Darjeeling Limited

Wie wichtig das Thema Familie im Filmuniversum von Wes Anderson ist, hat bereits „The Royal Tenenbaums“ bewiesen, aber Anderson arbeitet auch in seinen Werken gern mit einem Stammkader, zu dem Kameramann Robert Yeoman und Music Supervisor Randall Poster ebenso zählen wie die Schauspieler Owen Wilson, Jason Schwartzman, Bill Murray und Anjelica Huston, die – nicht immer, aber doch sehr oft – zu den großen Wiedererkennungsmerkmalen von Wes Andersons Oeuvre gehören. Mit seinem fünften Film „Darjeeling Limited“ präsentierte der Autorenfilmer 2007 ein ganz eigenwilliges Road Movie zwischen Familienzusammenführung und spiritueller Suche. 

Inhalt: 

Nach dem Tod ihres Vaters haben sich die drei Brüder Francis (Owen Wilson), Peter (Adrien Brody) und Jack Whitman (Jason Schwartzman) ein Jahr lang aus den Augen verloren. Francis ist nach einem selbstverursachten Motorradunfall für kurze Zeit tot gewesen und hat danach beschlossen, die Familie wieder zusammenzuführen und mit seinen beiden Brüdern ihre Mutter (Anjelica Huston) in Indien zu besuchen. Mit Hilfe seines Assistenten (Wally Wolodarsky) hat der gut betuchte, aber im Gesicht stark bandagierte Francis ein großes Abteil im Schlafwagen der Ersten Klasse des „Darjeeling Limited“ gebucht und begrüßt seine beiden Brüder, die noch nichts davon ahnen, dass sie sich auf dem Weg zu ihrer Mutter befinden. 
Doch Peter und Jack tragen ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum. Jack kommt direkt von einem Frankreich-Trip, wo er sich im „Hotel Chevalier“ vor seiner Ex-Freundin (Natalie Portman) versteckte, die ihn aber trotzdem fand und mit ihm eine leidenschaftliche Nacht verbrachte, so dass er wieder total an ihr hängt und sie von unterwegs ständig anzurufen versucht. Peter wiederum wird in wenigen Wochen Vater und spielt mit dem Gedanken, sich vor der Verantwortung zu drücken. Der kontrollsüchtige Francis sammelt die Pässe seiner Brüder ein und bestellt im Zugrestaurant für seine beiden Brüder mit, moniert sich zudem darüber, dass Peter die Erbstücke des Vaters wie die Sonnenbrille, den Rasierer und die Autoschlüssel des defekten Porsches allein benutzt, obwohl alle drei Anspruch auf die Erbstücke des Vaters hätten. 
Jack verliebt sich in die Boardstewardess (Amara Karan), Peter kauft sich während eines längeren Aufenthalts des Zuges eine Giftschlange, die ihrem Behältnis entkommt und so dafür sorgt, dass die drei Brüder den Zug verlassen müssen. Als sie Zeuge werden, wie drei Jungen mit ihrem Floß kentern, kommt es zur Katastrophe. Während Francis und Jack je einen Jungen retten können, stößt der dritte Junge mit einem Felsen zusammen und stirbt. Als sie im Heimatdorf der Jungen von der Familie zum Gedenkgottesdienst eingeladen werden, lernen die drei Brüder, worauf es im Leben wirklich ankommt… 

Kritik: 

Anderson, der selbst einer von drei Brüdern ist, hat das Drehbuch zu „The Darjeeling Limited“ erstmals mit Roman Coppola und dem ebenfalls aus der Coppola-Familie stammenden Jason Schwartzman (Neffe von Francis Ford Coppola, Cousin von Sofia Coppola und Nicolas Cage) geschrieben. Sein Road Movie erinnert zwar zunächst ein wenig an die Odyssee von Steve Zissou in „Die Tiefseetaucher“, doch schwingen in dieser Komödie auch ernstere Töne mit, wie der Zwischenfall mit den drei Jungen zeigt. Bis dahin müssen Francis, Peter und Jack erst einmal wieder mühsam zueinander finden. 
Die identisch designten Koffer, mit denen sie reisen und in denen sie den Ballast ihres Lebens zu verstauen scheinen, stellen zunächst das einzige Verbindungsglied zwischen ihnen dar. Mit gemeinsam getroffenen Vereinbarungen soll die alte Familienbande wieder gestärkt werden. Unterwegs geben sie sich ihren jeweils eigenen Marotten hin, betäuben sich mit Hustensaft und rezeptfreien indischen Schmerzmitteln, rauchen verbotenerweise im Abteil und bewahren zunächst noch ihre jeweiligen Geheimnisse. 
Als Reminiszenz an Jean Renoirs „The River“ (1952) erzählt Anderson von einer spirituellen Sinnsuche, auf der sich vor allem die drei Brüder wieder näherkommen. Owen Wilson, seit Andersons Debüt „Bottle Rocket“ mit an Bord, Adrien Brody und Jason Schwartzman überzeugen als drei Brüder, die ihr Leben irgendwie ohne den verstorbenen Vater und die abwesende Mutter meistern müssen und dabei die Stärke ihrer Gemeinschaft kennenlernen. Anjelica Huston und Bill Murray bleiben nur Kleinstrollen, machen das vertraute Anderson-Universum aber komplett. 
Dazu zählen einmal mehr der grandiose Soundtrack mit vielen Sixties-Perlen und die farbenfrohen Vintage-Bilder, mit denen Robert Yeoman den Road Trip eingefangen hat. So stellt „The Darjeeling Limited“ ein weiteres Highlight in der Filmographie des Wunderkindes Wes Anderson dar.  

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