Im Sumpf des Verbrechens

Arne Glimcher ist eher als Produzent („Staatsanwälte küsst man nicht“, „Gorillas im Nebel“) denn als Regisseur bekannt geworden. Nach seinem durchaus beachtenswerten Regiedebüt mit „Mambo Kings“ (1992) nahm er sich 1995 des Thrillers „Just Cause“ von John Katzenbach („Das Tribunal“, „Der Psychiater“) an und konnte dafür James-Bond-Legende Sean Connery und Laurence Fishburne für die Hauptrollen gewinnen. 

Inhalt: 

Nachdem sich Paul Armstrong (Sean Connery), Juraprofessor an der Harvard University, bei einer Podiumsdiskussion leidenschaftlich gegen die Todesstrafe ausgesprochen hatte, wird er von der älteren Schwarzen Evangeline (Ruby Dee) angesprochen, die ihm einen Brief ihres Enkels Bobby Earl (Blair Underwood) zum Lesen überreicht, mit dem er den renommierten Juristen darum bittet, seine Verteidigung zu übernehmen. Vor acht Jahren soll Bobby Earl ein kleines weißes Mädchen vergewaltigt und ermordet haben, und nach seinem Geständnis wurde er in Florida zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. 
Nun behauptet Bobby Earl, dass der schwarze Sheriff Tanny Brown (Laurence Fishburne) das Geständnis aus ihm herausgeprügelt habe. Armstrong ist von dem Schicksal des Afroamerikaners, der immerhin an der Cornell University studierte, zwar berührt, verweist die alte Dame aber an einen Kollegen, da er selbst seit 25 Jahren kein Mandat mehr übernommen habe. Erst ein Gespräch mit seiner Frau Laurie (Kate Capshaw), die ebenfalls als Anwältin gearbeitet hat und Bobby Earl aus einem ihrer früheren Prozesse kennt, führt dazu, dass Armstrong sich doch noch des Falles annimmt. Tatsächlich führen einige Spuren in eine Richtung, die Bobby Earls Unschuld zu bestätigen scheint. Maßgeblichen Anteil daran hat der ebenfalls auf seine Hinrichtung wartende Serienmörder Blair Sullivan (Ed Harris), der Armstrong zu der Tatwaffe führt… 

Kritik: 

Eigentlich sollte man meinen, dass ein hochkarätig besetzter Thriller nach Vorlage eines erfolgreichen Autors ein Selbstläufer sei, doch Arne Glimcher und seine beiden eigentlich sehr versierten Drehbuchautoren Peter Stone („Charade“, „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“) und Jeb Stuart („Stirb langsam“, „Auf der Flucht“) haben das Kunststück fertiggebracht, unter besten Voraussetzungen leider nur Mittelmäßiges hervorzubringen. Dabei mutet die Ausgangssituation vielversprechend an. Dass der hochintelligente Schwarze Bobby Earl ausgerechnet von einem Schwarzen zum fatalen Geständnis geprügelt worden sein soll und von einem weißen Juraprofessor verteidigt werden will, der seit 25 Jahren keinen Mandanten mehr hatte, bietet Stoff für einen packenden Justiz-Thriller. Doch statt auf eigenständige Weise einen interessanten Plot zu entwickeln, behelfen sich die Filmemacher vertrauter Verweise auf Klassiker des Genres. 
So darf der plötzlich auf der Bildfläche erscheinende Serienkiller Blair Sullivan eine jähzornige Version von Hannibal Lecter verkörpern, was Ed Harris immerhin souverän gelingt. Und zum Ende hin verkommt das Finale zu einer schlappen Kopie des Showdowns von „Kap der Angst“
Genretypisch werden einige falsche Fährten gelegt, bis die wendungsreiche Entwicklung natürlich einen überraschenden Zwist offenbart. Das ist immerhin gut gespielt und von James Newton Howard („Outbreak“, „Unbreakable“) famos musikalisch untermalt, doch die Ideenlosigkeit und das schlampige Kopieren legendärer Szenen aus Genre-Klassikern trüben den Unterhaltungswert von „Im Sumpf des Verbrechens“ doch erheblich. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass Scarlett Johansson hier als Armstrongs Tochter ihre erst zweite Kinorolle spielt. 

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