The Batman

Seit seinem Überraschungserfolg mit dem Science-Fiction-Action-Thriller „Cloverfield“ (2008) ist Matt Reeves der Mann für Remakes und Reboots. Nach „Let Me In“ (2010), dem atmosphärisch dichten Remake des skandinavischen Horror-Dramas „Let the Right One In“, verpasste er dem „Planet der Affen“-Franchise mit „Planet der Affen: Revolution“ (2014) und „Planet der Affen: Survival“ (2017) eine geglückte Frischzellenkur. Aber braucht es tatsächlich ein Reboot von „Batman“? Schließlich hat Christopher Nolan mit seiner „The Dark Knight“-Trilogie (2005-2012) eigentlich alles zum Thema beigetragen. Mit „The Batman“ präsentiert Reeves allerdings tatsächlich einige neue Facetten des Superhelden im Fledermauskostüm. 

Inhalt: 

Im Kampf gegen Korruption und Verbrechen in Gotham City steht der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) alias The Batman auf fast verlorenem Posten. Während der amtierende Bürgermeister Don Mitchell (Rupert Penry-Jones) gegen seine schwarze Herausforderin Bella Reál (Jayme Lawson) um seine Wiederwahl bangt, dringt ein unbekannter Maskierter in sein Haus ein, schlägt den Mann tot, schneidet ihm den Daumen ab und hinterlässt eine rätselhafte Nachricht für The Batman. Der taucht wenig später mit Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright) am Tatort auf. Während Gordons – oft korrupte - Kollegen wenig erbaut über die Anwesenheit des selbsternannten Vigilanten sind, bilden der Cop und der maskierte Rächer ein gut funktionierendes Team. 
Doch auch wenn das Ermittler-Duo mit Hilfe von Waynes Butler Alfred Pennyworth (Andy Serkis) den Code des Riddlers (Paul Dano) knacken, können sie nicht verhindern, dass mit Staatsanwalt Gil Colson (Peter Sarsgaard) bereits das nächste Opfer auf der Liste des Riddlers steht. Gordon und Batman bleibt nicht viel Zeit, das neue Rätsel zu lösen und die Bombe zu entschärfen, die der in den sozialen Medien gefeierte Riddler dem korrupten Staatsdiener um den Hals geschnallt hat. Währenddessen treibt die Nachtclub-Angestellte Selina Kyle als Catwoman (Zoë Kravitz) ihren eigenen Rachefeldzug gegen Mafiaboss Carmine Falcone (John Turturro) voran. Oswald Cobblepot wiederum sieht als Pinguin (Colin Farrell) seine Chance, das Machtvakuum in der Stadt für sich zu nutzen… 

Kritik: 

In ihrem Drehbuch zu „The Batman“ haben Matt Reeves und sein Co-Autor Peter Craig („Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 & 2“, „Top Gun: Maverick“) zwar auch die Wurzeln der Geschichte von Bruce Wayne berücksichtigt, wie er zum Waisen geworden ist, aber die Story des wohltätigen Vaters bekommt hier ebenso dunkle Schattierungen verpasst, wie The Batman selbst nicht als der strahlende Superheld im Kampf gegen das Verbrechen präsentiert wird. Es ist ein düsteres, verregnetes und verkommenes Gotham, in das der Zuschauer von Beginn an eintaucht. 
Bruce Wayne lebt zurückgezogen mit seinem treuen Butler Alfred in der protzigen Familien-Villa und ist selbst für die Gegenkandidatin bei der Bürgermeisterwahl nicht zu erreichen. Selbst bei seinen nächtlichen Ausflügen treibt er sich als The Batman vornehmlich in den Schatten herum und muss in den Nahkämpfen gegen die Kriminellen der Stadt immer wieder selbst Prügel einstecken. 
Tatsächlich steht weniger Batmans Kampf gegen das von Mafiaboss Carmine Falcone organisierte Verbrechen in Gotham City im Vordergrund, sondern die Auflösung des Geheimnisses um die Identität des Riddlers. Der ist im Gegensatz zu Jim Carreys Darstellung in Joel Schuhmachers „Batman Forever“ keine groteske Clownsfigur, sondern ein waschechter Psychopath, der die Strahlkraft der (sozialen) Medien nutzt, um seinen eigenen Kampf gegen die Korruption in Gotham City publik zu machen. 
In „The Batman“ geht es weniger um Batmans Geschichte selbst, sondern um seine Jagd nach dem Riddler, die Reeves als klassische Mörderhatz inszeniert hat, bei der man sich stark an David Finchers „Sieben“ erinnert fühlt. Die Art und Weise, wie der Riddler schließlich seine Opfer aus dem Weg räumt, rückt sogar in die Nähe von Torture-Porn-Klassikern wie „Saw“, ohne die Zerstücklung der Körper so explizit zu demonstrieren. Reeves und sein Kameramann Greig Fraser („Star Wars: Rogue One“, „Dune“) haben für den moralischen Sumpf, in dem Gothams Bewohner waten, einen schön schmutzigen Look kreiert, in dem Dunkelheit und Regen die Atmosphäre prägen. 
Über die Spiellänge von knapp drei Stunden schlagen diese düsteren Bilder schon etwas aufs Gemüt, zumal sich dabei einige Längen einschleichen. Für Lichtblicke sorgen dabei aber neben den Action-Sequenzen wie Batmans Verfolgung des Penguins in seinem Batmobil vor allem die Schauspieler. Robert Pattinson („Cosmopolis“, „Der Leuchtturm“) macht als Detektiv im Fledermauskostüm, der dunkle Geheimnisse auch in seiner eigenen Geschichte aufdecken muss, eine gute Figur, aber der eigentlich Star ist Zoë Kravitz („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, „Kimi“) als sexy Catwoman, die ihrem männlichen Pendant schon die eine oder andere Szene stiehlt. 
Am Ende ist „The Batman“ eine interessante Ergänzung zum bisherigen „Batman“-Filmuniversum, wirkt Batman hier doch wie nie zuvor wie eine tragische Gestalt, die weniger ein Superheld als ein zweifelnder Mensch ist, der das Richtige tun will. 

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