Ein Affe im Winter

Nach einigen Fernandel-Filmen zu Beginn der 1950er Jahre inszenierte der französische Filmemacher Henri Verneuil 1956 mit „Der Weg ins Verderben“ seinen ersten Film mit Schauspiellegende Jean Gabin. 1961 folgte „Der Präsident“ und ein Jahr später „Ein Affe im Winter“, die erste und einzige Zusammenarbeit von Gabin und Nouvelle-Vague-Star Jean-Paul Belmondo („Außer Atem“, „Eva und der Priester“). 

Inhalt: 

Während des Zweiten Weltkriegs durchlebte der Hotelbesitzer Albert Quentin (Jean Gabin) im Alkoholrausch die Bombardierung des normannischen Küstenorts Tigreville durch die Alliierten und vor allem immer wieder die Abenteuer zu seiner Zeit als Quartiermeister eines Expeditionskorps in China. Seiner Frau Suzanne (Suzanne Flon) versprach er während eines besonders heftigen Angriffs, dem Alkohol abzuschwören, sollten sie beide die Nacht überleben. Fünfzehn Jahre später steigt der Werbetexter Gabriel Fouquet (Jean-Paul Belmondo) in seiner Pension ab, um seine Tochter im nahegelegenen Internat zu besuchen. 
Es dauert nicht lange, bis Albert in dem jungen Mann einen Gleichgesinnten erkennt. Gemeinsam frönen sie intensiv dem Alkoholgenuss und tauschen ihre Erinnerungen und Phantastereien aus, die sie in einem bunten Feuerwerk am Strand ausleben… 

Kritik: 

Verneuil inszenierte „Ein Affe im Winter“ nach dem 1959 erschienenen, gleichnamigen Roman von Antoine Blondin und setzte dabei ganz bewusst auf das Charisma seiner beiden Hauptdarsteller, denn die Handlungsebene bot nicht viel, um daraus einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen. Verneuil und sein Kameramann Louis Page („Hafen im Nebel“, „Im Mantel der Nacht“) nehmen sich zunächst viel Zeit, um Jean Gabin als trinkfreudigen Hotelier seine Erinnerungen an die Zeit bei der Marineinfanterie ausleben zu lassen, während seine Frau den Laden am Laufen hält. Nach dem erfolgreich eingelösten Versprechen ist es nach fünfzehn Jahren die Ankunft des trübsinnigen Fouquet, die Quentin dazu animiert, gemeinsam mit seinem sympathischen Gast in die Traumwelten zu entfliehen, die ihnen die Bürde des Alltags erleichtern. Dabei erscheint es unerheblich, dass der eine sich an den Reisschnapsrationen chinesischer Piraten ergötzt und der andere als iberischer Stierkämpfer seine Heldentaten vollbringt. 
Einig sind sie sich darin, sich einander den Raum zu gewähren, diese Phantastereien des jeweils anderen mitzutragen, an ihnen teilzuhaben und sie nicht ins Lächerliche zu ziehen – auch wenn sie am Ende die Realität wieder einholt. 

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