Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3
Joseph Sargent hat seine Regiekarriere in den 1960er Jahren mit dem Abdrehen von Folgen für Fernsehserien wie „Lassie“, „Rauchende Colts“ und „Solo für O.N.K.E.L.“ begonnen, ehe er 1973 mit dem Burt-Reynolds-Actioner „Der Tiger hetzt die Meute“ auch seine Fähigkeit für größere Projekte unter Beweis stellte. Sein Meisterstück hat er zwei Jahre später mit „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ abgeliefert, einen klaustrophobischen Entführungsthriller, der etwas von der Atmosphäre damals angesagter Katastrophenfilme wie „Poseidon Inferno“, „Flammendes Inferno“ und „Airport“ atmete.
Inhalt:
Lieutenant Zachary „Zach“ Garber (Walter Matthau) von der New Yorker U-Bahn-Polizei führt gerade eine Delegation japanischer Geschäftsmänner von der U-Bahn in Tokio durch seinen Arbeitsbereich, als er die Nachricht erhält, dass der U-Bahnzug Pelham 1-2-3 von vier bewaffneten Männern entführt und in einem Tunnel mit 18 Unschuldigen an Bord besetzt wurde. Die vier Entführer sind nicht nur gleich gekleidet und mit Schnurrbärten, Brillen und Mützen maskiert, sondern reden sich mit nach Farben gewählten Decknamen an. Anführer und Organisator ist der ehemalige Söldner Ryder (Robert Shaw), Deckname Mr. Blue. Das Quartett wird durch Mr. Grey (Hector Elizondo), Mr. Green (Martin Balsam) und Mr. Brown (Earl Hindman) vervollständigt. Die Forderung der Entführer beträgt eine Million Dollar. Sollte der Geldbetrag nicht in einer Stunde bei den Gangstern sein, so würde für jede Minute, die überschritten wird, eine Geisel erschossen werden.
Währenddessen versucht Warren LaSalle (Tony Roberts), Pressesprecher des Bürgermeisters von New York, diesen zur Zahlung des Lösegelds zu überreden. Der Bürgermeister (Lee Wallace) liegt jedoch mit einer Erkältung im Bett und interessiert sich mehr für das Fernsehprogramm als für die Zahlung der Million Dollar aus der ohnehin klammen Stadtkasse. Erst als seine Frau darauf hinweist, dass er mit der Zahlung des Lösegelds weitere 18 Stimmen (die der Geiseln im Zug) bei der anstehenden Bürgermeisterwahl dazu gewinnt, gibt er das Geld frei.
Garber organisiert die Übergabe des Geldes, wird den Verdacht aber nicht los, dass er irgendetwas übersehen haben muss. Denn warum sollten die Gangster eine U-Bahn entführen, wenn ihnen jede Fluchtmöglichkeit verwehrt bleibt?
Kritik:
Joseph Sargent hat nach John Godeys Roman „The Taking of Pelham One Two Three“ ein packendes Heist Movie inszeniert, das durch den ungewöhnlichen Tatort – eine entführte U-Bahn – seine besondere klaustrophobische Atmosphäre bezieht. Geschickt beschränkt Sargent nämlich die Handlungsorte auf den dunklen U-Bahn-Tunnel, in dem die Entführer mit ihren Geiseln, unter denen sich auch noch ein Polizist in Zivil befindet, auf die Geldübergabe warten, und die Operationszentrale, in der auch der jeweils aktuelle Standort der Pelham 1-2-3 verfolgt werden kann.
Ab und an verschlägt es Garber auch an die Front, wenn er mit den Cops von den abgesperrten Straßen aus die U-Bahn verfolgt, oder die Kamera „verirrt“ sich auch mal ins Haus des wehleidigen Bürgermeisters, der seine Einstellung zur Zahlung des Lösegelds von dem Ratschlag seiner Frau und ein paar dadurch gewonnenen Wählerstimmen abhängig macht.
Abgesehen von diesem – zum Glück nur kurzen - überflüssigen Abschweifen bietet der Thriller aber atmosphärisch dichtes Genre-Kino, das weniger auf die Action, sondern das psychologische Duell zwischen Garber und Mr. Blue fokussiert ist und von den guten Darstellern getragen wird. Vor allem Walter Matthau („Ein seltsames Paar“, „Der große Coup“) überzeugt als schnoddriger Cop, der sich von seinem Gegenüber nicht einschüchtern lässt und alles daransetzt, ihn und seine Kumpane dingfest zu machen. Der unruhig flirrende Jazz-Score von David Shire („Zwei Galgenvögel“, „Fahr zur Hölle, Liebling“) trägt seinen Teil dazu bei, „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ zu einem packenden Thriller werden zu lassen, der 2009 von Tony Scott mit Denzel Washington und John Travolta in den Hauptrollen neu verfilmt worden ist.
Quentin Tarantino ließ sich übrigens von den nach Farben gewählten Decknamen der Gangster für sein Regiedebüt „Reservoir Dogs“ inspirieren.
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