Legende

Bereits mit seinen ersten drei Filmen „Die Duellisten“ (1977), „Alien“ (1979) und „Blade Runner“ (1982) demonstrierte der frühere Produktionsdesigner und Werbefilme Ridley Scott, dass er ein Meister des visuellen Stils ist. Dass damit nicht immer auch ein packender Film einhergeht, zeigte das 1985 inszenierte Fantasy-Märchen „Legende“ mit einem jungen Tom Cruise in der Hauptrolle. 

Inhalt: 

Noch fürchtet der Herr der Finsternis (Tim Curry) die zerstörerische Kraft der Sonne, doch hat er bereits einen Plan entwickelt, das Sonnenlicht von der Erde zu verbannen und seine Herrschaft allumfassend zu machen. Dafür müssen allerdings die letzten beiden verbliebenen Einhörner getötet werden, die durch ihre Zauberkraft das Gute in der Welt bewahren. Wenn erst einmal das Horn des letzten Einhorns zerbrochen ist, wird die Welt von Dunkelheit und Kälte heimgesucht. Also schickt der Herr der Finsternis seine hässlichen Kobold-Gehilfen los, die beiden scheuen Tiere zu töten und ihm ihre Hörner zu bringen. Dazu soll die Arglosigkeit der Unschuld ausgenutzt werden, die den reinen Herzen junger Menschen innewohnt. 

Mit der jungen Prinzessin Lili (Mia Sara) und ihrem Geliebten, den Waldläufer Jack (Tom Cruise), haben sie auch schon die idealen Kandidaten gefunden. Als Jack die hübsche Prinzessin zu den beiden Einhörnern führt, ist Lili so verzaubert, dass sie die Gesetze des Waldes missachtet und eins der Einhörner berührt. Die Kobolde töten eines der Einhörner und nehmen Lili gefangen. Sie soll schließlich die Braut des Herrn der Finsternis werden. 

Während dieser versucht, die hübsche Prinzessin zu umgarnen, zu verführen und gefügig zu machen, nimmt Jack mit dem Naturmagier Gump (David Bennent), einigen Waldgnomen und einer Elfe den Weg zum „Großen Baum der Finsternis“ auf sich, um zu verhindern, dass auch das letzte Einhorn getötet wird… 

Kritik: 

Ridley Scott wollte mit „Legende“ die märchenhaften Reiche von Grimm, Andersen und Perrault auf eine Weise zum Leben erwecken, wie es Cocteau mit „La Belle et La Bête“ getan hatte, und wies seinen Drehbuchautoren William Hjortsberg („Angel Heart“) an, die gängigen Klischees wie Drachen, keltisches Zwielicht und Schwerter, die aus Felsen ragen, zu vermeiden, aber die dunklen und hellen Seiten der Geschichte zu bewahren. Zumindest in dieser Hinsicht haben Hjortsberg und Produktionsdesigner Assheton Gorton („Blow Up“, „Revolution“), Kameramann Alex Thomson („Excalibur“, „The Saint – Der Mann ohne Namen“) und die Kunst- und Make-up-Designer überzeugende Arbeit geleistet. 

Vor allem Tim Curry („The Rocky Horror Picture Show“) wirkt wie der Teufel in William Blakes Gemälden und zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die Kulissen sowohl im Märchenwald als auch im Baum der Finsternis sehen zwar großartig aus, vermögen es allerdings nicht, das Publikum so in den Bann zu ziehen, wie es beispielsweise Ron Howards „Willow“ oder Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie vermögen. Statt in den traumähnlichen Szenerien zu verweilen, wechselt Scott allzu schnell von einer Szene zur nächsten, erzeugt so Tempo, aber keine echte Spannung. 

Dafür verläuft der Kampf zwischen Gut und Böse allzu vorhersehbar ohne echte Höhepunkte. Einzig die latent erotische Anziehungskraft, die der Herr der Finsternis auf die gefangene und nicht nur ästhetisch veränderte Prinzessin ausübt, sorgt für etwas psychologische Tiefe in einem ansonsten zwar schick aussehenden, aber oberflächlich inszenierten Fantasy-Drama, in dem die kunstvoll kreierten, aber seelenlosen Figuren öde Plattitüden von sich geben. 

Hätte Scott ein ausgefeilteres Drehbuch zur Verfügung gehabt und etwas mehr Mühe für den Fluss der Geschichte verwendet, wäre aus „Legende“ sicher ein verführerisches Märchen geworden. So tat Scott gut daran, mit seinen nachfolgenden Filmen „Der Mann im Hintergrund“ und „Black Rain“ mal in anderen Genres Erfahrungen zu sammeln.  

"Legende" in der IMDb