Ein Fleck in der Sonne
Als Lorraine Hansberrys Theaterstück „A Raisin in the Sun“ 1959 seine Uraufführung feierte, war es nicht nur das erste Stück einer afroamerikanischen Autorin, das am Broadway produziert wurde, sondern entwickelte sich auch zu einem großen kommerziellen und künstlerischen Erfolg gewesen, der mit dem New York Drama Critics’ Circle Award gekrönt worden ist. Zwei Jahre später entstand unter der Regie von Daniel Petrie die von Hansberry selbst adaptierte Filmversion, die hierzulande unter dem Titel „Ein Fleck in der Sonne“ bekannt wurde und für die immerhin sieben Mitglieder der Originalbesetzung gewonnen werden konnte, darunter auch die vier Hauptdarsteller.
Das afroamerikanische Ehepaar Walter Lee (Sidney Poitier) und Ruth Younger (Ruby Dee) lebt mit dem sechsjährigen Sohn Travis (Steven Perry) in sehr beengten Verhältnissen im Süden von Chicago, denn Walter Lees Schwester Beneatha (Diana Sands) lebt ebenso mit ihnen unter einem Dach wie Walter Lees Mutter Lena (Claudia McNeill). Während Beneatha Ärztin werden will, träumt auch der auf Chauffeur arbeitende Walter Lee von einem besseren Leben und will sich zusammen mit zwei Freunden mit einem Getränkeshop selbstständig machen. Als Startkapital braucht er allerdings 10.000 Dollar.
Das ist genau die Summe, die Lena von der Lebensversicherung ihres verstorbenen Mannes erhält. Doch Lena hat ganz andere Vorstellungen, was sie mit dem Geld machen will. Einen Teil davon will sie Beneatha überlassen, damit sie ihr Medizinstudium beenden kann, den Rest des Geldes will sie als Anzahlung für ein kleines Haus investieren, das allerdings in einer rein von Weißen bewohnten Gegend liegt.
Das Nachbarschaftskomitee von Clybourne Park versucht in Person von Mark Lindner (John Fiedler) die Youngers davon zu überzeugen, dass es für alle Beteiligten besser wäre, wenn jeder in der Gegend lebt, wo man unter seinesgleichen sei. Unter den Familienangehörigen entfacht ein heftiger Streit, wie das Geld am besten verwendet werden sollte und was es heißt, ein stolzer Farbiger zu sein…
Kritik:
Lorraine Hansberry ist mit ihrem ersten Theaterstück etwas Außergewöhnliches gelungen. Auch wenn die Geschichte – sowohl auf der Bühne als auch später auf der Leinwand – von den Problemen einer afroamerikanischen Familie handelt, treffen ihre Probleme doch ebenso auf weiße Unterschichtler zu, die in prekären Arbeitsverhältnissen ihren kargen Lebensunterhalt verdienen und von einem besseren Leben träumen.
So viel ist es eigentlich nicht, wonach die Youngers streben. Etwas mehr Platz zum Wohnen, so dass der Junge nicht auf der Couch schlafen muss und man sich morgens nicht vor dem Gemeinschaftsbad anstellen muss, das auch von anderen Hausbewohnern mitbenutzt wird.
Zudem haben Walter Lee und Ruth wenig Lust, ihr Leben lang den Dreck der Weißen wegzumachen und sie durch die Gegend zu kutschieren, ohne dass sie bewusst zur Kenntnis genommen werden. Lenas Mann hat die Schufterei schließlich auch zu früh ins Grab gebracht.
Wie dieses bessere Leben für alle aber aussehen soll, darüber gehen die Meinungen bei den Youngers stark auseinander. Beneatha will nicht nur Ärztin werden, sondern auch ihre Identität finden, wozu ihr ihr nigerianischer Verehrer Joseph Asagai (Ivan Dixon) verhelfen will, indem er sie mit in seine Heimat nimmt. Walter Lee will aber sein eigener Herr sein und setzt dafür einiges aufs Spiel. Als besonderer Coup erweist sich die Konfrontation zwischen den Youngers und dem weißen Vermittler des Nachbarschaftskomitees von Clybourne Park, denn hier prallen erstmals rassistische Ressentiments auf die ganz persönlichen und ehrbaren Wünsche der Youngers, die sich daraufhin besinnen müssen, was ihnen wirklich wichtig ist.
Die schauspielerischen Leistungen des Ensembles lassen sich nur als fesselnd beschreiben. Die Hoffnungen, Träume und Wünsche von Menschen, die sich von der Armut nicht brechen lassen, sind auch heute noch so aktuell wie damals, weshalb „Ein Fleck in der Sonne“ als zeitloser Klassiker angesehen darf.
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