Heathers

Die Filmographie von Michael Lehmann ist definitiv von komödiantischen Stoffen geprägt. Bevor er mit der Action-Komödie „Hudson Hawk- Der Meisterdieb“ 1991 baden ging, debütierte er 1988 mit der Highschool-Satire „Heathers“ und verhalf den Jungstars Winona Ryder („Beetlejuice“, „Die Generation von 1969“) und Christian Slater („Zeit der Vergeltung“, „Der Name der Rose“) zu einem weiteren Sprung auf der Karriereleiter.
Wie an jeder Highschool gibt es auch an der Westerburgh High eine Clique von selbstbewussten Teenagern, die die soziale Hierarchie anführen und ihren MitschülerInnen das Fürchten zu lehren verstehen. Die introvertierte Veronica (Winona Ryder) bewegt sich unauffällig im Schatten der drei berüchtigten Heathers (Shannen Doherty, Lisanne Falk und Kim Walker) und wird in der Regel deshalb von ihnen verschont, weil sie täuschend echt Handschriften fälschen kann und so immer wieder für die gemeinen Streiche der elitären Zicken von Nutzen ist.
Als sie aber den rebellischen Jason „J.D.“ Dean (Christian Slater) kennenlernt, sieht sie die Chance, den gemeinen Intrigen der schikanösen Clique zu entkommen, denn J.D. hat das gemeine Treiben der arroganten Mädchen bislang aus dem Hintergrund beobachtet, ohne selbst zum Ziel ihres Spotts zu werden. Allerdings treibt ihn die Lust an, den Heathers ihr selbstherrliches Gebaren ordentlich auszutreiben, woran sich Veronica zu gern beteiligt. Allerdings überschreitet J.D. bei seinen Plänen gewissenlos Grenzen und sorgt dafür, dass die erste Heather eines unnatürlichen Todes stirbt. So entsetzt Veronica über das obsessive Vorgehen ihres Freundes ist, sieht sie sich jedoch nicht in der Lage, ihn bei seinem Vorhaben zu stoppen …
Nach dem Drehbuch von Daniel Waters („Batmans Rückkehr“, „Demolition Man“) hat Michael Lehmann eine herrlich bissige Satire über die sozialen Grabenkämpfe an einer typischen amerikanischen Highschool inszeniert, die vor allem durch das skrupellose Mobbing der drei ebenso wohlhabenden wie attraktiven und garstigen Mädchen charakterisiert wird, die witzigerweise alle auf den Namen Heather hören. Natürlich müssen unter ihren Schikanen vor allem die schon äußerlich Benachteiligten und sozialen Außenseiter leiden, die der forsch auftretenden Clique nichts entgegenzusetzen haben. Interessant wird die Story natürlich erst, als ein neu Hinzugezogener den Heathers die Stirn zu bieten wagt und dabei zu drastischen Mitteln greift.
Sobald deutlich wird, aus welchem Holz J.D. geschnitzt ist, ändert sich der Ton von „Heathers“ von einer Satire zu einem Thriller, allerdings wirkt diese Wendung der filmischen Ausdrucksmittel nach dreißig Jahren nicht mehr so überzeugend. Winona Ryder und Christian Slater harmonieren jedenfalls sehr gut als Paar, das sich traut, der grenzenlosen Selbstherrlichkeit der Heathers ein dramatisches Ende zu setzen, und der emotionale Konflikt, den Veronica in der Auseinandersetzung zwischen den Mädchen und ihrem Freund empfindet, sorgt auch für eine gewisse Spannung auf der Zielgeraden. Doch bis dahin wirkt die Inszenierung oft etwas hölzern. Lehmann gelingt es zwar, die Atmosphäre des Highschool-Lebens authentisch einzufangen, doch die Figuren bleiben bei der überspitzten Darstellung recht blass.
So ist es vor allem der überzeugenden Darstellungen von Winona Ryder und Christian Slater zu verdanken, dass „Heathers“ auch nach über dreißig Jahren nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Immerhin wurde 2018 auf der Vorlage des Films noch eine sechsteilige Fernsehserie produziert. Koch Media bringt „Heathers“ nun als Mediabook mit einer Menge Bonus-Material auf den Markt.
"Heathers" in der IMDb

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