im berühmten Orient-Express, wo es Bond mit einem körperlich ebenbürtigen Schurken zu tun bekommt.
John Barry, der bei „Dr. No“ noch als Arrangeur für Monty Normans Musik tätig gewesen war, sorgt nun allein für die zum Markenzeichen avancierte instrumentale Musik-Untermalung, während Matt Monro erstmals einen ebenfalls von Barry komponierten Bond-Song vorträgt, passenderweise während einer romantischen Bootsfahrt, die Bond mit seiner Tatiana in Venedig unternimmt.
So beinhaltet „Liebesgrüße aus Moskau“ bereits alle Zutaten, die den bis heute andauernden Erfolg der Filmreihe ausmachen. Dabei fungiert Sean Connery („Der Name der Rose“, „The Untouchables“) als Projektionsfigur für die typischen Männerträume von einem aufregenden Leben mit den schönsten Frauen und interessantesten Spielzeugen. Dazu erweist sich das zweite Bond-Abenteuer als erstaunlich bodenständig, beschreibt den typischen Alltag eines ganz normalen Agenten, der nicht wie Bond in der Welt herumreisen und in den luxuriösesten Hotels absteigen darf.
"James Bond 007 - Liebesgrüße aus Moskau" in der IMDb

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