Kein Bedauern für meine Jugend

Da Akira Kurosawa just kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – zunächst als Drehbuchautor und Regieassistent - seinen Einstand in der japanischen Filmindustrie feierte, waren seine ersten Filme auch durch den Einfluss zunächst des japanischen Politapparats, dann durch die US-amerikanische Übergangs-Administration geprägt. Während Kurosawas Zweitwerk „Am allerschönsten“ (1944) noch moralische Aufbauarbeit für Japans Bevölkerung und Soldaten im Kampf gegen die Amerikaner und Briten leisten sollte, standen zwei Jahre später bei „Kein Bedauern für meine Jugend“ bereits die demokratischen Werte des Westens mit seinem individualistischen Weltbild im Vordergrund. 

Inhalt: 

Yukie (Setsuko Hara), die verwöhnte und reichlich naive Tochter des Professors Yagihara (Denjirô Ôkôchi), wird von zwei seiner Studenten, Ryukichi Noge (Susuma Fujita) und Itokawa (Akitake Kono), umworben, kann sich aber nicht zwischen ihnen entscheiden. Als Professor Yagihara wegen seiner liberalen Ansichten vom Hochschuldienst in Kyoto suspendiert wird, schließt sich Noge einer links-demokratischen Studentenorganisation an und wird bei einer Demonstration verhaftet, während Itokawa sich abwendet und als Staatsanwalt in den Staatsdienst eintritt. 
Yukie verlässt ihr Elternhaus und zieht nach Tokio, um ihren eigenen Weg zu finden, arbeitet bei verschiedenen Handelsunternehmen und trifft nach drei Jahren überraschend Itokawa begegnet, welcher inzwischen verheiratet ist. Er bringt sie mit Noge zusammen, der auch in Tokio lebt und sich offensichtlich von seinen radikalen politischen Idealen verabschiedet zu haben scheint. Nach ihrer Heirat wird Noge wegen seines politischen Engagements erneut, diesmal zusammen mit Yukie, verhaftet und stirbt im Gefängnis unter Fremdeinwirkung. 
Als Yukie entlassen wird, sucht sie Noges Eltern auf, die als Reisbauern in einem Dorf wie Aussätzige leben. Denn auf Grund der politischen Aktivitäten ihres Sohnes werden beide in der Dorfgemeinschaft gemieden und zum Teil tyrannisiert. Yukie gewinnt durch harte Arbeit und unerschütterlichen Willen schließlich die Anerkennung beider und schafft es, ihren Charakter zu stärken… 

Kritik: 

Eigentlich wollte Kurosawa mit seinem ersten nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstandenen Film „Kein Bedauern für meine Jugend“ Kritik an der politischen Unterdrückung durch das japanische Regime im Zweiten Weltkrieg ausüben, wobei er reale Ereignisse wie den „Takigawa-Vorfall“ sowie das Schicksal des Kriegsspions Hotsumi Ozaki einfließen ließ, aber auch seine eigenen Erfahrungen mit der inländischen Zensur. Allerdings musste das Drehbuch vor allem durch die Auflagen der US-amerikanischen Übergangs-Administration mehrmals umgeschrieben werden. 
Dass Kurosawa eine Frau als Hauptfigur etabliert hat, wurde bei der Veröffentlichung des Films ebenso kritisch aufgenommen wie seine kontroversen Themen. 
„Kein Bedauern für meine Jugend“ beginnt im Jahr 1933 und mit den semi-dokumentarisch aufbereiteten brutalen Übergriffen der Faschisten auf Studentendemonstrationen. Tatsächlich wurde damals an der Universität Kyotos ein Jura-Professor wegen marxistischer Ansichten suspendiert, worauf die anschließenden Demonstrationen der Studenten oft brutal niedergeschlagen wurden. 
Doch der politische Ton des Auftakts und der hitzigen Diskussionen, die Yukies Vater mit seinen Studenten führt, weicht schnell der Liebesgeschichte zwischen Noge und Yukie, wobei in einzelnen Szenen und Gesprächen immer wieder kritisch Stellung gegen den Faschismus bezogen wird. Die eingangs so verwöhnt und tagträumend wirkende Yukie lernt durch ihre Liebe zu dem nonkonformistischen Noge den beschwerlichen Weg zu einem selbstbestimmten Leben kennen. Eindringlich beschreibt Kurosawa, wie Yukie den tyrannisierten Eltern ihres getöteten Mannes bei der Arbeit hilft und dabei die schwersten Strapazen des Reisanbaus auf sich nimmt, sich nicht durch Fieber und Erschöpfung von ihrer Mission abbringen lässt. 
Yukie wird so zur Symbolfigur für die Demokratisierung Japans, aber abgesehen von der politischen Intention ist es Kurosawa auch gelungen, die im japanischen Kino zuvor nie so deutlich gezeigten Gefühle der japanischen Jugend zu thematisieren. 
Auch wenn Kurosawa noch längst nicht seine eigene Bildsprache gefunden hat, zeigen geschickte Überblendungen oder eindrucksvolle Nahaufnahmen von Gesichtern, die die unterschiedlichsten Gefühle zum Ausdruck bringen, bereits seine Fertigkeiten mit der Kamera. 

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