Reise in die Unendlichkeit

Nachdem Alain Delon 1977 noch einmal in „Der Fall Serrano“ und Anfang der 1980er Jahre in „Killer stellen sich nicht vor“ und „Rette deine Haut, Killer“ in qualitativ hochwertigeren Thriller zu sehen war, bemühte er sich in den folgenden Jahren auch vermehrt in anderen Genres, was nicht immer von Erfolg gekrönt war. Ein beredtes Beispiel stellt der Mystery-Thriller „Reise in die Unendlichkeit“ dar (1986), den damals schon kaum jemand im Kino sehen wollte und der heute nur noch lächerlich wirkt. 

Inhalt: 

Nach der Trennung von seiner Frau Catherine (Christine Boisson) ist der Trickfilmer Jean Diaz (Alain Delon) für die Erziehung ihres gemeinsamen Sohnes David (Alain Lalanne) zuständig. Als Catherine mit ein paar Freunden feiert, erfährt sie aus dem Fernsehen, dass ihr Mann bei einem Autounfall verunglückt ist. Sie ahnt nicht, dass es sich bei dem Unfall um das Resultat des bewussten Eingreifens von Gevatter Tod handelt, der sich neue Inspirationen für das einfallsreiche Ableben der Menschen wünscht und von seinem interaktiven Computer eine Liste von fünf Künstlern vorgelegt bekommen hat, aus der sich der Sensenmann Jean Diaz ausgesucht hat. 
Während David im Koma liegt, kämpfen die Ärzte im Krankenhaus um Jeans Leben. Nach einer erfolgreichen Operation lässt der Tod aber Strom und Notaggregat ausfallen, so dass Jean stirbt und im Reich von Gevatter Tod wieder zu sich kommt. Wenn er seinen Sohn lebendig wiedersehen will, muss Jean dem Tod einen Film vorlegen, der ihm die Langeweile vertreibt. Das, was Jean dem Sensenmann vorlegt, gefällt ihm ausgesprochen gut, doch Jean nutzt die Zeit in dem ihm zur Verfügung gestellten Studio auch dazu, einen Übergang zum Reich der Lebenden und damit zu seinem geliebten Sohn zu finden… 

Kritik: 

Der französische Filmemacher René Manzor hat keine besonders eindrucksvolle Werksbiografie vorzuweisen. Neben dem Musikvideo zu Bonnie Tylers „Merry Christmas“ führte Manzor vor allem bei Fernsehserien wie „Hitchhiker – Unglaubliche Geschichten“, „Highlander“, „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ und „X-Factor: Das Unfassbare“ Regie. 
Sein Sinn für das Mysteriöse kam aber bereits in seinem Langfilmdebüt „Reise in die Unendlichkeit“ zum Ausdruck, für das er zusammen mit seinem Hauptdarsteller und Produzenten Alain Delon auch das Drehbuch schrieb. Die Story ist dabei so hanebüchen, wie sie inszeniert ist. Da wird der Tod im klischeehaften Sensenmann-Gewand dabei gezeigt, wie er auf einer Wand mit verschiedenen Bildschirmen Filme von Kriegen und Naturkatastrophen verfolgt, ohne dass sie ihn irgendwie berühren. Es ist eben sein mittlerweile sehr eintöniges Alltagsgeschäft. 
Bei der Suche nach Inspirationen für ausgefallenere Tötungsszenarien hätte Gevatter Tod besser auf die neue Generation von Slasher-Produktionen wie „Saw“ und „Final Destination“ zurückgreifen sollen. Stattdessen sicher sich der Tod die Dienste eines Trickfilmers, der mit seinen Ideen eigentlich keine nennenswerten neuen Impulse liefert. Da wird ein Soldat im Dschungel erschossen, hier eine junge Frau von einem Mann verfolgt, vergewaltigt und getötet. 
So willkommen die Abwechslung ist, die öden Realfilmsequenzen mit Trickfilmszenen aufzupeppen, tragen sie leider nicht dazu bei, den Plot voranzutreiben. Wenn Diaz dann anfängt, mit einer provisorischen Schaufel ein Loch in den Boden seines Studios zu graben und so tatsächlich den Übergang in die Welt der Lebenden findet, ist es mit der Glaubwürdigkeit der Story endgültig vorbei.

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