Zatoichi Challenged

Mit dem 17. Film in der 1962 gestarteten „Zatoichi“-Filmreihe, die auf einer Kurzgeschichte von Kan Shimozawa basiert, zeigt sich sehr deutlich, dass dem Daiei-Filmstudio langsam die Ideen ausgehen, die Geschichte des durch die Lande wandernden blinden Masseurs und exquisiten Schwertkämpfers Ichi originell weiterzuspinnen, denn mittlerweile werden die bereits etablierten Plot-Bestandteile nur noch auf allzu vertraute Weise miteinander kombiniert und variiert. Immerhin konnte für „Zatoichi Challenged“ (1967) mit Kenji Misumi („Okami: Das Schwert der Rache“, „Ken“) ein Meister des Genres verpflichtet werden, der bereits den ersten Film „The Tale of Zatoichi“ realisiert hatte. 

Inhalt: 

Als Ichi (Shintaro Katsu) auf seiner Wanderung durch das Land in einer heruntergekommenen Herberge ein bereits besetztes Zimmer zugewiesen bekommt, lernt er die sterbenskranke Mine (Midori Isomura) und deren sechsjährigen Sohn Ryota kennen. Bevor Mine ihren letzten Atemzug tätigt, bittet sie den blinden Masseur, Ryota nach Maebara zu bringen, wo dessen Vater Shokichi als Künstler arbeitet. Natürlich nimmt sich Ichi des Jungen an und trifft auf dem Weg nach Maebara auf Eine Schauspielertruppe, die von der bildschönen Tomoe (Yukiji Asaoka) angeführt wird. 
Sie lädt Zatoichi und den Jungen ein, die Truppe auf ihrem Wagen zu begleiten. Außerdem macht Ichi unterwegs auch die Bekanntschaft mit dem geheimnisvollen Samurai Tajuro Akatsuka (Jushiro Konoe). In Maebara erfährt Ichi, dass Shokichi (Takao Ito) von den Yakuzas von Boss Gonzo (Asao Koike) festgehalten wird, um für die Gangster erotisch-pornografische Illustrationen unter der Verwendung von Gold und Silber zu erstellen, die diese dann teuer an korrupte Offizielle und Lehnsherren illegal veräußern. Als sich erneut die Wege von Ichi und Akatsuka kreuzen, pflegen die beiden Männer einen respektvollen Umgang miteinander, doch ahnt Ichi noch nicht, dass Akatsuka als Agent des Shogunats unterwegs ist, der die illegalen Machenschaften aufklären und alle Beteiligten töten soll. 
Mit der Unterstützung der tapferen Gesellschaftsdame Sen (Mikiko Tsobouchi) gelingt es Ichi, Shokichi zu befreien, doch bevor Ichi Vater und Sohn zusammenführen kann, haben die Yakuzas Ryota zusammen mit der jungen Mitsu (Miwa Takada) in ihre Gewalt gebracht, die den Jungen zwischenzeitlich in Obhut genommen hat. 

Kritik:

An Regisseur Kenji Misumi liegt es sicher nicht, dass „Zatoichi Challenged“ gegenüber den vorangegangenen „Zatoichi“-Filmen qualitativ etwas abfällt. Es ist eher das ideenlose Drehbuch des überaus produktiven Ryozo Kasahara („Hotaru no hikari“, „Kamikaze Okinawa Zero“), an dem der Film schwächelt. Nach der Eröffnungsszene, in der sich Ichi und Akatsuka erstmals begegnen, muss Ichi einmal mehr den letzten Wunsch eines sterbenden Menschen erfüllen, in diesem Fall einen Jungen zu seinem Vater bringen, dessen künstlerisches Talent für kriminelle Machenschaften missbraucht wird, denn pornografische Darstellungen waren unter Todesstrafe verboten. 
Dieser Aspekt der Geschichte hätte durchaus intensiver thematisiert werden können, stattdessen konzentriert sich der Plot wie gewohnt auf die skrupellose Art der Gangster-Bosse, ihre Interessen durchzusetzen, bis Ichi sich natürlich ein Herz fasst und mit seinem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn für Ordnung sorgt und die Yakuzas reihenweise dezimiert, bis es zum sehenswerten Showdown kommt, in dem es Ichi endlich mal mit einem gleichwertigen Gegner zu tun bekommt. Jushiro Konoe („Akô rôshi“, „Rônin-gai“) überzeugt als undurchsichtiger Samurai, der scheinbar ohne einen Meister unterwegs zu sein scheint, aber das herausragende Qualitätsmerkmal auch von „Zatoichi Challenged“ ist natürlich Ichi-Darsteller Shintaru Katsu, der seine Rolle bereits mit dem ersten „Zatoichi“-Film verinnerlicht hat. Misumi verwendet immer wieder Nah- und Großaufnahmen, um beispielsweise Ichis Ohr dabei zu zeigen, wie sich die Ohrmuschel in Richtung eines leisen Geräuschs zuwendet, oder Ichis Konzentration einzufangen, wenn er sich auf einen Schwertkampf vorbereitet. Das ist handwerklich alles solide gelöst und von Akira Ifukube auch musikalisch interessant untermalt, doch wirklich fesselnd ist der 17. Film der erfolgreichen Chanbara-Reihe nicht. 

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