Der Erpresser

Der Drehbuchautor und Regisseur Alain Jessua hat bereits das Skript zu dem Krimi-Drama „Der Schocker“ (1973) mit Alain Delon verfasst und den Film auch inszeniert. Vier Jahre später durfte Jessua erneut mit der französischen Schauspiel-Legende zusammenarbeiten, wobei Delon in „Der Erpresser“ eher in einer – wenn auch wichtigen - Nebenrolle zu sehen ist und Jean Yanne („Die große Masche“, „Weekend“) zur tragenden Figur des Psycho-Thrillers wird. 

Inhalt: 

Als der an Depression leidende Fernsehmechaniker Louis Carrie (Jean Yanne) nach dem Tod seines Bruders die Lebensversicherung in Höhe von 25.000 Franc ausgezahlt bekommt, will er seinen Job an den Nagel hängen, die triste Hochhaussiedlung in seinem Wohnort verlassen und auf Reisen gehen. Zunächst will er sich von seinem einzigen Freund, den nicht sehr hellen, dafür aber überaus loyalen Albert (Renato Salvatori) nur verabschieden, doch dann beschließt er, ihn mitzunehmen, schließlich hat er für seine weiteren Pläne eine wichtige Verwendung für ihn. Er kauft dem Hobbyfotografen eine neue Kamera und lässt ihn fleißig darin üben, Fotos in allen möglichen Situationen von sich schießen zu lassen. 
Diese Übungen dienen als Vorbereitung für einen außergewöhnlichen Coup. Louis sucht die Nähe prominenter Politiker und Künstler und lässt sich mit ihnen – meist von Pressefotografen – während der Begegnung mit ihnen ablichten. Doch dem psychisch labilen Louis reicht die einfache Veröffentlichung der Bilder in den Zeitungen des Landes nicht. Er strebt nach echter Berühmtheit und beginnt, mit der Ermordung prominenter Persönlichkeiten zu drohen, nachdem er – mitunter maskiert – bewiesen hat, dass er problemlos in ihre Nähe gelangen kann. Der mit dem Fall betraute Kommissar sucht sofort die Unterstützung seines Freundes Dr. Michel Ambrose (Alain Delon), der mit seiner Expertise den Täter zu verstehen sucht, um das angekündigte Verbrechen verhindern zu können… 

Kritik: 

Alain Jessua hat mit „Der Erpresser“ den Roman „The Voice of Armageddon“ von David Lippincott als Psycho-Thriller über einen sensationslüsternen, nach öffentlicher Aufmerksamkeit gierenden Mechaniker inszeniert, der den Tod seines Bruders und die damit einhergehende erkleckliche Summe, die ihm durch die Lebensversicherung zukommt, als Startschuss für eine ungeheuerliche Mission verwendet, in deren Verlauf sogar Interpol und die Eurovision involviert werden. 
Auf der Jagd nach der größtmöglichen Reichweite und Medienöffentlichkeit wirkt der überzeugend von Jean Yanne dargestellte Louis wie der Vorläufer eines Instagram-Influencers oder YouTubers, der nach Millionen von Followern lechzt. Alain Delon kommt als Psychiater erst spät dazu und darf dann nur noch Küchenpsychologie-Plattitüden von sich geben und die Polizei dabei unterstützen, dem Erpresser eine Falle zu stellen. Da die Psychologie nicht viel hergibt, setzt Jessua auf einen internationalen Großeinsatz, viele Nebenfiguren und Schauplätze, falsche Fährten und ein leider etwas unglaubwürdiges Finale, in dem Alain Delon etwas zu stoisch und lustlos agiert, als wäre er selbst von dem Szenario, das ihm aufgezwängt wird, nicht allzu überzeugt.  

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