Rushmore

Auch wenn Wes Anderson mit seinem Regie-Debüt „Bottle Rocket“ an den Kinokassen floppte, wurde er doch durch den von ihm verehrten Filmemacher Martin Scorsese geadelt, der „Durchgeknallt“ – so der deutsche Titel – mit seiner menschlichen Note als eine Rarität betrachtete. Mit seinem nachfolgenden Film „Rushmore“ (1998) bewies Anderson, dass er tatsächlich zu der neuen Garde von Filmemachern wie Spike Jonze, Quentin Tarantino, Paul Thomas Anderson und Steven Soderbergh zählt, die für frischen Wind in Hollywoods Produktionen sorgten. 

Inhalt: 

Im Gegensatz zu den meisten seiner Mitschüler an der renommierten Privatschule Rushmore zählt der fünfzehnjährige Max Fischer (Jason Schwartzman) nicht zu den wohlhabenden Familien, auch wenn er auf Nachfrage stets behauptet, sein als Friseur arbeitende Vater (Seymour Cassel) sei Neurochirurg. Da er sich lieber als Initiator, Präsident und Leiter von unzähligen Projekten wie der Schulzeitung, der Theatertruppe, des Imker-Clubs, der Briefmarken- und Münzensammler und des Fecht-Clubs engagiert, droht er aufgrund seiner schlechten Noten in der 10. Klasse von Schuldirektor Dr. Guggenheim (Brian Cox) von der Schule verwiesen zu werden. Einzig in dem erfolgreichen, aber deprimierten Geschäftsmann Herman Blume (Bill Murray) findet Max einen Freund und Förderer. 
Als Max in der Bibliothek auf ein Buch stößt, in das jemand handschriftlich ein Zitat von Jacques-Yves Cousteau hinterlassen hat, macht er in der verwitweten Vorschullehrerin Rosemary Cross (Olivia Williams) die Urheberin aus und verliebt sich augenblicklich in sie. Zwar hält die Lehrerin Max für einen außergewöhnlichen Jungen, kann aber natürlich seine Gefühle nicht erwidern. Daran ändert auch der ehrgeizige, von Blume unterstützte Plan nichts, auf dem Baseballfeld der Schule ein nicht genehmigtes Großaquarium zu bauen, worauf Max tatsächlich seine Sachen packen und erstmals auf eine staatliche Schule gehen muss. 
Als Max erfährt, dass seine geliebte Lehrerin ausgerechnet mit dem verheirateten Blume eine Liaison eingeht, zettelt der enttäuschte Schüler einen Kleinkrieg mit seinem ehemaligen Freund an… 

Kritik: 

Das Drehbuch, das Wes Anderson wieder mit seinem Freund Owen Wilson geschrieben hat, ist noch vor „Bottle Rocket“ entstanden und verarbeitete sowohl Andersons als auch Wilsons eigene Schulzeit, wobei Wilson tatsächlich auch von der Schule geflogen ist. Mit dem grandios aufspielenden Debütanten Jason Schwartzman hat Anderson einen Darsteller in der Rolle des ebenso aufgeweckten wie verschrobenen Max Fischer gefunden, dem es mühelos gelingt, den Film fast allein auf seinen noch schmalen Schultern zu tragen. Nach dieser geglückten Generalprobe setzte Anderson den Darsteller auch in seinen späteren Filmen wie „Darjeeling Limited“, „Der fantastische Mr. Fox“, „Moonrise Kingdom“ und „Grand Budapest Hotel“ ein. 
An seiner Seite brilliert erstmals in einem Anderson-Film Bill Murray als latent selbstmordgefährdeter Geschäftsmann, der aber Max‘ von Beginn an mit seinem Tatendrang fasziniert. Ergänzt wird dieses unkonventionelle Duo durch die charmant aufspielende Olivia Williams („Postman“, „Peter Pan“), die zum Liebes- und Streitobjekt der beiden ungleichen Freunde wird. 
So versprüht das humorvolle Coming-of-Age-Liebesdrama „Rushmore“ seinen Charme durch Andersons eigenwillige Mischung aus „Harold & Maude“ und den melancholischen „Die Peanuts“-Comic-Strips von Charles M. Schulz, navigiert mit feinsinnigem Witz durch das Minenfeld der Alters- und Klassenunterschiede, wobei das altertümliche Setting und der Soundtrack mit Songs aus den 1960ern von The Who, The Kinks, Donovan, Cat Stevens, The Rolling Stones und John Lennon die Atmosphäre von „Rushmore“ wunderbar abrunden.  

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