Fool for Love
Mit Filmen wie „Ein kalter Tag im Park“, „M.A.S.H.“, „McCabe & Mrs. Miller“, „Spiegelbilder“, „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ und „Nashville“ avancierte Robert Altman zu einem Aushängeschild der New-Hollywood-Bewegung, doch büßte er seinen guten Ruf bis in die 1980er Jahre hinein mit teilweise fürs Fernsehen gedrehten Auftragsarbeiten wieder ein. Bis zu seinem grandiosen Comeback mit dem Ensemble-Drama „The Player“ (1992) ließen nur wenige Filme von Altman aufhorchen, etwa die 1985 adaptierte Version des Theaterstücks „Fool for Love“ von Sam Shepard, der nicht nur das Drehbuch für den Film schrieb, sondern auch eine der Hauptrollen übernahm.
May (Kim Basinger) lebt und arbeitet in dem Motel „El Royale“ im Südwesten der USA. Nachdem sie das Restaurant abgeschlossen hat, bereitet sie sich in ihrem kleinen Motel-Apartment auf den Kinobesuch mit ihrem Freund Martin (Randy Quaid) vor, doch die unerwartete Ankunft ihres Ex-Lovers Eddie (Sam Shepard) wirft ihre Pläne umgehend über Bord. Zunächst versteckt sie sich im Badezimmer, doch Eddie verschafft sich gewaltsam Zugang zu ihrem Apartment und lässt keine Zweifel daran, dass er May zurückgewinnen will.
Die verunsicherte Köchin hat sich von dem erfolglosen Rodeo-Reiter nach fünfzehnjähriger Beziehung getrennt, als er eine Frau kennengelernt hat, die nur als „Die Gräfin“ bezeichnet wird. Ein alter Mann (Harry Dean Stanton), der in einem alten Wohnwagen hinter dem eigentlichen Motel haust, wird Zeuge des emotionalen Hick-Hacks zwischen May und Eddie und schließlich zu einer zentralen Figur in der Auseinandersetzung.
Schließlich ist er nicht nur Mays, sondern auch Eddies Vater, was die beiden Ex-Geliebten erst erfahren haben, nachdem sie eine intime Beziehung eingegangen waren. Als Martin ankommt, erfährt er von den drei Beteiligten ganz unterschiedliche Versionen ihrer Familiengeschichte…
Kritik:
Sam Shepard hat bereits Mitte der 1960er Jahre als Dramatiker begonnen, bevor er ab den 1970er Jahren auch als Schauspieler in Filmen wie „Tage des Himmels“, „Frances“, „Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Homo Faber“ und „Magnolien aus Stahl“ Karriere machte. Sein 1983 entstandenes Theaterstück „Fool for Love“ hat er für Altmans Film selbst adaptiert und die Hauptrolle des abgehalfterten Cowboys Eddie übernommen.
Altman hat das Stück als Kammerspiel mit einem sehr kleinen, aber großartigen Ensemble inszeniert, wobei er das Set am Motel nur für die Rückblenden verlässt. „Fool for Love“ erzählt zunächst die Geschichte zweier Menschen, die sich einmal geliebt haben, aber als Halbgeschwister keine Zukunft miteinander haben, womit sich vor allem Eddie nicht abfinden will. Doch jenseits des Hauens und Stechens zwischen May und Eddie geht es in „Fool for Love“ auch um verlorene Träume.
Eddie, der davon überzeugt ist, dass nur Cowboys echte Männer seien, fährt als erfolgloser Rodeo-Reiter etwas ziellos mit seinem heruntergekommenen Truck und dem Pferdeanhänger durch die Lande, betont, dass er über zweitausend Meilen zurückgelegt habe, um May wiederzusehen. Die großen Träume sind ausgeträumt. May, Eddie und dem alten Mann bleiben nur noch die Erinnerungen, die – wie die Rückblenden zeigen – auch noch schöngefärbt sind.
In den immer wieder auch gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen May und Eddie kommt der ganze Frust über das persönliche Unglück zum Ausdruck. Das ehemalige Model Kim Basinger, das zuvor nur in Fernsehserien und -filmen sowie am bekanntesten auch in „Sag niemals nie“ zu sehen war, machte in „Fool for Love“ erstmals als ernsthafte Schauspielerin auf sich aufmerksam und ist den ebenfalls stark spielenden Harry Dean Stanton („Paris, Texas“, „Lucky“) und Sam Shepard mindestens ebenbürtig.
„Fool for Love“ ist keins von Altmans Meisterwerken, aber immerhin ein intensiv gespieltes und überlegt inszeniertes Kammerspiel über gescheiterte Träume und verlorene Liebe.
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