Der Fall Serrano

Nachdem Georges Lautner in den 1960er Jahren mit Filmen wie „Der siebte Geschworene“ (1962) und „Der Bulle“ (1968) auf sich aufmerksam gemacht hatte und bevor er die populären Belmondo-Vehikel „Der Windhund“, „Der Puppenspieler“, „Der Profi“ und „Fröhliche Ostern“ in Szene setzte, drehte er mit Superstar Alain Delon die beiden Filme „Eiskalt wie das Schweigen“ (1974) und „Der Fall Serrano“ (1977). Gerade der letztgenannte Krimi zählt zu den besten Werken, in denen Delon in den 1970er Jahren mitwirkte, und hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. 

Inhalt: 

Der prominente Anwalt Xavier „Xav“ Maréchal (Alain Delon) bekommt am frühen Morgen Besuch von seinem Freund, dem Parlamentarier Philippe Dubaye (Maurice Ronet), der ihm aufgeregt gesteht, dass er am vergangenen Abend den Politiker Serrano in seinem Büro erschlagen habe, da dieser ihn mit einer Akte erpressen wollte. Maréchal erklärt den ermittelnden Kommissaren Moreau (Michel Aumont) und Pernais (Jean Bouise) gegenüber, dass er den ganzen Abend mit Dubaye und seiner Frau Christiane (Stéphane Audran) verbracht habe, was Moreau sehr wundert, denn zu der angegebenen Zeit hätte Dubaye bei Serrano einen Termin gehabt. Neugierig geworden drängt Maréchal seinen Freund, ihm die volle Wahrheit zu sagen. 
Tatsächlich habe Dubaye die brisante Akte an sich genommen und in der Wohnung seiner Geliebten Valérie (Ornella Muti) versteckt. Als Maréchal zusammen mit dem Parkwächter Kébir in dessen Wagen die Akte sichern will, werden sie von Killern verfolgt. Kurze Zeit später ist Dubaye tot – und Maréchal lässt nicht locker, um seinen Mörder zu finden. Mit der Akte in seinem Besitz bekommt er von dem Politiker Fondari (Julien Guiomar) und dem Anwaltskollegen Lacor (Daniel Ceccaldi) verlockende Angebote. Viele sind offenbar hinter der Akte her, auch ein rätselhafter Ausländer namens Tomski (Klaus Kinski)… 

Kritik: 

Nach Raf Vallets Roman „Mort d’un pourri“ inszenierte der routinierte Lautner einen extrem zynischen Thriller, der dem Publikum den Eindruck vermittelt, Korruption in der Politik und in der Justiz seien an der Tagesordnung, und zwar in einem Maße, dass man schon mal den Überblick verliert, wie tief und weit der Sumpf eigentlich reicht. 
Alain Delon macht sich in der Rolle des wahrheitssuchenden und unerschrockenen Anwalts sehr gut. Er darf mit der von der gerade mal 22-jährigen attraktiven Ornella Muti („Eine Liebe von Swann“, „Chronik eines angekündigten Todes“) gespielten Válerie als Wahrer der Aufrichtigkeit nach und nach die Beziehungen zwischen den korrupten Politikern und Polizisten aufdecken und sie der Gerechtigkeit überführen, ohne dass man am Ende als Zuschauer das Gefühl bekommt, dass der allgemein üblichen und geduldeten Bestechlichkeit ein für alle Mal ein Riegel vorgeschoben worden sei. 
Lautner muss gar nicht zu sehr ins Detail gehen, um die tiefe Verwurzelung und Verästelung der Korruption in öffentlichen Ämtern zu thematisieren. Die Andeutungen, wer sich überhaupt bestechen lässt, egal in welchem Umfang, reicht bereits aus, um sich eine ungefähre Vorstellung von dem Ausmaß an fehlgeleiteten Geldern machen zu können. 
„Der Fall Serrano“ wartet mit spritzigen Dialogen, satter Action und vor allem mit einem grandiosen Jazz-Score von Philippe Sarde auf, den Stan Getz sowohl mit seinem eigenen Quartett als auch mit Streichern des London Symphony Orchestra eingespielt hat. 

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