Der Mann im Hintergrund

Nachdem Ridley Scott mit „Die Duellisten“ ins Napoleonische Zeitalter, mit „Alien“ und „Blade Runner“ in die Zukunft und mit „Legende“ in die Märchenwelt gereist war, fand es der ehemalige Werbefilmer an der Zeit, eine Geschichte im Hier und Jetzt zu erzählen. „Der Mann im Hintergrund“ kommt als Thriller mit Hochglanz-Bildern daher, schwächelt aber in der Charakterisierung und Story. 
 
Inhalt: 
Als der New Yorker Cop Mike Keegan (Tom Berenger) zum Detective befördert und in das Revier des noblen Manhattan versetzt wird, schmeißt er mit seiner Frau Ellie (Lorraine Bracco) eine Party für Freunde und Kollegen in dem viel zu kleinen Haus, in dem sie mit ihrem gemeinsamen Sohn Tommy (Harley Cross) leben. Ellie, die im Kreis irisch-katholischer Polizisten aufgewachsen ist, hofft, dass durch das zusätzliche Geld endlich der Umzug in eine größere Wohnung und vielleicht sogar eine Waschmaschine möglich wird. Mikes erster Einsatz führt ihn in die High Society. Auf einer Party der Reichen und Schönen wird Claire Gregory (Mimi Rogers) Zeugin, wie Joey Venza (Andreas Katsulas) seinen ehemaligen Geschäftspartner tötet. 
Bis der Täter gefasst ist, erhält Claire rund um die Uhr Personenschutz, während ihr Lebensgefährte Neil Steinhart (John Rubinstein) ein paar Tage geschäftlich unterwegs ist. Da sein Kollege dienstälter ist, muss Mike die Nachtschicht übernehmen, doch abgesehen davon, dass er seine Familie kaum noch zu sehen bekommt, gefällt ihm die Gesellschaft der schönen Claire, die er immer wieder zu Empfängen und Partys begleiten muss. 
Bei einer dieser Anlässe gelingt es Venza, Claire auf der Damentoilette aufzulauern und sie in Angst und Schrecken zu versetzen. In der Hoffnung, dass Claire ihn bei einer Gegenüberstellung nicht identifizieren wird, stellt er sich der Polizei. Damit ist Mikes Job erst einmal beendet, doch dann lässt er sich auf eine Affäre mit Claire ein, was Ellie nicht verborgen bleibt. Währenddessen haben Venzas Leute einen Auftragskiller ins Spiel gebracht, der die Zeugin endgültig ausschalten soll… 

Kritik: 

Das Drehbuch von Howard Franklin („Der Name der Rose“, „Der Reporter“) gibt eigentlich nicht viel her, um im Kino für spektakuläre Unterhaltung zu sorgen. Die Story des nach einem Gershwin-Song benannten Thrillers „Someone to Watch Over Me“ konzentriert sich vor allem auf die Gegenüberstellung zweier Welten. Was bei „Legende“ noch die Trennung von guten und bösen Mächten war, ist hier das Aufeinandertreffen von Mittelschicht und High Society sowie die Dreiecks-Liebesgeschichte, in die sich der frisch beförderte Detective verwickeln lässt. Der unausgegorene Thriller-Plot wird dabei fast zur Nebensache. 
Was „Der Mann im Hintergrund“ sehenswert macht, sind die schicken Bilder. Im Gegensatz zu „Legende“, wo die häufigen Schnittfolgen verhinderten, dass das Publikum richtig in die Fantasy-Welt der Elfen, Gnome, Einhörner und Waldläufer eintauchen konnte, lassen Scott und sein Kameramann Steven Poster („Rocky V“, „Donnie Darko“) vor allem die oberflächliche Glitzerwelt der Reichen und Schönen in den brillantesten Farben erleuchten. Dass der Film überwiegend nachts spielt, kommt den opulent verglasten und verspiegelten Kulissen und der kunstvoll eingesetzten Beleuchtung sehr entgegen. Dagegen sind die Szenen im Mittelschichts-Milieu eher in der Morgendämmerung angesiedelt, wo eher graue und stumpfe Farben das Setting bestimmen. 
Doch abgesehen von dem überzeugenden Look hat Scotts fünfter Film wenig zu bieten. Die High Society wird als rundherum oberflächlich dargestellt. Auf den Partys wird belangloser Small Talk geführt, Claire demonstriert ihre Muße durch das Hören klassischer Musik und das Blättern in Kunstbüchern, während Mike gelangweilt mit Papierkugeln „Körbe“ wirft. 
Sowohl Mimi Rogers („24 Stunden in seiner Gewalt“, „The Doors“) als auch Tom Berenger („Platoon“, „Der große Frust“) gelingt es nicht, etwas Tiefe in ihren Figuren zu transportieren, was deren Affäre wenig prickelnd erscheinen lässt. Obwohl Lorraine Bracco („GoodFellas“, „Die Sopranos“) weit weniger Szenen hat, hinterlässt sie als leidenschaftliche Ehefrau mit losem Mundwerk den mit Abstand stärksten Eindruck in diesem schick inszenierten, aber allzu vorhersehbaren Thriller. 

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