Sanjuro
Mit dem ungewöhnlichen Samurai-Film „Yojimbo“ hat Akira Kurosawa nicht nur einen seiner erfolgreichsten Filme inszeniert, sondern auch maßgeblich das Genre des Italo-Westerns beeinflusst. Es war außerdem eine Paraderolle für Kurosawas Lieblingsdarsteller Toshiro Mifune. Mit „Sanjuro“ ließ der längst auch im Westen gefeierte Filmemacher eine Fortsetzung folgen, die dem intelligenten Konzept des Vorgängers folgt.
Inhalt:
Neun junge Samurai glauben, dass der Kammerherr Mutsuta (Yunosuke Ito) korrupt ist, nachdem er ihre Petition gegen Betrug vor Gericht zerrissen hat. Einer von ihnen erzählt dem Superintendenten Kikui (Masao Shimizu) davon, der sich der Sache annehmen will. Als sich die neun jungen Männer heimlich treffen, um dies an einem Schrein zu besprechen, werden sie von dem zuvor unentdeckten Rōnin (Toshiro Mifune) davor gewarnt, dem Superintendenten zu vertrauen.
Obwohl sie ihm zunächst nicht glauben, rettet er sie aus einem Hinterhalt. Er vermutet, dass Kikui den Kammerherrn aus dem Weg räumen will, weil dieser Kikuis Bestechlichkeit nachweisen könnte und deshalb eine Bedrohung für Kikui darstellt. Stattdessen soll Mutsuta als korrupt und Verräter bloßgestellt und nach seiner Festsetzung zu einem Geständnis gezwungen werden. Als zusätzliches Druckmittel werden auch Mutsutas Ehefrau (Takako Irie) und Tochter Chidori (Reiko Dan) ebenfalls gefangen gehalten.
Der Rōnin entschließt sich, Mutsuta und seiner Familie zu helfen, und befreit sie, nachdem die Wachen betrunken gemacht worden sind.
Als Mutsutas Frau ihren Retter nach seinem Namen fragt, schaut er aus dem Fenster auf die umliegenden Kamelienbäume und sagt, es sei Tsubaki Sanjuro, wörtlich „dreißigjährige Kamelie“. Sanjuro beschließt, sich den korrupten Beamten anzunähern und schließt sich deren Handlanger Hanbei (Tatsuya Nakadai) an, der ihm nach dem Hinterhalt am Schrein zuvor einen Job angeboten hatte.
Der Aufenthaltsort des Kammerherrn wird erst am nächsten Tag entdeckt, als Mutsutas Frau und Tochter ein Stück der zerrissenen Petition in dem kleinen Bach finden, der vom Anwesen des Hausverwalters an ihrem Versteck vorbeifließt. Da ein Angriff auf die Beamten unmöglich ist, da das Gelände voller bewaffneter Männer ist, heckt Sanjuro einen Plan aus, um die Armee auszuschalten…
Kritik:
Zwar liegt „Sanjuro“ vor allem Shūgorō Yamamotos Kurzgeschichte „Hibi Heian“ (dt. „Friedliche Tage“) zugrunde, doch statt die literarische Vorlage originalgetreu zu adaptieren, drängte das Studio nach dem Erfolg von „Yojimbo“ darauf, dem gerissenen Antihelden einen weiteren Auftritt zu verschaffen. Kurosawa arbeitete das Drehbuch entsprechend um, bewahrt insofern eine Kontinuität, als er den anonymen, etwas verwahrlost wirkenden Samurai einen Namen aus der Natur wählen lässt und nicht den eines großen Hauses oder Clans.
Der größte Unterschied zwischen „Yojimbo“ und „Sanjuro“ liegt in dem Setting. Spielte sich der erste Film in einer abgelegenen Grenzstadt ab, in der der Held rücksichtslos mit den örtlichen Schergen aufräumt und sie gegeneinander ausspielt, thematisiert „Sanjuro“ den feudalen Machtkampf in einer Clan-Festungsstadt. Der anonyme Samurai fungiert hier vor allem als Lehrer für die noch etwas naiven jungen Samurai, die noch nicht die Erfahrung besitzen, zwischen Gut und Böse, Schein und Sein zu unterscheiden.
Abgesehen von dem überraschend blutigen Showdown ist „Sanjuro“ sogar recht heiter ausgefallen und setzt sich auf vergnügliche Weise mit dem Ehrenkodex der japanischen Kriegerkaste auseinander, was durch die grandiose Kameraführung von Fukuzo Koizumi und die großartige Beleuchtung ebenso unterstützt wird wie durch Masaru Satos packenden Score. Vor allem aber erweist sich Kurosawa einmal mehr als höchst versierter Regisseur, der stets nicht nur die Übersicht über die Figuren und die Handlung behält, sondern auch den Fokus richtig setzt.
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