Die Tiefseetaucher

Nach seinem noch etwas unausgegorenen Filmdebüt mit „Durchgeknallt“ hat der Autorenfilmer Wes Anderson mit seinen nachfolgenden Werken „Rushmore“ und „The Royal Tenenbaums“ nicht zuletzt mit Hilfe seines Hauptdarstellers Bill Murray eine eigene Handschrift etablieren können. Murray verkörpert auch in Andersons vierten Film „Die Tiefseetaucher“ die einmal mehr skurrile Hauptrolle, wobei er sich von einem famosen Darsteller-Ensemble unterstützt als Dokumentarfilmer Steve Zissou auf die Jagd nach einem Jaguar-Hai macht. 

Inhalt: 

Als der Dokumentarfilmer Steve Zissou (Bill Murray) seinen aktuellen Film vorführt, endet das Werk mit dem Tod seines langjährigen Partners Esteban du Plantier (Seymour Cassel), der während der letzten Expedition von einem mutmaßlichen Jaguar-Hai gefressen worden ist. In der Fortsetzung des Films soll es um die Jagd auf das bisher unbekannte Tier gehen, den einzig Zissou zu Gesicht bekommen haben will. 
Allerdings gestaltet sich wie immer die Finanzierung des Projekts schwierig. Die anhaltende Erfolgslosigkeit hat schließlich auch seine Frau Eleanor (Anjelica Huston) in die Flucht getrieben, die allerdings nach wie vor die organisatorischen Dinge rund um die Expeditionen im Griff hat. Zum einheitlich gekleideten „Team Zissou“ gehören der verschrobene Deutsche Klaus Daimler (Willem Dafoe), der Sicherheitsexperte Pelé dos Santos (Seu Jorge), Anne-Marie Sakowitz (Robyn Cohen), Steves angeblicher Sohn Ned Plimpton (Owen Wilson) und die schwangere Journalistin Jane Winslett-Richardson (Cate Blanchett). 
Schon kurz nach der Abfahrt des Schiffes „Belafonte“ häufen sich nicht nur die finanziellen Probleme, denn Zissou hat keine Skrupel, sich auf hoher See beim hochwertigen Equipment seines langjährigen Widersachers Alistair Hennessey (Jeff Goldblum) zu bedienen, der darüber alles andere als erfreut ist. Als auch noch Piraten die „Belafonte“ in Beschlag nehmen, scheint das Filmprojekt endgültig zu scheitern… 

Kritik: 

Wes Anderson war schon als Junge vom französischen Dokumentarfilmer Jacques-Yves Cousteau (1910-1997) begeistert, der mit seinem Langfilmregiedebüt „Die schweigende Welt“ 1956 mit der Palme d’or in Cannes ausgezeichnet worden ist. Anderson erwähnt Cousteau nicht nur ausdrücklich im Abspann von „Die Tiefseetaucher“, sondern lässt seine Figur Steve Zissou ebenso mit blauem Hemd und roter Strickmütze auflaufen, wie man das Outfit von Cousteau kennt. 
Anderson ging bereits seit über vierzehn Jahren mit der Idee eines Films schwanger, der von Cousteaus Figur inspiriert ist und sich um eine exzentrische Familie auf See drehen sollte. Exzentrische Figuren sind seit „Durchgeknallt“ der Dreh- und Angelpunkt in Andersons Filmen, da macht „Der Tiefseetaucher“ keine Ausnahme. Dabei vereint Anderson ein wirklich tolles Darsteller-Ensemble, in dem der großartige Bill Murray („Lost in Translation“, „Broken Flowers“) als eigensinniger wie chaotischer Expeditionsleiter und Dokumentarfilmer ganz klar das Aushängeschild von „Die Tiefseetaucher“ darstellt. Aber auch Willem Dafoe als aufmerksamkeitsheischender Deutscher, Angelica Huston als herrische Organisatorin und Cate Blanchett als schwangere Reporterin, die sowohl von Zissou selbst als auch von dessen vermeintlichen Sohn umgarnt wird, bringen ordentlich Pep in Andersons Abenteuer. 
Die Story gerät nicht zuletzt wegen der ausgefeilten Sets fast in den Hintergrund. Die Unterwasser-Fabelwesen, die Anderson seinem Publikum in bunten Farben präsentiert, faszinieren ebenso wie die Inneneinrichtung der „Belafonte“, die Anderson den Zuschauern wie einen Setzkasten vorführt. In den Szenenwechseln trällert Seu Jorge mit seiner Gitarre französische Cover-Versionen von David-Bowie-Songs, während Komponist Mark Mothersbaugh teils orchestrale, teils unterhaltsame elektronische Klänge zum Film beisteuert. 
So ist es am Ende weniger die Story, die zum Gelingen des Films beiträgt, als die wunderbaren, oft sehr warmherzigen Figuren und ihre Darsteller sowie das Anderson-typische Produktionsdesign, die „Die Tiefseetaucher“ zu einem filmischen Erlebnis machen.  

Kommentare

Beliebte Posts