Am allerschönsten
Mit seinem ersten eigenverantwortlich realisierten Spielfilm „Die Legende vom großen Judo“ (1943) traf Akira Kurosawa offensichtlich nicht nur den Nerv der Zeit, sondern erwirkte auch die Aufmerksamkeit der japanischen Regierung, die alles daransetzte, bei der eigenen Bevölkerung im Krieg gegen die USA und Großbritannien für Unterstützung zu werben. So wurde Kurosawa kurzerhand für einen Propagandafilm engagiert, der genau diese moralische Überzeugungsarbeit leisten sollte. Insofern darf „Am allerschönsten“ (1944) auch nicht zu kritisch bewertet werden, stellt immerhin ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument dar.
Inhalt:
Um die japanischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs im Kampf gegen die USA und Großbritannien zu unterstützen, ruft der Direktor einer Präzisionsoptikfabrik in Hiratsuka die Belegschaft dazu auf, sich noch mehr ins Zeug zu legen. Von den Männern wird eine Steigerung der Produktivität um 100%, von den Frauen eine von 50% verlangt. Die freiwilligen Arbeiterinnen unter Führung der engagierten Vorarbeiterin Tsuru Watanabe (Yoko Yaguchi) sind davon alles andere als begeistert. Sie trauen sich durchaus zu, wenigstens 75% mehr als zuvor leisten zu können.
Die in einem Wohnheim lebenden Mädchen singen jeden Tag auf dem Marsch zur Arbeit Lieder über Japans Größe und leben gern getrennt von ihren Eltern, da sie so am besten ihrem Land dienen können. Als eines der Mädchen erkrankt, wird es von seinen Eltern abgeholt, was sie über die Maße beschämt, weiß sie doch, dass ihre Kolleginnen ihr Pensum auffangen müssen.
Später fällt ein Mädchen vom Dach und wird schwer verletzt. Dennoch sagt sie, sie sei froh, dass sie sich nicht die Hände verletzt habe und auf Krücken zur Arbeit kommen werde. Ihre Produktivität nimmt ab, die Mädchen wissen, dass ihr Ruf auf dem Spiel steht und sie müssen härter arbeiten. Eines der Mädchen wiederholt das Motto des Direktors: „Man kann seine Produktivität nicht steigern, ohne seinen Charakter zu verbessern.“
Watanabes Mutter wird krank, ihr Vater schreibt, dass sie unter keinen Umständen nach Hause kommen solle, und ihre Mutter möchte, dass sie weiterarbeitet, da ihr Job zu wichtig sei, um ihn aufzugeben. Als die Produktivität der Mädchen nachlässt, muss sich die Führungsetage etwas einfallen lassen, um die besorgniserregende Entwicklung zu stoppen…
Kritik:
Eigentlich war Akira Kurosawa von der Marine ausgewählt worden, einen Actionfilm über Zero-Kampfflugzeuge zu drehen. Doch da es unwahrscheinlich schien, dass die Marine Flugzeuge für einen Film entbehren würde, und sich deutlich abzeichnete, dass Japan den Krieg verlieren würde, drehte Kurosawa stattdessen ein patriotisches Moralstück, das er mit einem semidokumentarischen Ansatz umsetzte. Der Film wurde vor Ort in der Fabrik von Nippon Kogaku in Hiratsuka gedreht, wo er die Schauspielerinnen leben und arbeiten ließ und ein Pfeifen- und Trommelkorps bildete.
„Am allerschönsten“ beschränkt sich nur darauf, wie die jungen Mädchen das hochgesteckte Ziel der Firmenführung erreichen will, die Männer werden komplett ausgeblendet und treten nur in der Führungsetage auf. Dabei zeigen sie sich trotz der ambitionierten Zielsetzung fürsorglich und verständnisvoll, wenn es um persönliche Angelegenheiten, Krankheiten und Krisen ihrer Arbeiterinnen geht. Den Fokus legt der Film auf den unermüdlichen Arbeitseinsatz der Mädchen, die sich von der Krankheit einiger Kolleginnen nur kurz aus dem Konzept bringen lassen, um durch gemeinschaftliche Aktionen wie Volleyball die allgemeine Stimmung anzuheben und wieder die Produktionszahlen zu steigern. Der propagandistische Ton der Erzählung schält sich früh heraus und wird konsequent bis zum Ende durchgehalten. Für Kurosawa, der diesen Film zu seinen liebsten zählt, scheint „Am allerschönsten“ letztlich nur eine Fingerübung gewesen zu sein, denn emotional weiß der Film kaum zu berühren.
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