Der Außenseiter
Jacques Deray hat sich mit den Alain-Delon-Filmen „Der Swimmingpool“, „Borsalino“, „Borsalino & Co.“, „Flic Story – Duell in sechs Runden“ und „Drei Männer müssen sterben“ einen Namen gemacht, bevor er 1983 erstmals mit einem weiteren französischen Kinostar zusammenarbeitete, nämlich mit dem damals bereits 50-jährigen Jean-Paul Belmondo. In „Der Außenseiter“ darf Bélbel einmal mehr beweisen, dass ihm die Rolle des knallhart agierenden Cops wie auf den Leib geschrieben ist.
Der berühmt-berüchtigte Drogenfahnder Philippe Jordan (Jean-Paul Belmondo) wird von Paris nach Marseille versetzt, um dort den von Gangsterboss Meccacci (Henry Silva) beherrschten Drogenhandel in den Griff zu bekommen. Nachdem er aus einem Informanten die nötigen Einzelheiten herausgeprügelt hat, macht er ein Schnellboot ausfindig, auf dem sich eine riesige Drogenlieferung befindet. Statt die Beute allerdings nach Vorschrift sicherzustellen, versenkt er die Pakete mit dem Heroin kurzerhand im Meer, um Meccacci aus der Reserve zu locken. Tatsächlich rächt sich der Drogenboss an Jordan, indem er dessen Informanten tötet und die Leiche im Appartement des Kommissars deponiert. Zwar kann Jordan eine drohende Anklage wegen Mordes noch abwehren, aufgrund dieser Verwicklungen wird Jordan jedoch zur Pariser Sitte strafversetzt. Der eigenwillige Cop denkt aber gar nicht daran, den Drogenbaron davonkommen zu lassen. Stattdessen setzt er, mit Hilfe seines neuen Kollegen Rojinski (Pierre Vernier) und gegen den Willen seines Vorgesetzten, die Ermittlungen fort. Und mit Freddy dem Chemiker (Michel Robin) stößt er auch bald auf einen Zeugen, der gegen Meccacci aussagen könnte…
Kritik:
Die Ruhe zu Beginn von Derays „Der Außenseiter“ ist trügerisch. Wenn Belmondos Figur entspannt im Schnellzug von Paris nach Marseille reist und nachdenklich mit dem Finger am Kinn entlangfährt, die Zeitung mit seinem Foto auf der Titelseite vor sich, dann scheint der eigenwillige Cop, den wir wenig später an seiner neuen Wirkungsstätte in Aktion sehen, nur seine Optionen in Gedanken durchzuspielen, wie er dem Drogenkartell am besten beikommen soll.
Wie sich schnell herausstellt, sucht Belmondos Jordan die direkte Konfrontation, mischt in einem Schmuggler-Café das gesamte Publikum auf und wirft dabei mit rassistischen Sprüchen um sich, für die er heutzutage selbst weggesperrt werden würde. Belmondo blüht in seiner prollig ausstaffierten Rolle vollkommen auf, darf von einem Hubschrauber aus ein Schnellboot kapern und sich eine wilde Verfolgungsjagd auf den Straßen von Marseille mit den Gangstern liefern, alles untermalt von einem coolen Soundtrack, den einmal mehr Ennio Morricone („Der Profi“) beigesteuert hat.
Der junge Tchéky Karyo („Nikita“, „Der Patriot“) bekommt leider noch nicht viel Gelegenheit, seine Schauspielkünste unter Beweis zu stellen, dafür gibt Henry Silva („Botschafter der Angst“, „Cusack – Der Schweigsame“) wieder einen charismatischen Bösewicht ab.
„Der Außenseiter“ ist in seiner Verherrlichung von Gewalt, die mit flotten Sprüchen untermalt wird, und Selbstjustiz kein tadelloses Filmvergnügen, doch wer von diesen durchaus kritischen Aspekten absehen kann, bekommt einen launig inszenierten Actioner geboten.
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