Waffe des Teufels
Pierre Granier-Deferre (1927-2007) hat während seiner mehr als dreißigjährigen Karriere mit vielen Stars des französischen Kinos zusammengearbeitet, mit Jean Gabin ebenso wie mit Philippe Noiret, Lino Ventura, Romy Schneider, Michel Piccoli, Simone Signoret, Jean-Louis Trintignant, Yves Montand und natürlich auch Alain Delon. Nach „Der Sträfling und die Witwe“ (1971) inszenierte der routinierte Drehbuchautor und Regisseur („Ganoven rechnen ab“, „Die Katze“) 1979 mit „Waffe des Teufels“ einen Science-Fiction-Kriegsfilm, der zwar auch von Hauptdarsteller Alain Delon produziert wurde, allerdings nicht zu seinen besten Filmen zählt.
Inhalt:
Europa ist im Jahr 1993 Schauplatz eines Krieges, bei dem weder die Ursachen noch die beteiligten Parteien bekannt zu sein scheinen. Gewiss ist nur, dass mit technologisch extrem ausgefeilten Waffen gekämpft wird, unter denen Splitterbomben, die auf menschliche Wärme reagieren, zu zahllosen Opfern führen, die der emotional nach der Scheidung von seiner Frau abgestumpfte und zynische Jean-Marie Desprée (Alain Delon) als Chirurg in einem mobilen Feldlazarett wieder zusammenzuflicken versucht. Seine harte Schale wird erst durch die neue OP-Schwester Harmony (Véronique Jannot) aufgeweicht, die er zwar zunächst ebenso rüde behandelt wie seine anderen Mitmenschen, in die er sich dann aber doch zu verlieben beginnt.
Doch gerade als er wieder einen Sinn in seinem Leben findet, diagnostiziert er bei Harmony eine schwere Lungenkrankheit…
Kritik:
Pierre Granier-Deferre hat Jean Freustiés Roman „Harmonie ou les horreurs de la guerre“ nach eigenem Drehbuch verfilmt und dabei vor allem die Handlung in einem mobilen Feldlazarett in den Vordergrund gerückt, ohne auf die näheren Umstände des Krieges einzugehen. Kampfhandlungen im konventionellen Sinn finden in diesem Film nicht statt, Soldaten kommen nur als Opfer vor die Kamera, wenn sie mit fürchterlichen Brandwunden oder zerfetzten Gliedmaßen ins Lazarett eingeliefert werden. Es ist ein Krieg, der mit hochtechnologischen Waffen geführt wird. Granier-Deferre und sein Kameramann Claude Renoir („French Connection II“, „Der Spion, der mich liebte“) beschränken sich auf Flugzeuge und Hubschrauber, die Bomben abwerfen, schwimmende Panzer und Apparaturen, die mit ihrem feinen Radar Menschen aufspüren und Splittergranaten auf das erfasste Ziel abfeuern, um die Brutalität und das Grauen des Krieges zu veranschaulichen.
Richtig greifbar wird es jedoch erst in dem Feldlazarett, in dem sich Alain Delon als zynischer Chirurg kaum von dem Schrecken berührt zeigt. Es fällt schwer, sich in die Figuren einzufühlen, da Granier-Deferre kaum an einer tieferen Charakterisierung interessiert ist. Um emotionale Inhalte zu transportieren, bemüht der Filmemacher zunächst Briefe, die Desprée seiner Schwester schreibt, in denen etwas mehr vom Innenleben des Chirurgen offenbart wird, bevor sich die reine Arbeitsbeziehung zu attraktiven OP-Schwester Harmony auch zu einer romantischen entwickelt.
Allerdings setzt sich „Waffe des Teufels“ weder intensiver mit seiner offensichtlichen Kritik am Krieg noch mit der Beziehung zwischen Desprée und Harmony auseinander, so dass der Film am Ende seltsam blass bleibt.
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