Casanovas Rückkehr
In den 1980er Jahren hat der vielbeschäftigte französische Superstar Alain Delon („Nur die Sonne war Zeuge“, „Liebe 1962“) den Zenit seiner Karriere längst überschritten und zeigte sich vor allem ab den 1980er Jahren bei der Auswahl seiner Rollen nicht besonders kritisch, unternahm aber auch immer wieder Ausflüge in Genres jenseits des Thrillers, wo er sich vor allem ab den 1960er Jahren hervorgetan hatte. So entstand sein 76. Film nach Arthur Schnitzlers 1918 veröffentlichten Roman „Casanovas Heimfahrt“ und präsentierte Delon als alternden, langhaarigen Lustgreis am Rande der Armut.
Nach Jahren des Umherirrens nähert sich Giacomo Casanova (Alain Delon) mit seinem Diener Camille (Fabrice Luchini) seiner Heimatstadt Venedig, aus der er einst nach seiner legendären Flucht aus den Bleikammern verbannt worden war, doch sitzen die beiden vorerst mittellos in einem kleinen südfranzösischen Landgasthof fest.
Nun, im Herbst seines Lebens, verarmt und ohne Perspektive, beschließt er, sich in die Dienste seiner Vaterstadt zu stellen, um sich die Heimkehr zu ermöglichen.
Doch zuvor will er das Herz der selbstbewussten, ebenso sehr jungen wie attraktiven Marcolina (Elsa Lunghini) zu erobern.
Auf dem Gut Olivios (Gilles Arbona), eines alten Bekannten, dem er einst finanziell aus der Klemme geholfen – und dessen Frau er natürlich verführt hatte, wirbt Casanova ein letztes Mal um eine Frau, der er hoffnungslos verfallen ist, die ihn aber immer wieder abweist.
Doch dann spielt sich bei einem Pokerabend Marcolinas Liebhaber Lorenzi (Wadeck Stanczak) um Kopf und Kragen und verschuldet sich beim Marquis de Cesi (Alain Cuny) mit 2000 Lire – exakt jene Summe, die Casanova gerade gewonnen hat.
Casanova schlägt dem Leutnant einen Pakt vor: Er begleicht dessen Schulden, dafür übernimmt er an seiner Stelle die Liebesnacht mit Marcolina. Der Leutnant willigt ein. Casanova eilt unverzüglich an Marcolinas Bett, die ihn in der Dunkelheit für Lorenzo hält. Erst am frühen Morgen merkt sie, mit wem sie diese heiße Liebesnacht verbracht hat. Beschämt verbirgt sie ihr Gesicht in den Händen. Lorenzo, von Eifersucht geplagt, erwartet Casanova im Hof und fordert ihn zum Duell…
Kritik:
Von seinem schon zur Legende gewordenen zügellosen Appetit auf Frauen ist der frühere Lebemann Casanova in Edouard Niermans‘ („Anthrazit“, „Engel aus Staub“) Verfilmung von Schnitzlers Roman weit entfernt, reist er doch an seinem Lebensabend mit seinem letzten ihm noch verbliebenen Freund mittel- und ziellos in Europa umher, stetig darauf hoffend, dass die Dogen Venedigs Milde walten und ihn in seine Heimatstadt zurückkehren lassen.
Niermans nutzt die weitverbreitete Vorstellung von Casanova, der bereits von so unterschiedlichen Schauspielern wie Donald Sutherland, Marcello Mastroianni und Heath Ledger auf der Leinwand zum Leben erweckt worden ist, um ein humorvolles Sittenbild der dekadenten Bourgeoisie am Ende des 18. Jahrhunderts zu zeichnen und Alain Delon in der Rolle des altersgeilen Verführers zu Hochform auflaufen zu lassen. Wie er die willensstarke Nichte seines Gastgebers (vergeblich) zu verführen versucht und sich mit raffinierten Schummeleien immer wieder aus der Affäre zieht, ist vergnüglich anzuschauen.
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