Flic Story - Duell in sechs Runden

Seit Jacques Deray (1929 -2003) in den 1960er Jahren seine Karriere als Drehbuchautor und Regisseur begann, hat er einige sehenswerte Filme inszeniert, unter denen „Der Swimmingpool“ (1969), „Borsalino“ (1970) und „Brutale Schatten“ (1972) zu den bekanntesten zählen. 1975 inszenierte Deray „Flic Story“ nach einem Tatsachenroman von Roger Borniche mit Alain Delon und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen. An das große Vorbild des französischen Noirs, Jean-Pierre Melville („Der eiskalte Engel“, „Der Chef“), reicht Derays Krimi-Drama allerdings längst nicht heran. 

Inhalt: 

Roger Borniche (Alain Delon) hat sich als Inspektor der Sûreté nationale in Paris einen Namen als ebenso unbeirrbaren wie korrekten Polizisten erarbeitet, der von sich selbst meint, den Posten seines Chefs verdient zu haben, damit er für sich und seine Frau Catherine (Claudine Auger) ein größeres Haus ziehen kann. 
Als er am Morgen des 3. September 1947 das Büro betritt, hat sein gewalttätiger Kollege Lucien Darros (Denis Manuel) bereits den in Gangsterkreisen berüchtigten Kneipier Raymond Pelletier (Mario David) in der Mangel, da er für ein jüngst begangenes Verbrechen kein Alibi vorweisen kann. Borniche schickt Darros und dessen Kollegen Robert Hidoine (Henri Guybet) vor die Tür, um mit Pelletier allein sein zu können. Bevor er sich allerdings näher mit ihm beschäftigen kann, wird Borniche von Hauptkommissar Vieuchene (Marco Perrin) darüber informiert, dass der gefürchtete Gangster Émile Buisson (Jean-Louis Trintignant) aus dem Gefängnis ausgebrochen sei und man ihn unbedingt vor den Kollegen vom Quai des Orfèvres wieder dingfest machen müsse. 
Nachdem sich Borniche in seinem Büro kurz mit Buissons Akte vertraut gemacht hat, bietet er Pelletier die sofortige Freilassung an, wenn er ihm jene Informationen, die er an Kommissar Clot vom Quai des Orfèvres übermittle, als erstem mitteile, vor allem solche über Émile Buisson. Raymond, der sich in die Enge getrieben sieht, willigt ein. Währenddessen bereitet Jean-Baptiste Buisson (André Pousse) mit seinem Bruder Émile, der bei Pelletier untergetaucht ist, die Flucht in dessen Pariser Versteck vor. Nach einem erfolgreichen Banküberfall nimmt der Wettlauf mit der Polizei an Fahrt auf, doch Borniche ist jedes Mittel recht, Buisson vor seinen Kollegen zu erwischen… 

Kritik: 

Eigentlich hätte der Stoff, den Borniche in seinem 1973 veröffentlichten autobiografischen Roman verarbeitete, durchaus das Potenzial gehabt, einen atmosphärisch dichten und spannenden Neo-Noir-Thriller hervorzubringen, noch dazu mit zwei französischen Superstars, die allerdings kaum die Möglichkeit bekommen, ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. 
Alain Delon wirkt als Ehemann ebenso unbeteiligt wie als Cop. Die Jagd nach dem gerissenen Gangster Buisson entwickelt sich für ihn eher als intellektuelle und karrierefördernde Herausforderung denn als emotionale, wartet im Hauptteil des Films auch noch sehr dröge und ohne echte Höhepunkte. Erst in der letzten Viertelstunde nimmt „Flic Story“ an Fahrt auf und entschädigt für die zuvor eher lustlos vor sich mäandernde Story, die allein dadurch vorangetragen wird, dass Borniche die Informationen durch Pelletier verwertet und so den Vorsprung des Verbrechers wieder wettmachen kann, der auf seiner Flucht kaltblütig jeden erschießt, der ihm in die Quere kommt. 
Deray gelingt es nicht, aus der ohnehin schon recht konventionellen Story etwas Originelles zu kreieren, so dass „Flic Story“ weit unter seinen Möglichkeiten und im Genre-Mittelmaß steckenbleibt.

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